Im Zeitplan sind die Rückbau-Arbeiten im vor acht Jahren stillgelegten Kernkraftwerk Grafenrheinfeld im Landkreis Schweinfurt. 175 Mitarbeitende sind laut Angaben des Betreibers Preussen Elektra damit beschäftigt, den 1982 in Betrieb genommenen Druckwasserreaktor zurück zu bauen. Der Rückbau soll bis 2033 beendet sein. Eine Sprengung der markanten Kühltürme könnte es bereits 2024 geben, ein Projektteam bereitet diese vor.
Preussen Elektra gab nun einen "Meilenstein" beim Rückbau in einer Mitteilung bekannt, die so genannte "Wasserfreiheit". Das bedeutet, dass die Reinigungs- und Entleerungsarbeiten am Brennelementlagerbecken abgeschlossen wurden. "Die wesentlichen wasserführenden Systeme, maßgeblich das Reaktor- und Brennelementlagerbecken, sind entleert und die großen Wassermassen wurden aufbereitet und abgegeben", heißt es in der Mitteilung.
„Mit diesem Meilenstein haben wir inzwischen fast die Hälfte des nuklearen Rückbaus des KKG geschafft“, wird Anlagenleiter Bernd Kaiser zitiert, der die Mitarbeitenden für ihr Engagement beim Rückbau lobt.
Preussen Elektra kündigt Demontage des Reaktordruckbehälters an
Bereits Ende 2022 wurde laut Preussen Elektra das Reaktorbecken gereinigt und entleert, nachdem die Einbauten des Reaktordruckbehälters demontiert und verpackt waren. Anfang diesen Jahres begannen die Arbeiten zur Beräumung des Brennelementlagerbeckens. Danach sei das rund 14 Meter tiefe Becken etappenweise entleert und gereinigt worden.
Der Betreiber kündigt auch schon das nächste "Großgewerk" an, nämlich die Demontage des Reaktordruckbehälters. Dafür liefen die Vorbereitungen, denn die Arbeiten werden aufwändig: Es handelt sich um ein 400 Tonnen schweres Bauteil, dessen fachmännische Zerlegung im November beginnen und rund acht Monate benötigen soll.
Bis Ende 2022 wurden bereits über 2600 Tonnen Material ausgebaut
Beim Rückbau des Atommeilers fällt natürlich sehr viel Material an, das entsorgt werden muss. Bis Ende des vergangenen Jahres waren es gut acht Prozent der kompletten Masse, rund 2600 Tonnen. Nach dem Rückbaukonzept sollen möglichst viele Materialen, wie etwa Metall oder Betonteile, in den Recycling-Kreislauf zurückgeführt werden. Dazu werden die Teile aus dem Kontrollbereich "freigemessen". Das heißt: Sie gelten als unbedenklich, wenn sie eine Strahlung von zehn Mikrosievert pro Jahr nicht überschreiten. Gerade dieses Verfahren hat dem Betreiber viel Kritik von Atomkraftgegnern eingebracht.
Nicht wiederverwertbare Reste müssen anderweitig entsorgt werden. Mehr als 100 Tonnen Abfall, unter anderem Asbest, wurden auf der Deponie Rothmühle im Landkreis Schweinfurt und 17 Tonnen im Schweinfurter Müllheizkraftwerk entsorgt. Abfall, an dem sich noch nukleare Anhaftungen befinden, kommt in Container, die in das 2021 in Betrieb genommene Zwischenlager AZR in Grafenrheinfeld gestellt werden.
Dort befanden sich laut Betreiber im Frühjahr 75 Gebinde mit 115 Tonnen radioaktivem Müll. Dieser soll später zum Schacht Konrad bei Salzgitter gebracht werden, dem dafür vorgesehene Endlager. Neben dem AZR in Grafenrheinfeld steht das Zwischenlager BZR für die in Castoren eingeschlossenen und hochradioaktiven Brennelemente. Für diese Stoffe gibt es noch kein Endlager.
Wiederinbetriebnahme des Kernkraftwerks Grafenrheinfeld ist ausgeschlossen
Gerade im Winter 2022/23 gab es aufgrund der Energiekrise eine Diskussion, länger an der Atomkraft in Deutschland festzuhalten. Eine Wiederinbetriebnahme in Grafenrheinfeld ist derweil ausgeschlossen, schon aus technischen Gründen. Insbesondere Sicherheits- und Kühlsysteme sind bereits endgültig außer Betrieb. "Die Rückbauarbeiten im Kontrollbereich sind irreversibel", bestätigte eine Sprecherin von Preussen Elektra der Redaktion bereits im Sommer 2022.