Am Freitag, 16. August, wurden die Kühltürme des Kernkraftwerks Grafenrheinfeld gesprengt. Mit einiger Verzögerung. Ein Pro-Atom-Aktivist war auf einen Strommast im Sperrgebiet geklettert. Tausende hatten die Sprengung mitverfolgt.
Am Morgen danach kommen wieder viele Menschen in die Nähe des Kraftwerksgeländes. Sie wollen sehen, was von den 143 Meter hohen Türmen übrig ist. Viele Fotos werden gemacht. An den Tagen davor vielleicht ein Selfie mit den Zwillingen, jetzt eines mit den Trümmern im Hintergrund.
Immer noch wird diskutiert, ob man sie nicht hätte stehen lassen sollen. "Sie waren ein Zeichen, man hat sie von weitem gesehen", sagt ein Mann. Er hätte sich gewünscht, dass sie noch stehen würden. Ein Gefühl, das offenbar viele an diesem Morgen haben. Die Kühltürme haben dazugehört. Dass sie auf einmal nicht mehr da sind, ist ein Bruch.
Am Wegkreuz, dem Schauplatz vieler ökumenischer Andachten der Atomkraftgegner, entlang sieht man Stück für Stück mehr Reste. Die Lichtmasten sind noch da, die um die Türme standen. Dazwischen große Brocken, Beton-Reste der Stützenpaare, vermutlich. "Wie in der Tagesschau, wenn Bilder von Gaza kommen", sagt ein Mann.
Viele machen Fotos, unterhalten sich darüber, wo sie die Sprengung gesehen haben. Oder dass sie dummerweise den Moment verpasst haben, weil sie sich, als die Verzögerung bekannt war, etwas zu essen gemacht haben. "Erst um 22 Uhr haben wir in Grafenrheinfeld wieder die Fenster aufmachen können", erzählt eine Frau. Vor den Straßenlaternen sei ein richtiger Schleier sichtbar gewesen.