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Schweinfurt
Landesgartenschau ja oder nein? Das denken 8 Menschen aus dem Raum Schweinfurt
Die Landesgartenschau soll 2026 in Schweinfurt stattfinden. Noch könnte die Stadt aus dem Projekt aussteigen. Wie denken die Menschen in Schweinfurt darüber?
Soll die Landesgartenschau 2026 in Schweinfurt stattfinden? Acht Menschen aus dem Raum Schweinfurt haben uns ihre Meinung verraten.
Foto: Felix Mock | Soll die Landesgartenschau 2026 in Schweinfurt stattfinden? Acht Menschen aus dem Raum Schweinfurt haben uns ihre Meinung verraten.
Felix Mock
Felix Mock
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:31 Uhr

Überflüssiges Prestigeprojekt oder klare Aufwertung der Stadt? Darüber, ob die Landesgartenschau 2026 in Schweinfurt stattfinden soll, wird nicht nur im Stadtrat aufgeregt debattiert. Für Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) ist es das größte Umweltschutzprojekt der Stadt seit dem Zweiten Weltkrieg, fünf von neun Gruppen und Fraktionen im Stadtrat fordern den sofortigen Ausstieg. Feststeht, dass die Kosten für eine Landesgartenschau aufgrund rasant steigender Baukosten nach oben schnellen dürften.

Wie denken die Menschen im Raum Schweinfurt über die geplante Landesgartenschau in ihrer Stadt? Im Januar 2019 war das Ergebnis des Bürgerentscheids zu dem Projekt auf dem etwa zehn Hektar großen Gelände der früheren Ledward-Kasernen eindeutig: Nein, stimmten die Schweinfurterinnen und Schweinfurter. Weil jedoch das geforderte Quorum von mindestens 5842 Stimmen (15 Prozent aller Wahlberechtigten) verfehlt worden war, galt der im September 2018 im Stadtrat gefasste Entschluss für eine Landesgartenschau.

Auf dem zehn Hektar großen Gelände der ehemaligen Ledward-Kaserne soll die Landesgartenschau 2026 in Schweinfurt stattfinden.
Foto: Stadt Schweinfurt | Auf dem zehn Hektar großen Gelände der ehemaligen Ledward-Kaserne soll die Landesgartenschau 2026 in Schweinfurt stattfinden.

Beim Streifgang durch die Stadt, etwa dreieinhalb Jahre nach besagtem Bürgerentscheid, bestätigt sich der Eindruck von damals. Die Menschen im Raum Schweinfurt äußern sich in einer freilich nicht repräsentativen, wohl aber als Indikator tauglichen Umfrage einer Landesgartenschau eher ablehnend gegenüber.

Margarita Afanasjew (64) aus Schweinfurt

Margarita Afanasjew, 64 Jahre, aus Schweinfurt
Foto: Felix Mock | Margarita Afanasjew, 64 Jahre, aus Schweinfurt

"Grün ist in der Stadt immer notwendig. Aber wir haben hier in Schweinfurt so viele Probleme, dass es nicht wirklich rational ist, so viel Geld für eine Landesgartenschau auszugeben. Mit diesem Geld könnte man im sozialen Bereich vieles bewegen, vor allem was Kinder und Jugendliche betrifft. Dass all diese jungen Leute bessere Chancen für ihre Zukunft haben, ist viel wichtiger als so ein Vorhaben."

Bernhard Wolf (69) aus Schweinfurt

Bernhard Wolf, 69 Jahre, aus Schweinfurt
Foto: Felix Mock | Bernhard Wolf, 69 Jahre, aus Schweinfurt

"Ich bin der Meinung, dass man das Geld sinnvoller einsetzen könnte. Und, dass die Stadt besser beraten wäre, aus dem Vertrag auszusteigen. Man hätte die Bevölkerung der Stadt Schweinfurt befragen sollen, schon einige Jahre im Voraus: Wollt ihr das oder sollen wir das Geld für etwas anderes einsetzen? Aber so ist die Politik leider nicht gestrickt. Wir haben das Thema Klimawandel vor uns. Die Fläche zu begrünen, ist sicher sinnvoll. Aber die ganzen Kosten, die mit einer Landesgartenschau verbunden sind, wären in anderen Bereichen, wie zum Beispiel erneuerbare Energien, besser eingesetzt. Mir fehlt beim Projekt Landesgartenschau einfach die Zukunftsfähigkeit, der Weitblick."

Tina Derleder (35) aus Schweinfurt

Tina Derleder, 35 Jahre, aus Schweinfurt
Foto: Felix Mock | Tina Derleder, 35 Jahre, aus Schweinfurt

"Ich finde es gut, dass die Landesgartenschau hier nach Schweinfurt kommen soll, ich werde sie mir auch definitiv ansehen und mit meinem Hund Cindy dort spazieren gehen. Ich hoffe nur, dass die Eintrittspreise nicht so hoch ausfallen werden. Und, dass es ermäßigte Preise geben wird für Leute, die sich das in diesen Zeiten nicht mehr so einfach leisten können."

Peter Wolz (57) aus Schweinfurt

Peter Wolz, 57 Jahre, aus Schweinfurt
Foto: Felix Mock | Peter Wolz, 57 Jahre, aus Schweinfurt

"Bei der aktuellen finanziellen Situation ist die Frage, ob man eine Landesgartenschau wirklich braucht. Man hat ja oft gehört, dass eine Landesgartenschau finanzielle Lücken hinterlässt. Und wie das mit dem Krieg in der Ukraine weitergeht, weiß auch keiner. Soziale Einrichtungen, Schulen, Kindergärten: Da wäre das Geld definitiv besser aufgehoben. Manche von diesen Gebäuden sind total marode. Ich glaube nicht, dass es stattdessen so ein Prestigeprojekt braucht. Wenn sie denn trotzdem kommt, würde ich mir das aber schon mal anschauen. Aber ich frage mich, ob dann wirklich so viele Leute nach Schweinfurt kommen würden."

Samira Gräf (25) aus Schweinfurt

Samira Gräf, 25 Jahre, aus Schweinfurt
Foto: Felix Mock | Samira Gräf, 25 Jahre, aus Schweinfurt

"Für mich ist eine Landesgartenschau Geldverschwendung. Das Geld könnte man sinnvoller investieren. Ich bin auch nicht wirklich gartenaffin, ich würde das auch eher weniger nutzen. Besser wäre es, die Jugendarbeit zu unterstützen, die Sportstätten auszubauen oder mehr Mülleimer aufzustellen. Die Summen, die da investiert werden sollen, sind ja utopisch. Und auf der anderen Seite wird im sozialen Bereich gefühlt gar nichts gemacht. Sonst hört man immer, es sei kein Geld da. Für so ein Prestigeprojekt wird das dann aber plötzlich möglich gemacht."

Hans-Joachim Rausch (70) aus Grettstadt

Hans-Joachim Rausch, 70 Jahre, aus Grettstadt
Foto: Felix Mock | Hans-Joachim Rausch, 70 Jahre, aus Grettstadt

"Für die Anwohner ist das sicher eine schöne Sache. Wichtiger wäre es aus meiner Sicht aber, das in Ordnung zu bringen, was bereits besteht. Die alte Wehr, das sollten sie sich mal anschauen. Stattdessen wird wieder etwas Neues gebaut, was dann wieder Geld kostet. Es gibt so viel zu tun, das kostet so viel Geld. Warum noch mehr?"

Regina Mörschel (60) aus Schweinfurt

Regina Mörschel, 60 Jahre, aus Schweinfurt
Foto: Felix Mock | Regina Mörschel, 60 Jahre, aus Schweinfurt

"Ich hab früher in Frankfurt gewohnt, da gab es auch mal eine Landesgartenschau. Die habe ich gut in Erinnerung. Ob es das in Schweinfurt braucht? Es gibt immer ein Für und Wider. So etwas auszurichten, ist natürlich nicht billig. Da darf man überlegen, ob man diese Millionen nicht für etwas anderes verwenden könnte. Außerdem gibt es hier in der Region viele Reiseziele, die man für Ausflüge ansteuern kann. Für Schweinfurt wäre es aber natürlich eine Aufwertung. Sollte es aber keine Landesgartenschau hier geben, würde ich sie auch nicht sonderlich vermissen."

Werner Friedrich (75) aus Gerolzhofen

Werner Friedrich, 75 Jahre, aus Gerolzhofen
Foto: Felix Mock | Werner Friedrich, 75 Jahre, aus Gerolzhofen

"Ich bin ja kein Schweinfurter, aber ich denke, für die Stadt sind die Kosten schon enorm. Aber wenn die Landesgartenschau hierherkommen sollte, werde ich sie auch mal aufsuchen. Eine schlechte Sache ist das ja nicht, ich sehe das nicht so negativ wie manch anderer. Es ist halt eine Kostenfrage, aber eine Stadt wie Schweinfurt kann das sicherlich stemmen. Die Idee, dass das alte Kasernengelände wieder eine Verwendung findet, finde ich gar nicht so schlecht."

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Wann die Schweinfurt noch aus dem Projekt Landesgartenschau aussteigen kann

Zur Durchführung der Landesgartenschau 2026 hat die Stadt Schweinfurt einen Vertrag mit der Bayerischen Landesgartenschau GmbH geschlossen. In diesem Papier verankert ist ein Sonderkündigungsrecht für den Ausrichter. Die Stadt Schweinfurt kann, so sie denn will, aus dem Projekt Landesgartenschau aussteigen.
Wie teuer eine solche Entscheidung wäre, hängt von den jeweiligen Ausgleichszahlungen ab. Diese sind gestaffelt: Der nächstmögliche Ausstiegstermin wäre zum 31. Dezember 2022. Das würde der Stadt einen niedrigen sechsstelligen Betrag an Kompensation abzüglich schon geleisteter Zahlungen kosten. Jedoch gilt dabei eine Kündigungsfrist von sechs Monaten, die Stadt Schweinfurt müsste also bis Donnerstag, 30. Juni, kündigen. Das ist nicht möglich, will der Stadtrat wie von Oberbürgermeister Sebastian Remelé und Finanzreferentin Anna Barbara Keck vorgeschlagen erst im Herbst bei den Haushaltsberatungen darüber entscheiden.
Verstreicht diese Frist ungenutzt, ist der nächstmögliche Ausstiegstermin der 31. Dezember 2024, und die Ausgleichszahlungen höher. Ab dem 1. Januar 2025 könnte die Stadt immer noch aussteigen, dann jedoch zu einem hohen sechsstelligen Betrag.
Quelle: fmo
 
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