Erst in rund drei Jahren wird es wieder ein geöffnetes Theater in Schweinfurt geben. Der Grund für die Schließung: Die Sanierung, die im nächsten Jahr beginnt. Doch welches Angebot macht die Stadt in der Zwischenzeit den rund 6500 Abonnenten, die teilweise schon seit Eröffnung des Theaters 1966 ein Abo haben? Zahlreiche, das ist jetzt schon klar.
Kürzlich wurden die Abonnenten per Post vom Oberbürgermeister in einem zweiseitigen Brief über den Sachstand informiert. Die Abos ruhen im Moment, niemand verliert seinen angestammten Platz, auch kein Geld wegen 2020 coronabedingt ausgefallener Veranstaltungen.
Der Brief verdeutlichte das, was Kulturamtsleiterin Andrea Brandl sagt: "Hinter den Kulissen arbeiten wir mit Volldampf an einem alternativen Programm." Die Sanierung der Haustechnik, des Daches, des Brandschutzes und der Bühnentechnik ist unaufschiebbar. Die Schließung des Hauses löste aber auch eine große Welle der Solidarität aus, denn mehrere alte Partner und einige neue Interessenten meldeten sich bereits bei Andrea Brandl und boten Kooperationen an.
Die Stadt plant mehrgleisig, wissend, dass die bisher 165 Veranstaltungen pro Saison im Theater nicht eins zu eins ersetzt werden können. Vielmehr geht es darum, in unterschiedlichen Bereichen und Formaten ein Kultur-Angebot zu machen, das Qualität verspricht, Pandemie-Bedingungen entspricht und auch genügend Raum lässt, damit der neue Theaterleiter oder die neue Theaterleiterin ab möglichem Amtsantritt im Herbst eigene Akzente setzen kann.
Zeitnah gibt es drei Standbeine: Eine Kooperation mit dem Meininger Theater, verschiedene Konzerte mit dem jahrzehntelangen Partner Bamberger Symphoniker und das Angebot des Nachsommers, der bis in den Winter 2021/22 gehen soll.
Sehr glücklich ist Andrea Brandl über das Angebot des Meininger Theaters, dessen Verantwortliche auf Schweinfurt zugingen. Nun gibt es eine Kultur-Partnerschaft mit fünf verschiedenen Abonnements aus den Bereichen Oper, Operette, Schauspiel und Musical. Außerdem organisiert die Stadt bei entsprechender Nachfrage einen Bustransfer nach Meiningen.
Die Bamberger Symphoniker, die seit 1946 in Schweinfurt konzertieren, fragten Andrea Brandl und rannten dabei offene Türen ein: Orchesterdirektor Markus Stratmann kam und besichtigte mit ihr verschiedene alternative Spielstätten. "Er war sehr angetan von der Kunsthalle und der Akustik in der Großen Halle", so Brandl. Konzerte im Umfeld zeitgenössischer Kunst reizen ebenso wie eines in der St. Johannis-Kirche. Am genauen Programm ab Herbst wird gerade gefeilt.
Auch andere Räumlichkeiten in der Stadt kommen in Frage: Die Rathausdiele zum Beispiel, natürlich die Stadthalle und auch der Konzertsaal in der Musikschule oder der Saal im Evangelischen Gemeindehaus. Grundsätzlich gilt es natürlich zu prüfen, wie man hier unter Pandemie-Hygieneregeln agieren kann. "Wir wollen kein Programm so wie wir es kannten, sondern etwas Neues, was genau passt auch für die Spielstätten", betont Brandl.
Intensive Gespräche gab es mit der Maßbacher Theaterleiterin Anne Maar, die auch bei einem von Brandl für sehr wichtig gehaltenen Thema mit unterstützen könnte: Kunst- und Theatererlebnis, also die Vermittlung dessen, was dahinter steckt. Für Kinder, Jugendliche, Erwachsene jeden Alters. Das gab es zum Beispiel im Theater in den vergangenen Jahren in dieser Form nicht. Brandl hält es für eine Chance, mehr Menschen an Kunst und Kultur heranzuführen. Sie merkt in ihren Gesprächen auch, wie wichtig das Netzwerken ist: "Es macht Spaß, weil die Zusammenarbeit positiv ist und uns allen etwas bringt."
Ein ebenso wichtiger Baustein um die theaterlose Zeit mit einem adäquaten Angebot zu überbrücken, ist der Nachsommer. Der beginnt mit dem Konzert von Jan Josef Liefers und seiner Band Radio Doria am 3. September auf der Open Air Bühne am Kessler Field und geht dann im ZF Kesselhaus bis in den Winter 2021/22. Nachsommer-Organisator Clemens Lukas stellt das Programm Ende August vor, dann beginnt auch der Kartenverkauf.