Ende April wurde bekannt, dass das Leopoldina-Krankenhaus und das deutlich kleinere Josefskrankenhaus bis 2030 eng zusammenarbeiten wollen: Das Leopoldina soll dann ein Zentralklinikum sein, das Josefskrankenhaus ein integriertes Gesundheits- und Bildungszentrum. Dem Optimismus, den die Geschäftsleitungen im April versprühten, steht eine immer stärker werdende Sorge der Mitarbeitenden, vor allem im Krankenhaus St. Josef, entgegen. Kürzlich gab es einen Rundbrief an alle Mitarbeitenden in beiden Krankenhäuser, unterzeichnet von Leopoldina-Geschäftsführer Jürgen Winter sowie dem Josefs-Geschäftsführer Norbert Jäger.
Das Schreiben ist eine Reaktion auf die seit einigen Wochen nicht mehr nur intern geführte Debatte darüber, wie die Mitarbeitenden in St. Josef in der Pflege und der Ärzteschaft auf die Zukunftspläne reagieren und welche Sorgen sie sich machen. Diese äußerten sie in vertraulichen Gesprächen mit dieser Redaktion.
Offene Briefe von früher im St. Josef tätigen Chefärzten
Außerdem gab es verschiedene offene Briefe von früher im Krankenhaus St. Josef tätigen Chefärzten. Auch in der Kommunalpolitik ist das Thema angekommen durch eine Anfrage der Freien Wähler für die Stadtratssitzung Ende November und den Plan für ein kritisches Forum Anfang Dezember. Tenor der Freien Wähler: "Wir sind in Sorge."
Der Ansatz des Rundschreibens der beiden Geschäftsführer ist ein anderer. Das Schreiben, das der Redaktion vorliegt, wurde bewusst erst an die Mitarbeitenden geschickt. Am 25. November ist darüber hinaus eine Pressekonferenz angesetzt, bei der der Verbund und die weitere Vorgehensweise Thema sind. Nach Informationen dieser Redaktion soll dabei auch Stellung genommen werden zu der Frage, ob tatsächlich das Krankenhaus St. Josef überdurchschnittlich viele Mitarbeitende verlassen, aus Sorge wegen der mutmaßlich unsicheren Zukunft.
Jürgen Winter und Norbert Jäger kritisieren zu Beginn ihres Schreibens an die zusammen gut 3000 Betroffenen den Gang an die Öffentlichkeit während die Gespräche, wie der Verbund gestaltet werden könnte, in verschiedenen Arbeitsgruppen noch laufen. Die Kritiker hätten laut Jäger und Winter nicht den Kontakt mit der Geschäftsleitung gesucht, um sich zu informieren: "Damit hätte eine fahrlässige und unnötige Verunsicherung der Bevölkerung vermieden werden können", finden sie deutliche Worte.
Zusätzlich einen externen Gutachter beauftragt
Neu ist die Information, dass die beiden Krankenhäuser zusätzlich zu den Arbeitsgruppen einen externen Gutachter beauftragt haben, der die Idee des Verbundes und der Neuausrichtung vor allem des Krankenhauses St. Josef noch einmal unter die Lupe nehmen soll. Winter und Jäger betonen: "Es wird keine kurzfristigen strukturellen Veränderungen, bedingt durch das Verbundmodell, geben."
Durch den Gutachter wolle man das Zielbild auf Realisierbarkeit überprüfen lassen. Erneut versichert wird, was im April schon erklärt wurde, bei Mitarbeitenden aber dennoch in den vergangenen Monaten bereits für Verunsicherung sorgte: "Wenn Strukturen oder Bereiche verschoben werden sollten, dann immer erst zu dem Zeitpunkt, wenn tragfähige bauliche und personelle Voraussetzungen an neuer Stelle geschaffen worden sind."
Weiter heißt es, Bezug nehmend auf die Aussagen der Kritiker des Verbundes und seiner Folgen für St. Josef: "Viele in den Presseberichten und dem Brandbrief skizzierten Szenarien sind schlicht falsch oder zumindest unvollständig." Der Plan des Verbunds ist aus Sicht von Jäger und Winter nach wie vor zukunftsweisend und "kein Angriff von hinten." Man habe von Anfang an einen "partizipativen Prozess" gewählt. Großen Wert legt man auf folgende Feststellung: "Die Kongregation will sich nicht aus der regionalen Gesundheitsversorgung zurückziehen, sondern aktiver Teil einer nachhaltigen und zukunftsfähigen Konzeption bleiben."
Klar ist aus Sicht Winters und Jägers aber auch: "Ein 'weiter wie bisher' ist kein Modell für die Zukunft". Es ist der letzte Satz des Rundbriefs, verbunden mit der Bitte an die Mitarbeitenden, mitzuhelfen, das Verbundprojekt zu gestalten.
Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU), qua Amt Vorsitzender des Aufsichtsrates der städtischen Tochtergesellschaft Leopoldina-Krankenhaus, erklärte kürzlich in einem Exklusiv-Interview mit dieser Redaktion, er könne die Kritik an den Plänen zwar nicht nachvollziehen, gleichwohl aber die Sorge: "In einer Entwicklung über acht Jahre wird sich die Gesundheitsregion Schweinfurt neu aufstellen. Das sind große Veränderungen, die natürlich gerade beim Josefskrankenhaus zu neuen Aufgaben führen werden." Der OB sprach von einem "Paradigmenwechsel", bei dem es normal sei, "dass solche großen Veränderungen Sorgen auslösen."
Aus seiner Sicht seien die Leitungen der beiden Krankenhäuser dabei "diese Sorgen ernst zu nehmen und in Projektgruppen zu lösen." Es gehe "nicht um eine Fusion beider Häuser, es geht nicht um die Schließung eines Hauses. Sondern es geht um eine neue Schwerpunktbildung."
Die Entscheidungsträger haben die Tragweite und Masse der negativen Reaktionen schlichtweg unterschätzt - zumal man nirgendwo positive Meinungen zum Verbund hört oder liest. Nicht mal ausm Leo...
Und partizipativ wäre es gewesen, wichtige Berufsgruppen in die Formulierung eines fragwürdigen Zielbildes vorab einzubinden, anstatt ein paar Projektgruppen ein vorgekautes Ergebnis auf KO-Kriterien überprüfen zu lassen, welche am Ende abgetan werden?
Die Rundbriefe für die Angestellten sind hohle Durchhalteparolen, da wird keine aktuelle Sorge wirklich ernstgenommen.
Man darf auf die Pressemitteilung wahrlich gespannt sein...