Im April dieses Jahres war die Ankündigung, dass das Leopoldina-Krankenhaus in Schweinfurt mit dem deutlichen kleineren Josefs-Krankenhaus fusionieren will, ein Paukenschlag. Der Plan, das Leopoldina-Krankenhaus zu einem Zentralklinikum zu entwickeln und das Krankenhaus St. Josef zu einem Integrierten Gesundheits- und Bildungszentrum, löst allerdings nicht Euphorie, sondern Zukunftsängste aus. Bei den Betroffenen in der Pflege und Ärzteschaft im Josefs-Krankenhaus. Und jetzt auch in der Kommunalpolitik.
Bisher war das Thema im Stadtrat keines, jedenfalls nicht in einer öffentlichen Diskussion. Das Leopoldina-Krankenhaus ist die mit 2300 Mitarbeitenden größte Tochtergesellschaft der Stadt, der mit zahlreichen Stadträten besetzte Aufsichtsrat wird von Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) geleitet. An diesen hat die Freie-Wähler-Fraktion als erste der im Stadtrat vertretenen Fraktionen und Gruppen ein ausführliches Schreiben mit Fragenkatalog geschickt. Überschrift: "Wir sind in Sorge."
Freie-Wähler-Pressesprecher Jochen Keßler-Rosa kündigt auch im Namen der Stadtratsfraktion mit Stefan Labus, Adi Schön und Dagmar Bebersdorf ein so genanntes "Kritisches Forum medizinische Versorgung im Krankenhaus" an, das in der ersten Dezember-Woche in der Stadthalle stattfinden soll. Als Gesprächspartner hätten bereits Personen zugesagt, die die Krankenhaus-Situation in Schweinfurt kompetent beurteilen können, betont Keßler-Rosa auf Nachfrage.
Die Freien Wähler erklären, das Forum richte sich nicht "gegen jemanden", sondern es gehe darum, die medizinische Grundversorgung in Schweinfurt für die Bevölkerung dauerhaft sicherzustellen. Man wolle "kein Öl ins Feuer" gießen, den Frust in der Belegschaft des Josefs-Krankenhaus über die unsichere Zukunft müsse man aber zur Kenntnis nehmen.
"Aus Patientensicht darf die medizinische Versorgung nicht gefährdet werden, Stichwort Corona-Pandemie oder Notfall-Versorgung", betont Keßler-Rosa. In der Anfrage der Freien Wähler an den OB heißt es unter anderem: "Was aussieht wie eine Vermeidung von Doppelstrukturen und das Erzielen von Synergieeffekten ist de facto die Schließung des Krankenhauses St. Josef (immerhin der Größe nach auf Platz 6 in Unterfranken) und die Aufgabenmehrung für das städtische Krankenhaus Leopoldina."
Über die Gründe lasse sich spekulieren: Überlegungen zur zukünftigen Wirtschaftlichkeit, aber auch "die fehlende Bereitschaft oder Möglichkeit des Trägers des St. Josef-Krankenhauses, diese Einrichtung in dieser Form in Schweinfurt weiterzuführen." Keßler-Rosa erklärt, die Fraktion hätte vertrauliche Gespräche mit Betroffenen in beiden Häusern geführt. Das Ergebnis: Im Josefs-Krankenhaus führe die fehlende Perspektive zu Kündigungen, im Leopoldina fürchte man sich vor erheblichen Mehrbelastungen.
Es drohe im Großraum Schweinfurt eine Situation, "bei der die stationäre medizinische Versorgung nicht mehr in jedem Fall umfassend gewährleistet zu sein scheint." Konkret wollen die Freien Wähler nun Auskunft darüber, ob die Notaufnahme in den Schweinfurter Krankenhäuser derzeit gewährleistet werden könne und ob die bereits erkennbaren Probleme im Josefs-Krankenhaus zu einer gesteigerten Nachfrage an Leistungen im Leopoldina-Krankenhaus führe.
Freie Wähler fordern vom Oberbürgermeister mehr Transparenz
Ein weiterer Aspekt: "Wie geht es weiter mit den niedergelassenen Schweinfurter Ärztinnen und Ärzten, die bisher eng mit St. Josef kooperiert haben?" Über deren Zukunft oder Standpunkt zu den Fusionsplänen ist öffentlich bisher nichts bekannt. Weiter schreiben die Freien Wähler an den OB: "Nachdem es sehr wenig Informationen über Bedarfszahlen, Prognosen über Patientenströme und die konkreten Planungen über die Schließung, Verlegung oder den Weiterbetrieb einzelner Abteilungen der Krankenhäuser gibt, wird mehr Transparenz für den Stadtrat und auch für die Öffentlichkeit erwartet."
Im September war auch der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) in Schweinfurt zu Gast und ließ sich von den beiden Geschäftsführern, Jürgen Winter (Leopoldina-Krankenhaus) und Martin Stapper (Kongregation der Schwestern des Erlösers), die Pläne vorstellen. Diesbezüglich wollen die Freien Wähler auch Auskunft darüber, ob die Stadt aktuell "mit dem Bayerischen Gesundheitsministerium, dem Landkreis Schweinfurt und/oder anderen relevanten Stellen über die Entwicklungen in der Schweinfurter Krankenhauslandschaft" spreche.
Werden gut funktionierende medizinische Strukturen ohne Not zerschlagen?
Die von den Freien Wählern geschilderten Sorgen decken sich auch mit Recherchen dieser Redaktion. In mehreren vertraulichen Gesprächen zeichneten Betroffene im Spätsommer ein erschreckendes Bild: Es herrschte große Sorge um die Zukunft des eigenen Arbeitsplatzes und des Krankenhauses. Die Stimmung wurde von Insidern als "bescheiden" beschrieben.
Eine Einschätzung, die damals auf Nachfrage der Redaktion auch die Mitarbeitervertretung des Krankenhauses St. Josef, mit Klaus Riegler an der Spitze, teilte: "Es war ein großer Schock für die Mitarbeiter, da die Nachricht ohne Vorankündigung aus heiterem Himmel kam und für alle völlig überraschend war", heißt es.
Im Kern ist die Kritik, dass aus Sicht der Betroffenen im Josefs-Krankenhaus gut funktionierende Strukturen in der Gesundheitsversorgung – zum Beispiel in der Inneren Medizin, der Chirurgie, der Intensivmedizin oder der Notfallambulanz – für die Bürgerinnen und Bürger aus Schweinfurt und der Umgebung ohne Not zerschlagen würden. "Ist der verbleibende Standort Krankenhaus St. Josef dann überhaupt noch ein Krankenhaus?", brachte die Mitarbeiter-Vertretung die Zukunftsangst auf den Punkt. Die Freien Wähler wollen auch darauf eine Antwort des Oberbürgermeisters.
Unser Gesundheitssystem wurde die letzten 20 Jahre an die Wand gefahren, nicht im letzten Jahr.
Denn dort haben die Pfleger trotz allen Sparzwängen im Gesundheitswesen immer noch deutlich mehr Zeit für einen, weil sie wohl humaner arbeiten können als im Leopoldina. Die Schichtpläne und inhumanen Bedingungen, denen Pfleger im Leopoldina ausgesetzt sind, sind für die Stadt Schweinfurt ein Armutszeugnis. Und ausbaden dürfen es letzten Endes wir, die Patienten.
Dabei wird gemunkelt, ein Herr Winter nimmt vom Verbund bereits Abstand, wenn das Leo nicht alle Filetstücke ausm Josefs bekommt.
Und dann wird alles als patientendienlich verkauft - armselig trifft es da wohl eher.
Aber ich bleibe dabei, die erbärmliche Gesundheitspolitik hat diese Entwicklung all die Jahre befeuert - und von Lauterbach kommt nur der nächste Schwachfug...
Das sind zwei Paar Stiefel - man sollte sich schon entscheiden, wie man das Kind jetzt nennt bzw. was man vorhat - oder einfach genauer berichten!