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Schweinfurt
Ärzte aus Schweinfurt fordern in offenem Brief: "Das Josefskrankenhaus muss als Klinik erhalten bleiben"
Der Protest gegen die Pläne zu einem Verbund zwischen Leopoldina- und Josefskrankenhaus in Schweinfurt wird immer größer. Nun sprechen zwei Mediziner Klartext.
Um die Zukunft des Josefskrankenhaus in der Schweinfurter Innenstadt machen sich Pfleger und Ärzte derzeit Sorgen wegen des angekündigten Verbunds mit dem Leopoldina-Krankenhaus.
Foto: Anand Anders | Um die Zukunft des Josefskrankenhaus in der Schweinfurter Innenstadt machen sich Pfleger und Ärzte derzeit Sorgen wegen des angekündigten Verbunds mit dem Leopoldina-Krankenhaus.
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 08.02.2024 14:47 Uhr

Der Plan, das Leopoldina-Krankenhaus zu einem Zentralklinikum zu entwickeln und das Krankenhaus St. Josef zu einem Integrierten Gesundheits- und Bildungszentrum, stößt auf immer mehr öffentlichen Widerstand. Bei den Betroffenen in der Pflege und Ärzteschaft im Josefs-Krankenhaus gibt es seit Monaten große Sorgen. Die Freien Wähler fordern Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) im Stadtrat zu einer Stellungnahme auf. Und es gibt nun einen offenen Brief zweier Ärzte an Generaloberin Sr. Monika Edinger. Die Kongregation der Schwestern des Erlösers betreibt das über 90 Jahre alte Josefskrankenhaus in der Innenstadt.

Den offenen Brief schrieben der frühere Chefarzt der Inneren Medizin im Josefs, Dr. Christof Bretscher, sowie Dr. Wilfried Gebhardt vom ans Josefskrankenhaus angebundenen ambulanten Herzzentrum Schweinfurt/Gerolzhofen. Ihre Forderung ist klar: "Das Josefskrankenhauses muss als Klinik erhalten bleiben."

Mitarbeitende, Patienten, Angehörige, Partner und Ehemalige des Josefkrankenhauses sowie viele Schweinfurter beschäftige derzeit die geplante Zusammenführung der beiden Schweinfurter Krankenhäuser. Den Plan, das Josefs zu einem integrierten Gesundheits- und Bildungszentrum umzubauen und somit "keine Notaufnahme, keine Intensivstation, keine Innere Medizin, keine Chirurgie, keine Beleg -und Spezialärzte, keine Anästhesie mehr" zu haben, kritisieren die beiden Mediziner deutlich.

Sie warnen davor, dass es "das Josefskrankenhaus und die dort gut aufgestellte medizinische Versorgung nicht mehr geben soll" und finden klare Worte in ihrem Appell an die Schwester Oberin: "Diese Beendigung des ärztlichen Versorgungsauftrags des Krankenhauses St. Josef gefährdet unseres Erachtens die regionale medizinische Versorgung von Stadt und Landkreis Schweinfurt."

"Diese Beendigung des ärztlichen Versorgungsauftrags des Krankenhauses St. Josef gefährdet unseres Erachtens die regionale medizinische Versorgung von Stadt und Landkreis Schweinfurt."
Dr. Christof Bretscher, Dr. Wilfried Gebhardt

Weiter heißt es in dem Brief, die vergangenen zwei Pandemiejahre hätten "eindrucksvoll" die Notwendigkeit beider Kliniken aufgezeigt. Die 13.000 stationären und 18.000 notfallbedingten Behandlungen pro Jahr im Josefskrankenhausen "lösen sich nicht in Luft auf", so die Feststellung. "Wie sollen diese Menschen im Leopoldinakrankenhaus als einzige Schweinfurter Klinik versorgt werden?"

Ärztliche Aufgaben unter den Partner Josefs und Leopoldina aufteilen

Man dürfe aber nicht nur darüber in Schweinfurt offen diskutieren. "Wenn Sie eine Kooperation mit dem Leopoldina brauchen und wollen, dann ist die Aufteilung ärztlicher Aufgaben unter den Kooperationspartner der erste Weg, den Sie gehen sollten. Damit bleiben medizinische Strukturen und Mitarbeiter/innen fürs Josefs am wahrscheinlichsten erhalten und Sie werden ihnen und den Patienten am ehesten gerecht."

Bretscher und Gebhardt schreiben weiter: "Sie wissen, dass  qualifizierte und motivierte Mitarbeiter aus dem pflegerischen wie auch aus dem ärztlichen Bereich das sinkende Schiff verlassen werden oder es bereits tun. Die Frustration der Mitarbeiter, die in der Pandemie vorbildlich und mit größtem Einsatz die Versorgung aufrecht erhalten haben, ist ob dieser Entscheidung zurecht groß."

Entscheidung pro Verbund "ein Angriff von hinten" gegen Mitarbeitende

Die Erlöserschwestern, so Bretscher und Gebhardt, hätten sich der Herausforderung der Trägerschaft fürs Josefskrankenhaus in der Vergangenheit "mit Verantwortungsbewusstsein für Patienten, Mitarbeitende und ihr Leitbild gestellt." Die im April verkündete Entscheidung über den geplanten Verbund schätzen die Verfasser so ein: "Wie ein Angriff von hinten muss die im Geheimen hinter verschlossenen Türen getroffene Entscheidung den Mitarbeitern/innen und Partnern jetzt vorkommen."

Der offene Brief schließt mit folgenden Worten: "Sehr geehrte Frau Generaloberin, nehmen Sie unsere Einlassungen bitte zum Anlass, Ihre bisherige Entscheidung nochmal zu überdenken."

 
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  • schneefall
    Die Arbeitsbedingungen für ärztliches Personal, inbesondere Krankenschwestern und Pfleger erfahren bei der angedachten Umstrukturierung sicher keine Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Während der Coronapandemie wurde versprochen, dass die Wertschätzung nicht beim Klatschen bleiben sollte. Wenn Menschen über ihre Kräfte im Einsatz sind, werden sie gereizt oder selber krank - das schafft keine Verbesserung der Patientenversorgung. Beide Häuser, sollten als vollwertige KRANKENhäuser erhalten bleiben.
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  • metzger@maxiklinik.de
    Die Proteste bei Krankenhausstrukturveränderungen sind stets groß. Ein Krankenhaus ist meist einer der größten Arbeitgeber vor Ort. Die Bevölkerung ist verunsichert. Viel zu viele Versicherte kümmern sich zu wenig darum, was wäre bei diesenm oder jenem Krankheitsfall für mich die beste Versorgung. Dieses selbstverschuldete Informationsdefizit lässt sich von Interessierten gut zur Instrumentalisierung nutzen. Politiker in Aufsichtsgremien von Krankenhäusern gleichen dann lieber strukturelle Millionendefizite aus oder schmeißen Geschäftsführer raus, weil sie sonst ihre Wiederwahl gefährden. Da ist das Laborieren an Symptomen bequemer und der Bevölkerung kann man vermitteln: Wir haben ja alles versucht. Dass der Orden bei dieser Gemengelage sich für eine unbequemes, aber zukunftsfähiges Lösungskonzept durchgerungen hat, verdient Respekt und Anerkennung.
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  • gerald.effertz@web.de
    Hoffe, der Brief der beiden Ärzte findet Gehör.
    Beide Häuser sind meines Erachtens extrem wichtig für Stadt und Landkreis SW und
    darüber hinaus.
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  • tabima
    Gerade erst Erfahrungen mit dem Leo gemacht - da lieber einen weiten weg in Kauf nehmen, als sich da rein legen. Als Kassenpatient liegt man stundenlang auf dem Gang und wartet auf Untersuchungen. Betten werden anscheinend auch nicht mehr bezogen. Die Versorgung ist alles andere als liebevoll - es gibt allerdings echte Ausnahmen und einige sehr nette Schwestern.

    Statt über eine Schließung nachzudenken sollte das Josef um z.B. eine Neurologie erweitert werden. Die Menschlichkeit dort wird weitere Patienten anziehen.
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