Schweinfurt braucht mehr Photovoltaik – davon ist Manfred Röder überzeugt. Der Schweinfurter ist Sprecher der Arbeitsgruppe "Klimafreundliche Mobilität" der Lokalen Agenda 2030, die sich generell für den Ausbau der erneuerbaren Energieformen einsetzt. Und zwar ganz konkret. Schon 2021 hatte die Agenda-Gruppe im Rahmen der Städte-Challenge "Wattbewerb", an dem sich Schweinfurt beteiligt, eine Sammelbestellung für Stecker-Solaranlagen, auch bekannt als Balkon-Solaranlagen, aufgegeben. Das Interesse damals: mit zwölf Bestellungen eher bescheiden. Das hat sich inzwischen gewaltig geändert.
Für die letzte Bestellung, die Ende März ausgeliefert worden ist, gingen 240 Anfragen ein. Daraus wurden 84 Bestellungen. Manch andere konnten die Agenda-Vertreter davon überzeugen, dass für sie eine große Photovoltaik-Anlage auf dem Dach mehr Sinn macht. Andere entschieden sich um. Die inzwischen dritte Bestellung ist angelaufen, und schon jetzt gab es die ersten Anfragen, sagt Röder. Aber wie funktioniert so eine Anlage und was kostet sie überhaupt? Die Antworten geben der Agenda-Sprecher und die Informationen des Herstellers.
Was sind Stecker-Solaranlagen überhaupt?
Offiziell werden sie "Steckersolargeräte" genannt, weit bekannter sind sie aber unter anderen Namen – von Stecker-Solaranlagen übers Balkonkraftwerk bis hin zur Guerilla-PV. Die Geräte funktionieren nach dem Plug & Play System. Sie bestehen aus einem Solarmodul, einem Wechselrichter, der aus dem Gleichstrom des Moduls den 230 Volt Wechselstrom fürs Hausstromnetz umwandelt, einem speziellen Energiestecker und einer Energiesteckdose. Um sie zu setzen, braucht man einen Elektriker. Dann kann die Anlage angestöpselt werden und der Strom ins Hausnetz fließen und von dort aus direkt verbraucht werden. Was Strom und Geld spart. Von einer Stecker- oder Balkon-Solaranlage spricht man, wenn die Nennleistung der Anlage bis zu 600 Watt beträgt. Es können aber auch zwei Anlagen mit je 300 Watt zusammen angeschlossen werden. Wichtig ist: Die Maximal-Nennleistung darf nicht überschritten werden.
Wie groß ist so ein Balkonkraftwerk und für wen ist es geeignet?
Die Größe der Anlagen variiert. Im Fall der Solarmodule, die von der Agenda vermittelt werden, sind sie 1,65 Meter lang und einen Meter hoch. Man kann das Modul aufstellen, aber auch am Geländer anbringen. Wer mag, kann seine Stecker-Solaranlage aber auch im Garten platzieren, aufs Garagen- oder aufs Ziegeldach. Für viele, auch Hausbesitzer, ist ein solches Mini-Kraftwerk auch der Einstieg in die Technologie, sagt Manfred Röder.
Wie viel Strom produzieren Balkon-Solaranlagen?
Das hängt vom Modell ab. Im Fall der Systeme, die über die Agenda in Schweinfurt bestellt werden, liegt die Nennleistung bei 300 Watt. Bei vollem Sonnenschein in direkter Ausrichtung produziert die Anlage diese Leistung, was im Jahr einen Gesamt-Stromproduktion von rund 300 Kilowattstunden entsprechen würde, so Röder. Realistisch sei eine Energieeinsparung von jährlich circa 250 Kilowattstunden. Was in etwa zehn Prozent des gesamtenStrombedarfs eines durchschnittlichen Zwei-Personen-Haushalts entspricht.
Was kostet eine Anlage und rechnet sich das überhaupt?
Die Kosten sind sehr unterschiedlich, je nach Größe und Hersteller. In Schweinfurt setzt man bei den Sammelbestellungen bewusst auf einen regionalen Anbieter, eine Firma aus Thüringen, wo die Module CO2-neutral hergestellt werden. Kostenpunkt durch die Sammelbestellung: Unter 800 Euro, das letzte Mal lag der Preis bei 650 Euro. Auf 20 Jahre gerechnet, kann ein System etwa 5000 Kilowattstunden Strom erzeugen. Rechnet man das mit den Anschaffungskosten auf, dann liegt der Preis für diese Kilowattstunden gleichmäßig bei 15 Cent, sagt der Agenda-Sprecher. Geschont werde auch die Umwelt. In 20 Jahren spart der Betrieb einer Stecker-Solaranlage rund 2,5 Tonnen CO2 ein.
Auf was muss ich beim Anschluss der Anlage achten?
Vor dem ersten Anstecken muss die Nutzung beim zuständigen Netzbetreiber, hier den Stadtwerken Schweinfurt, angemeldet sein. Kosten fallen dafür nicht an, sagt Manfred Röder. Auch ein eventueller Zähleraustausch werde vom Netzbetreiber kostenlos durchgeführt. Außerdem muss man sich innerhalb von vier Wochen nach Inbetriebnahme ins digitale bundesweite Marktstammdatenregister eintragen. Kein Problem, sagt Röder: "Das ist kostenfrei und online möglich." Wer zur Miete wohnt und das Modul irgendwo befestigen will, muss natürlich außerdem seinen Vermieter fragen.
Wer tut am meisten für den Ausbau von Sonnenstrom in Schweinfurt?
Ganz klar, im Moment sind das die Bürger. Manfred Röder legt den aktuellen Stand vor: Im Februar 2021 lag die Leistung aller Photovoltaik-Anlagen in Schweinfurt bei 22.979 Kilowatt-Peak (kWp). 18.739 kWp fielen auf große Anlagen über 30 Kilowatt-Peak; der Rest auf kleinere. Nach einem Jahr "Wattbewerb" sind es insgesamt 1803 kWp und damit 7,8 Prozent mehr Leistung. 1231 kWp haben kleine Anlagen unter 30 kWp dazu beigetragen. Damit liegt der Zuwachs bei den Bürgeranlagen bei 25,7 Prozent; die Leistung in dem Bereich hat sich um 29 Prozent erhöht. Mager dagegen das Ergebnis bei großen Gewerbeanlagen, die es gerade mal auf einen Leistungszuwachs von 3,1 Prozent schafften. Im Wettbewerb der Städte beim Ausbau der Photovoltaik liegt Schweinfurt aktuell auf Platz 77 von 126 Städten in der Kategorie "unter 100.000 Einwohner".
Die nächste Sammelbestellung läuft schon. Anvisierter Liefertermin ist dann im Juni. Anfragen werden unter wattbewerb.sw@gmail.com entgegen genommen. Über die Mailadresse erhalten Interessenten auch Informationen und fachlichen Rat von der Lokalen Agenda 2030.
bin da ein völliger fremdling, hab noch keine erfahrungen damit gemacht. wieviel zimmer kann man damit z. b. gleichzeitig versorgen: fernseher ect. pp. wäre schön wenn du mir deine erfahrungen preisgeben würdest.