Optimal läuft beim bundesweiten "Wattbewerb" die Zusammenarbeit zwischen der Lokalen Agenda und der Stadtverwaltung nicht. Die Ehrenamtlichen von der Agenda fühlen sich allein gelassen. Von der Stadt komme keine Unterstützung, die man aber dringend brauche, um Industrie und Gewerbe zu motivieren, sagt Organisator Manfred Röder.
Beim Wattbewerb der Städte geht es seit dem 21. Februar um den beschleunigten Ausbau von Photovoltaik. Gewinnen wird die Stadt, die als erste ihre installierte Leistung an Photovoltaik (PV) verdoppeln kann. In Kooperation von Verwaltung und Bürgern sollen Strategien entwickelt werden, wie man Solarkraftwerke auf die Dächer der Familien- und Mietshäusern wie auch auf Fabrik- oder Bürobauten bringt. Getragen wird der Wattbewerb von Fossil Free Karlsruhe, Parents for Future Germany, Fridays for Future Deutschland und Scientists for Future Deutschland.
Mit einer Verdoppelung der Leistung könnte Schweinfurt weitere 15 000, mit einer Verdreifachung fass alle Einwohner mit grünem Strom versorgen. Dies hat Manfred Röder vom Agenda-Arbeitskreis "Klimafreundliche Mobilität" ausgerechnet. Der Blick auf das Solarpotenzialkataster der Stadt zeigt, das aktuell nur jedes zehnte geeignete Dach mit einer PV-Anlage bestückt ist und so von den möglichen 223 000 Kilowatt peak (mögliche elektrische Leistung) nur knapp 25 000 KW zu erreichen sind. Damit liegt Schweinfurt beim Wattbewerb unter den 138 Teilnehmern aktuell auf Platz 54.
Der Startschuss in Schweinfurt hätte unter kaum besseren Bedingungen fallen können. Manfred Röder hatte ihn bei der von der Lokalen Agenda organisierten Konferenz der Bayerischen und Österreichischen Solarinitiativen vor 600 digitalen Teilnehmern aus fünf Ländern gegeben. Danach kam die Ernüchterung. Die Stadt teilte "keinen Bedarf und kein Interesse" mit, was die Stadträte der Grünen und der CSU zu einem Dringlichkeitsantrag veranlasste. Bei der Aussprache im Rathaus sah die Verwaltung den Nutzwert des Wattbewerbs dann nur in der Öffentlichkeitsarbeit –nicht durch die Stadtverwaltung, sondern getragen von der Lokalen Agenda. Das im Antrag verlangte Förderprogramm wurde gestrichen, die Teilnahme im Namen der Stadt aber genehmigt.
Information, Webinare und eine Sammelbestellung für Balkonmodule
Die Lokale Agenda warb dann mit vielen kleinen Aktionen, informierte und beriet. Mitte Juni gab es den Solartag auf dem Marktplatz, an dem sich die Stadtwerke, die städtische Klimamanagerin, das Handwerk und Energieberater beteiligten. Bauzaungroße Werbebanner wurden aufgestellt und vier Webinare (Wie holen wir die Sonne vom Dach? und Wie holen wir die Sonne vom Balkon?) organisiert. Ein weiterer Solar-Infotag fand auf dem Marktplatz im September während der Europäischen Mobilitätswoche statt. Im Dezember soll ein Malwettbewerb zum Thema PV in allen Schweinfurter Schulen starten. Für 2022 sind Webinare über die Verknüpfung von PV-Technik mit Wärmepumpen und Elektroautos geplant.
Endspurt ist bei der Sammelbestellung von Balkonsolarmodulen (Modell Sunpay 300 der firma Sunset Energietechnik GmbH) angesagt. Die Aktion endet am 30. November. Als Auslieferungstermin ist der Freitag, 3. Dezember genannt. Weitere Infos und Formulare unter: Wattbewerb.sw@gmail.com
Ausgezeichnet für die Öffentlichkeitsarbeit
Ausgezeichnet wurde Schweinfurt von den Organisatoren des Wattbewerbs im September mit einem Quartalspreis, allerdings nicht für viele neue Anlagen, sondern für die geleistete Öffentlichkeitsarbeit, welche von der Agenda getragen wird und die sich hauptsächlich an private Haushalte richtet. Bei den Haushaltsanlagen (unter 30 Kilowatt peak) ist der Bestand seit Ende Februar um 72 auf jetzt 544 angewachsen. Das sind 15,3 Prozent. Bei der möglichen Leistung ist eine Steigerung im Bereich der Haushaltsanlagen um 18,7 Prozent notiert. Mit Blick auf alle PV-Anlagen in der Stadt, also auch auf die größeren der Industrie oder des Gewerbes, zeigt sich eine Zunahme im Bestand der Anlagen um zwölf Prozent und bei der Leistung um nur 5,6 Prozent.
Für Manfred Röder ergibt sich daraus, dass der Bau von PV-Anlagen auf Hallen, Parkplätzen, Wohnanlagen, Schulen oder etwa auf Sportstätten in den Focus zu nehmen ist. Aktiv werden müsse hier die Stadt, die über Einfluss und die nötigen Kontakte verfüge. Der Blick auf das Solarpotenzialkataster der Stadt, das im Internet gebäudescharf über alle Stadtteile und die Eignung eines jeden Dachs für PV-Anlagen informiert, bestätigt, dass das größte Potenzial zur Gewinnung der Sonnenenergie auf den großen Dächern insbesondere der Industrie und des Gewerbes im Süden der Stadt liegt.
Das obere Foto von der Altstadt ist voll daneben! Auf Altstadt-Dächer gehört keine PV; in Ostdeutschland (z.B. Rudolstadt) macht man das nicht, nicht mal Mobilfunkmasten - im Denkmalschutz ist man uns da weit voraus!
Der untere Plan zeigt, dass wir in Relation so viele Hallen wie kaum eine andere Stadt haben! Große Hallen (sofern statisch möglich) sind viel effizienter, als Ecken & Dachwinkel über Wohnhäusern. Wir brauchen in SW keinen Öko-Aktionismus! Wir HABEN ein riesiges Hallen-Potenzial!