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Schweinfurt
Kehrtwende in Schweinfurt: Lehrer am Walther-Rathenau bekommen völlig neue Perspektive
Seit über 20 Jahren stellte die Stadt Schweinfurt für die Walther-Rathenau-Schulen keine Beamte mehr ein. Warum sich zum Schuljahr 2023/24 jetzt alles ändert.
Der Innenhof von Walther-Rathenau-Gymnasium und Realschule in Schweinfurt. Ab September 2023 sollen dort Lehrerinnen und Lehrer verbeamtet werden.
Foto: Anand Anders | Der Innenhof von Walther-Rathenau-Gymnasium und Realschule in Schweinfurt. Ab September 2023 sollen dort Lehrerinnen und Lehrer verbeamtet werden.
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 15.07.2024 11:24 Uhr

Die Walther-Rathenau-Schulen, Gymnasium und Realschule, in Schweinfurt sind etwas Besonderes. Die Stadt ist dort nämlich nicht nur Sachkostenträger, die Lehrkräfte sind auch bei ihr angestellt und nicht beim Freistaat Bayern. Doch seit einiger Zeit rächt sich eine Entscheidung von vor über 20 Jahren: Dass es in den Rathenau-Schulen keine neuen Beamten mehr gibt, verstärkte die Personalnot bedingt durch den eklatanten Fachkräftemangel in der Branche.

Daher jetzt die dennoch ein wenig überraschende Kehrtwende: Die Stadtverwaltung und Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) befürworteten einen Antrag der SPD-Stadträtinnen Marietta Eder und Julia Stürmer-Hawlitschek, das Beamtentum für das Walther-Rathenau-Gymnasium wie Realschule wieder einzuführen. Die CSU-Fraktion hatte dies ebenfalls unterstützt.

Ab dem Schuljahr 2023/24, also ab September, können bisher angestellte Lehrerinnen und Lehrer beantragen, in ein Beamtenverhältnis zu kommen. Neuen Lehrkräften wird bei Erfüllen der gesetzlichen Bedingungen ein Beamtenverhältnis angeboten.

Der OB sprach von einer "großen Weichenstellung", die alternativlos sei. Die Fluktuation an der Schule, in der 130 Lehrerinnen und Lehrer insgesamt 1351 Schülerinnen und Schüler in Realschule und Gymnasium unterrichten, ist hoch.

Der Grund: Der Freistaat Bayern sucht ebenso händeringend Personal und bietet in seinen Realschulen und Gymnasien eine Verbeamtung. Deshalb lassen sich die meisten Lehrer nur befristet anstellen, bleiben auf staatlichen Wartelisten und nutzen dann die Chance auf Verbeamtung, wenn sie sich bietet.

Unterricht fällt immer wieder aus und Lehramts-Studenten helfen mit

In den Rathenau-Schulen hat das zur Folge, dass die seit 2022 amtierende Schulleiterin Kerstin Petz mit Unterrichtsausfall zu kämpfen hat und bis zu zehn Lehramts-Studenten aushelfen, die vom Kollegium intensiv betreut werden. Über die einstimmige Entscheidung des Hauptausschusses, das System zu ändern, war Petz sichtlich erfreut: "Bildung ist teuer, aber es ist unsere Zukunft, für die Stadt und für ihre Kinder."

Im Sommer 2016 gab es eine Demonstration mit knapp 1000 Teilnehmenden für den Erhalt der Walther-Rathenau-Schulen in Schweinfurt. Der OB entschied später, die Schulen doch nicht zu schließen.
Foto: Oliver Schikora | Im Sommer 2016 gab es eine Demonstration mit knapp 1000 Teilnehmenden für den Erhalt der Walther-Rathenau-Schulen in Schweinfurt. Der OB entschied später, die Schulen doch nicht zu schließen.

Die Schule habe einen sehr guten Ruf, stehe für Qualität. Sie wisse aus vielen Gesprächen, dass frühere Lehrerinnen und Lehrer sich nach wie vor mit ihren Kollegen träfen und nur auf das Signal warteten, bei der Möglichkeit zur Verbeamtung wieder an die Rathenau-Schulen zurückzukehren. In den vergangenen fünf Jahren hatten rund 25 Lehrkräfte die Schule verlassen.

Der OB ist sich sicher: "Wir stehen vor riesigen Herausforderungen, wie wir künftig die viele Arbeit noch leisten können." Natürlich sei die Verbeamtung kein Allheilmittel. Nachdem aber seine wiederholten Versuche, das Kultusministerium zu überzeugen, die Rathenau-Schulen zu verstaatlichen (zuletzt 2022), gescheitert seien, müsse man nun andere Wege gehen, um die Zukunft der Schule zu sichern.

Vor sieben Jahren, im Frühsommer 2016, hatte der OB angekündigt, er wolle das Walther-Rathenau-Gymnasium bis zum Schuljahr 2023/24 schließen und die Realschule im Anschluss mit der Schonunger Realschule verschmelzen. Der Grund waren vor allem die sinkenden Schülerzahlen in Schweinfurt und Zweifel daran, ob vier Gymnasien nicht zu viel seien.

Gegen die Pläne gab es massive Proteste, vor allem von den Schülerinnen und Schülern im Rathenau, aber auch in der Kommunalpolitik. Im Sommer 2016 verkündete der OB den Erhalt der Schulen, weil der Freistaat Bayern sich dazu entschloss, das G9 wieder einzuführen.

Das Walter-Rathenau-Gymnasium und Realschule in Schweinfurt ist Fair-Trade- und MINT-Schule.
Foto: Oliver Schikora | Das Walter-Rathenau-Gymnasium und Realschule in Schweinfurt ist Fair-Trade- und MINT-Schule.

Mehrkosten für die Stadt Schweinfurt liegen bei mehreren hunderttausend Euro

SPD-Rätin Julia Stürmer-Hawlitschek betonte, die Möglichkeit zur Verbeamtung sei "ein Schritt, die Unterrichtsqualität hoch zu halten." Auch Schulreferent Jürgen Montag findet, der nun gewählte Weg "bietet eine Chance, die Lücke ansatzweise zu schließen."

Personalamtsleiter Armin Seebauer beschrieb ausführlich die verschiedenen Szenarien und die erwarteten Mehrkosten – pro Beamter rund 10.000 Euro höhere Personalkosten pro Jahr. Gleichwohl hält sich die Stadt an die vom Freistaat vorgegebenen gesetzlichen und fachlichen Bedingungen für eine Verbeamtung bis zum 45. Lebensjahr. Nach jetzigem Stand dürften 30 Lehrkräfte in Realschule und Gymnasium die Voraussetzungen erfüllen.

Das Wohlwollen im Hauptausschuss war groß, die Diskussion kurz. Frank Firsching (Linke) erklärte, er halte Beamte nur für staatliche Hoheitsaufgaben wie Polizei oder Finanzamt für nötig, nicht aber in Schulen. Die Realität vor Ort sei aber eine andere, weil man in Konkurrenz zum Freistaat stehe, "deshalb bleibt uns nichts anderes übrig."

Walther-Rathenau-Gymnasium und Realschule

1965 beschloss der Schweinfurter Stadtrat, unter SPD-Oberbürgermeister Georg Wichtermann, die damalige Höhere Handelsschule, entstanden aus der Knabenmittelschule, zum Wirtschaftsgymnasium auszubauen. 1978 wurden Gymnasium und Realschule zur Walther-Rathenau-Schule. Die Ursprünge der Schule gehen bis 1947 zurück, als die städtische Mädchenmittelschule gegründet wurde.
Die Diskussion darüber, ob die Stadt nicht nur Sachkostenträger der Schulen sein soll, sondern auch die Lehrkräfte bei der Stadt angestellt sind, gibt es seit Jahrzehnten immer wieder. 2001 beschloss der damalige Stadtrat unter CSU-Oberbürgermeisterin Gudrun Grieser, keine Beamte mehr als Lehrer an den Rathenau-Schulen zu beschäftigen.
Im Jahr 2016 gab es massiven Protest gegen den Plan von CSU-Oberbürgermeister Sebastian Remelé, das Walther-Rathenau-Gymnasium zu schließen und die Realschule mit der in Schonungen zu verschmelzen. Der Plan wurde aufgegeben. Heute besuchen 733 Schülerinnen und Schüler (gut die Hälfte aus der Stadt) die Realschule und 618 (zwei Drittel aus dem Landkreis) das Gymnasium. Als Fair-Trade- und MINT-Schule machen sie auch durch besondere pädagogische Konzepte auf sich aufmerksam.
Quelle: Main Post
 
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    Das Denken der beiden Damen ist sehr "rückwärtsgewandt" . Das Beamtentum sollte endlich reduziert werden und zwar bei Lehrkräften. Es gibt keinen Grund, Lehrkräfte zu verbeamten. Die Pensionen sind jetzt schon zu hoch, wir können uns das nicht mehr leisten....oder wird man nur Lehrer wegen des Beamtenstatus??
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