Nein, erschreckt hat er sich sicher nicht, der liebe Friedrich Rückert auf seinem Denkmal am Marktplatz als die Demonstranten für den Erhalt der Walther-Rathenau-Realschulen und des Gymnasiums am Montagnachmittag ihm zwei Banner mit dem Slogan „Rettet unsere Schulen“ umhängten. Warum auch, er hat in den weit über 100 Jahren auf dem Marktplatz ja schon alles mögliche erlebt. Aber irgendwie hatte man den Eindruck, der nachdenkliche Blick des großen Schweinfurters auf die rund 1000 Demonstranten – Schülerinnen und Schüler, Eltern, Lehrer, Elternbeiräte, Ehemalige – war schwermütiger als sonst.
Kämpferische Stimmung
Gleichwohl bot die Demonstration wenigstens aus Sicht der Teilnehmer Anlass zur Hoffnung. Denn von Frust oder Aufgeben ist an den Walther-Rathenau-Schulen nichts zu spüren, ganz im Gegenteil. Binnen weniger Tage nach Bekanntwerden der
Kaum Kommunalpolitiker
Und natürlich auch bei der Demonstration, bei der aber diejenigen, die umgestimmt werden sollen, also die hinter den Plänen der Verwaltung stehenden Kommunalpolitiker, fehlten. Weder der Landrat noch Oberbürgermeister Sebastian Remelé wurden vor Ort gesichtet. Die Stimmung bei den Demonstranten, vor allem Schülerinnen und Schüler der Schulen, die im übrigen in ihrer Freizeit demonstrierten, war überaus friedlich, die Aussagen deutlich, aber nicht verletzend.
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Mit Trillerpfeifen, Trommeln, Trompeten machten sie einen Höllenlärm. Dazu kamen unzählige Plakate, unter anderem mit der Aufschrift „Politik ohne Mitbestimmung, wir wollen unser Rathenau.“
Schonunger Gemeinderat mit dabei
Solidarisch zeigte sich im übrigen ein Großteil des Schonunger Gemeinderates, der parteiübergreifend gemeinsam mit Bürgermeister Stefan Rottmann und Jugendreferent Markus Hümpfer, der bei der Kundgebung auf dem Marktplatz auch sprach, im hinteren Teil der Demo mitlief. Hümpfer sorgte auch für einen der einprägsamsten Sprüche: „Anstatt Hochschulstadt gibt es eine No-Schulstadt.“ Die Schonunger, so das SPD-Gemeinderatsfraktionsmitglied, „stehen hinter euch, denn alle drei Schulen sind einzigartig.“
Fronten verhärtet
Ute Walter, Vorsitzende des Fördervereins der Rathenau-Schulen, brachte das Problem gut auf den Punkt: „Die Fronten sind verhärtet. Es treffen Emotionen auf kalte Argumente und nackte Zahlen.
“ Elternbeiratsvorsitzende Nicole Mohr appellierte an die Kommunalpolitiker, denen Dienstag morgen im Haupt- und Finanzausschuss und nächste Woche im Stadtrat Remelés Pläne zur Abstimmung vorgelegt werden, sich den Argumenten pro Rathenau nicht zu verschließen. „Meinungsänderung ist keine Schwäche. Für Bildung einzustehen ist wahre Größe.“ Sie verwies auf die zu erwartenden Probleme für die Schüler, wenn Lehrer vorzeitig die Schule nach einem Schließungs-Beschluss verlassen sollten. „Es wird eine erdrückende Atmosphäre geschaffen.“
Buh-Rufe für Remelé und Töpper
Begleitet von lauten Buhh-Rufen bei den Namen Remelé und Töpper und immer wieder unterbrochen von lautstarkem Applaus waren die kurzen Reden des ersten Schülersprechers Dan Völlmer und des SMV-Koordinators Vadim Muravev. Sie seien zutiefst schockiert, konstatierten beide, seit sie die Nachricht am vergangenen Wochenende bekommen hatten. „Die Stadt“, so Völlmer, „will einen kulturellen Schatz vernichten.
“ Er hatte auch einen persönlichen Hinweis an Sebastian Remelé, bei dem auch Friedrich Rückert aufgemerkt haben könnte: In den vergangenen zwei Jahren habe er sich gemeinsam mit seinen SMV-Kollegen intensiv für das Anti-Rassismus-Projekt der Schule eingesetzt, Remelé habe die Schirmherrschaft übernommen. „Wozu, wenn Sie gewusst haben, dass Sie die Schule schließen wollen. Sie haben unsere Mühen mit Füßen getreten.“
Ein Video mit Stimmen gibt es unter www.facebook.com/schweinfurter.tagblatt