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Schweinfurt
Kampf um Erhalt des Fußgängerstegs am Schweinfurt Hauptbahnhof: Stadt weist Kritik deutlich zurück
Der Übergang ist marode und seit Jahren gesperrt. Kann er saniert werden? Die Stadt weist Kritik des Landtagsabgeordnete Knoblach an ihrem Vorgehen zurück.
Hier liegt das Problem: Das Grundstück am Zugang zum Fußgängersteg über die Bahngleise an der Hauptbahnhofstraße (im Bild) ist in Privatbesitz. Aus persönlichen Gründen lässt der Eigentümer kein Wegerecht für die Stadt zu.
Foto: Anand Anders | Hier liegt das Problem: Das Grundstück am Zugang zum Fußgängersteg über die Bahngleise an der Hauptbahnhofstraße (im Bild) ist in Privatbesitz.
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 15.12.2024 02:26 Uhr

Es gibt weiter schlechte Nachrichten für die Befürworter einer Sanierung des seit Jahren gesperrten, maroden Fußgängerstegs über die Gleise am Hauptbahnhof in Schweinfurt: Die Chancen, dass der Fußgängersteg jemals saniert wird, schwinden.

Das hat zum einen mit dem Unfall im Container-Terminal zu tun, bei dem ein Teil des Steges so beschädigt wurde, dass er wohl abgerissen werden muss. Und es hat mit den rechtlichen Problemen beim Wegerecht zu tun. Schon im Juli teilte die Liegenschaftsreferentin Anna Barbara Keck im Bauausschuss mit, dass eine Einigung mit dem Grundstückseigentümer in der Hauptbahnhofstraße für ein dauerhaftes Wegerecht kaum möglich sei.

Kürzlich wartete der Grünen-Landtagsabgeordnete Paul Knoblach mit der zu dem Zeitpunkt überraschenden Nachricht auf, dass die Deutsche Bahn ihm mitgeteilt habe, sie habe der Stadt mehrere Wege aufgezeigt, die Problematik mit dem Wegerecht zu lösen. Eine Interpretation, die Liegenschaftsreferentin Keck in deutlichen Worten zurückweist: "Was Herr Knoblach vorschlägt, ist schlicht falsch."

Steg ist seit Jahren gesperrt und nicht mehr nutzbar

Für die Öffentlichkeit ist der Fußgängersteg seit Jahren gesperrt, da er aufgrund verschiedener Schäden nicht mehr tragfähig ist. Früher wurde der Steg von mehreren hundert Personen am Tag genutzt, die mit dem Zug zur Arbeit pendelten und vom Hauptbahnhof aus über den Steg schnell in die Ernst-Sachs-Straße kamen, zum Werk Nord von ZF und zum Werk zwei von SKF.

Die Antwort auf Knoblachs Nachfrage zu den Problemen mit dem Fußgängersteg kam von Heiko Büttner, dem Konzernbevollmächtigten der DB für den Freistaat. Dieser organisiert für die Landtagsabgeordneten regelmäßige Treffen, bei denen Themen aus dem Wahlkreis angesprochen werden können.

Eine Möglichkeit, eine neue Treppe für den Fußgängersteg zu bauen, wäre ein Weg entlang der Gleise (links im Bild). Das lehnt die Bahn derzeit aber ab, weil sie einen zu großen Eingriff in den Betriebsablauf befürchtet. Unter anderem müsste auch ein Zaun gebaut werden, der den Weg von den Gleisen abtrennt.
Foto: Anand Anders | Eine Möglichkeit, eine neue Treppe für den Fußgängersteg zu bauen, wäre ein Weg entlang der Gleise (links im Bild). Das lehnt die Bahn derzeit aber ab, weil sie einen zu großen Eingriff in den Betriebsablauf befürchtet.

Auf der Seite der Ernst-Sachs-Straße ist das fragliche Gelände mit dem Zugang zur Treppe für den Steg im Besitz einer Bahn-Tochter, ein Wegerecht in diesem Bereich möglich. Komplizierter ist es auf der anderen Seite an der Hauptbahnhofstraße. Dort ist das entsprechende Grundstück seit langer Zeit im Besitz einer Privatperson. Und da gibt es für das Anliegen der Stadt, ein Wegerecht dauerhaft eintragen zu lassen für den Zugang zum Fußgängersteg "keine Kompromissbereitschaft", so Keck.

Sie und der Leiter des Amtes für Liegenschaften, Tom Uhl, haben mehrere Gespräche mit dem Eigentümer geführt, der von seinem Wohnhaus aus einen direkten Blick auf den Steg hat. Die Haltung, die aus persönlichen Gründen resultiert, "müssen wir akzeptieren", so Keck. Nur wenn der Eigentümer zustimmt, sei die Eintragung einer "beschränkt persönlichen Dienstbarkeit", wie das im Fachjargon heißt, überhaupt möglich. Außerdem, betont Tom Uhl, "ist eine Enteignung des Grundstücks nicht mal im Ansatz denkbar."

Anzeige für den Anbieter Google Maps über den Consent-Anbieter verweigert

Dafür brauche es per Gesetz zwingende Gründe, zum Beispiel, dass der Fußgängersteg der einzige Zugang zu den Werksgeländen von SKF und ZF ist. Das ist natürlich faktisch nicht der Fall. Die Bahn schließt zwar nach wie vor einen anderen Zugang zum Steg über ihr Gelände aus, weil der Eingriff in den Bahnhofsbereich aufgrund von Sicherheitsaspekten zu groß wäre.

Übertragung der eigenen Dienstbarkeit auf die Stadt rechtlich nicht möglich

Doch der Konzernbevollmächtigte Heiko Büttner bot gegenüber dem Abgeordneten Knoblach eine andere Lösung an: Das besagte Grundstück hat nach seiner Auskunft eine beschränkt-persönliche Dienstbarkeit zu Gunsten der DB Netz AG, die man auf die Stadt übertragen würde. "Sofern es juristisch möglich ist und sich die DB InfraGO AG durch dieses Vorgehen nicht schlechter stellt, könnte dies ein Lösungsweg sein", heißt es in dem Schreiben an Knoblach. 

Diese Aussage sorgte bei Anna Barbara Keck und Tom Uhl für Stirnrunzeln. Sie betonen, bereits im Juli 2023 habe man diesen Aspekt juristisch von einem Notar prüfen lassen. Das Ergebnis: Eine Übertragung der Dienstbarkeit auf die Stadt ohne Einverständnis des Grundstückseigentümers ist nicht möglich. Uhl sagt: "Es nicht nur nicht möglich, weil das unsere Sicht ist. Es geht nicht, weil es im Gesetz so festgelegt ist."

"Die Stadt hat alles Menschenmögliche getan, aber wir müssen die Haltung des Eigentümers zur Kenntnis nehmen."
Liegenschaftsreferentin Anna Barbara Keck

Der Ende der 1950er Jahre gebaute Steg gehörte Jahrzehnte lang der Deutschen Bahn, dann gab es eine Gesetzesänderung, die solche Bauten auf die jeweiligen Kommunen übertrug. Das Thema Dienstbarkeit war damals keines und wäre jetzt nur lösbar, wenn die Stadt Rechtsnachfolger der Bahn wäre oder selbst Betreiber des Bahnverkehrs, so Keck.

Ihr Fazit zu Knoblachs Nachricht: "Dieser vorgeschlagene Weg geht nicht und es hat auch keinen Neuigkeitswert." Man habe von Seiten der Stadt "alles Menschenmögliche getan, aber wir müssen die Haltung des Eigentümers zur Kenntnis nehmen." Die einzige Lösung derzeit ist aus ihrer Sicht, dass die Deutsche Bahn ihre Haltung bezüglich einer anderen Wegeführung zur Treppe ändert. Insofern also ist aus Sicht der Stadt der Ball wieder im Spielfeld der Bahn. Was wenig Hoffnung lässt, dass der Steg zeitnah saniert und wieder geöffnet würde.

 
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  • Marc Stürmer
    Die Stadt Schweinfurt mag einfach nicht, fertig.

    Es wird Zeit dass OB Remelé, der blasse Verwalter des Niedergangs, endlich seinen Hut nehmen muss.
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  • Elke Wallmeier
    Die "Stadt" -genaugenommen die Verantwortlichen- sind sehr gut im zurückweisen von Kritik.Aber gelöst haben sie dieses Problem ( und andere) nicht.
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  • Harry Amend
    Ich sehe das anders wie die Stadt Schweinfurt, die behauptet sie hätte alles getan. Hier zeigen sich parallelen zur Stadt Würzburg auf und deren jahrelange Rechtsstreitigkeiten am "Zeller Bock" mit einem Grundstückseigentümer. Hier wollte die Stadt nämlich wenig bis gar nichts bezahlen und genau darum wird es auch in Schweinfurt gehen. Hier brauch die Stadt Schweinfurt auch nicht so geheimnisvoll zu tun und zu meinen der Bürger kommt auf der Brennsuppen daher.
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  • Hans-Joachim Krämer
    Na dann sammeln sie doch mal, kaufen das Grundstück und schenken es der Stadt.
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  • Nicolas Lommatzsch
    Der Steg ist für die Arbeitenden im Hafen und Großindustrie enorm wichtig. Wir sehen was passiert, seid er nicht mehr nutzbar ist: weniger nutzen die Bahn und es wird wieder mehr mit dem Auto gefahren.
    Deswegen setzen wir uns in der Stadtratsfraktion weiterhin so hartnäckig für diesen Steg ein , bis es eine Lösung für die Pendler*innen gibt.
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  • Fred Reinshagen
    "Es gibt weiter schlechte Nachrichten"...seit über 10 Jahren

    Bei G. Grieser wäre die Sache vmtl. nur eine Randnotiz im Tagblatt und geräuschlos gelöst.

    Bsp. 1: Grieser wollte für den neuen Gewerbepark Maintal eine Autobahn-Anschlussstelle und der Bund sagte NEIN! Die Anschlussstelle KAM! Die Stadt finanzierte sie selbst, Grieser setzte sich in den Bagger und machte mit ihm den ersten Spatenstich. Dadurch ist der Gewerbepark doppelt so viel wert und heute ausverkauft und Geld fließt durch die Gewerbesteuer von vielen kleinen Firmen. Wo wäre SW ohne dem heute, da von den großen bekanntlich nur noch wenig kommt.

    Bsp. 2: Grieser wollte das MGS auf die TG der Bauruine Techn. Rathaus setzen und 2 Fliegen mit einer Klappe schlagen. Der Freistaat, der das MGS finanzierte sagte NEIN! Das MGS kam auf die TG und das Geld floss.

    Wenn eine Lappalie Steg Hbf durch Sachzwänge nicht mehr ginge, wären Großprojekte in D unmöglich -wir würden von der ganzen Welt abgehängt und in Armut fallen.
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