Der 200 Meter lange Steg über die Gleise am Hauptbahnhof ist eine beliebte „Abkürzung“ für Bahnbenutzer mit einem Arbeitsplatz im Bereich der Ernst-Sachs-Straße. Der Steg gehört der Stadt und sollte – so zumindest die Vorstellung der Ex-Grünen Roland Schwab und Marc Dominic Boberg sowie der Schweinfurter Liste – auch einen direkten Zugang auf die Bahnsteige 5 bis 8 erhalten. Im Ferienausschuss des Stadtrates wurde dieses beantragte Ansinnen am Donnerstag allerdings abgelehnt.
Für alle Ewigkeit scheint diese Idee dennoch nicht vom Tisch, wie die Diskussion im Großen Sitzungssaal zeigte. Das hat wiederum mit dem derzeitigen Zustand der Brücke zu tun. Sie erhielt nämlich bei der aktuellen Brückenprüfung (gibt es alle vier Jahre, die nächste ist 2018) auf der Skala von 1 bis 4 lediglich die Note 3. Laut Tiefbauamtsleiter Christof Klingler bedeutet das, dass ihr Bauzustand schlecht ist, Reparaturen nötig macht, und man sich Gedanken in Richtung Neubau machen müsse. Tatsächlich sind bereits Holzböden ausgetauscht worden und Arbeiten an Metallteilen erfolgt.
Ihren Antrag hatten die Ex-Grünen und SWL vor dem Hintergrund des von der Bahn zugesagten barrierefreien Umbaus am Hauptbahnhof gestellt. Wie berichtet will die Bahn in Schweinfurt 7,3 Millionen Euro investieren. Die Gleise sollen die Fahrgäste statt über Treppen künftig über Aufzüge erreichen. Die Bahnsteige sollen von 400 auf 210 Meter verkürzt werden. Unterschiedlich hoch liegende Gleise sollen dafür sorgen, dass für alle Zugtypen geeignete Einstiege entstehen, ohne dass am Bahnsteig Stufen gebaut werden müssen. Bis Ende 2018 soll die so lange geforderte Barrierefreiheit erledigt sein.
Von der zusätzlichen Anbindung des Personenstegs direkt an die Gleise zeigte sich die damit konfrontierte DB Station & Service AG aber nicht begeistert. Sie antwortete der Stadt, dass eine Anbindung – weil Eigentum der Stadt – zwar grundsätzlich denkbar sei, das aber komplett zu Lasten der Stadtkasse. Aber: Den Steg in den bereits laufenden Prozess des barrierefreien Bahnhofsumbaus noch zu integrieren, würde das Projekt um zwei Jahre verzögern (bis 2020) und einer zeitnahen Realisierung „barrierefreier Bahnhof entgegensprechen“.
Klingler erläuterte auf entsprechende Nachfragen im Ferienausschuss, dass ein Steg-Neubau wohl in spätestens zehn Jahren nötig wäre, und die Kosten dafür inklusive des Andockens an die Bahngleise bei rund 2,5 Millionen Euro lägen. Klingler begründete die Höhe mit dem nötigen Bau von vier Aufzügen, einem besonderen Schutz vor den Oberleitungen und Arbeiten an den Bahnsteigen.
Er äußerte sich auch zum Kosten-Nutzen-Verhältnis: Von einem direkten Zugang profitierten lediglich die potenziellen Fahrgäste via Ernst-Sachs-Straße und ihre Zahl sei subjektiv gering. Zählungen und Befragungen gab es noch keine. Auch der Zeitgewinn ist überschaubar: Der „Umweg“ über den normalen Zugang am Hauptbahnhof beträgt zwischen zwei und drei Minuten mehr.
Gleichwohl: Der aktuelle Antrag wurde einstimmig abgelehnt. Die Rathausverwaltung sagte aber zu, die Idee „direkter Zugang“ auf die Bahnsteige im Auge zu behalten und spätestens beim Steg-Neubau wieder auf den Tisch zu bringen.
Thomas End (SPD) zeigte kein Verständnis für einige zuvor geäußerte kritische Anmerkungen zur mangelhaften Flexibilität der Bahn. Man solle besser froh sein und loben, dass die Barrierefreiheit am Hauptbahnhof endlich kommt, sagte er.