Es regnet. Seit Oktober 2019 sogar recht oft in Unterfranken. Die einen freuen sich, den anderen drückt das anhaltend schlechte Wetter aufs Gemüt. Dabei ist der Niederschlag für die trockene Region immens wichtig: für Felder, Wiesen, Wald und nicht zuletzt für die Grundwasserspeicher, aus denen die Bevölkerung ihr Trinkwasser bezieht. Sind die Klima- und Wasserexperten nun beruhigt?
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Im Gegenteil: Klimaforscher Heiko Paeth von der Universität Würzburg, der sonst Zeitspannen von mindestens 30 Jahren auswertet, blickt besorgt auf die Werte der Wetterstation Würzburg. Allein in den vergangenen zwei Jahren gab es nur drei Monate (Januar, Dezember 2018 und Oktober 2019), in denen es überdurchschnittlich viel geregnet hat, verglichen mit dem Mittelwert der Referenzperiode 1961 bis 1990. Das ist die Zeitspanne, anhand derer Klimaforscher auf der ganzen Welt die aktuellen Witterungsanomalien beurteilen. Alle anderen Monate waren zu trocken. "Das wirkt sich verheerend auf die Grundwasserstände aus", sagt Heiko Paeth. Wenn wir jetzt in ein warmes Frühjahr starten, wäre dies das dritte in Folge. "Das verheißt nichts Gutes für Wald und Wiese."
Der Boden ist aktuell bis auf eine Tiefe von 50 bis 60 Zentimetern gut durchfeuchtet. Darunter aber sei es trocken, sagt Herbert Siedler. Der Experte für Pflanzenschutz am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) berät Bauern in ganz Unterfranken und Teilen Mittelfrankens über Anbaustrategien im Klimawandel. Insofern sei der durchwurzelte Boden (etwa ein Meter) erst bis zur Hälfte mit Wasser aufgefüllt. Dabei ist gerade das so wichtig, damit die Pflanzen im Frühjahr gut wachsen und auch trockene Sommermonate überbrücken können.
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Wie sieht´s beim Grundwasser aus? In den vergangenen 90 Tagen hat es in Würzburg immerhin 142 Millimeter geregnet. Das ist knapp unter der Marke von 150 Millimetern, dem langjährigen Durchschnitt der Referenzperiode 1961 bis 1990. Doch von dem Niederschlag kommt am Ende eben nur ein Bruchteil in den tiefen Grundwasserschichten an. "Bezogen auf das ganze Jahr kann man grob davon ausgehen, dass knapp 20 Prozent des Niederschlags, also jeder fünfte bis sechste Tropfen, in das Grundwasser versickern", sagt Christian Guschker, Leiter der Aktion Grundwasserschutz bei der Regierung von Unterfranken. Der Anteil ist von November bis März höher als im Rest des Jahres. Deshalb ist es in dieser Zeit, in der weniger Wasser verdunstet oder durch die Vegetation aufgenommen wird, so wichtig, dass die Grundwasservorräte aufgefüllt werden.
Derzeit heißt es: leichte Erholung, aber keine Entwarnung. Aktuell zeigen noch knapp die Hälfte der oberflächennahen Messstellen in Unterfranken niedrige und sehr niedrige Grundwasserstände. Noch gravierender sieht es in den tieferen Grundwasserstockwerken aus, in denen das Sickerwasser langsamer ankommt. Hier zeigen knapp drei Viertel der Messstellen Niedrigwasser. Kein Wunder, denn: "2019 war das drittwärmste Jahr in der seit 1881 fortlaufenden Beobachtungsreihe und in der Jahres-Gesamtbilanz auch wieder deutlich zu trocken", so Guschker.
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Einen direkten Blick auf die Messstellen in Würzburg, Kitzingen und Prosselsheim hat Herbert Walter, Leiter des Wasserwirtschaftsamtes Aschaffenburg. Er sagt, die Grundwasserstände könnten sich erst deutlich erholen, wenn es einige überdurchschnittlich feuchte Winterhalbjahre gäbe.
Vergleicht man alle unterfränkischen Messstationen, bezogen auf die letzten drei Monate, hat es in Würzburg mit 142 Millimeter am wenigsten geregnet. Noch trockener wird es Richtung Mittelfranken, Landkreis Neustadt an der Aisch. Betrachtet man die mittleren Niederschlagsmengen auf das ganze Jahr verteilt, ist der Raum zwischen Würzburg, Kitzingen und Schweinfurt (Mainfränkische Trockenplatte) der trockenste. Im Jahr 2019 war allerdings Bad Königshofen im Landkreis Rhön-Grabfeld der trockenste Ort in ganz Unterfranken: mit nur 489 Millimeter Jahresniederschlag.
Und der Wald in Unterfranken? "Einschneidende Trockenjahre wie 2003, 2015, 2018 und 2019 führen dazu, dass der Boden nicht genügend Wasser bekommt, die Bäume kaum Reservestoffe bilden und im Frühjahr nicht mehr austreiben", sagt Antje Julke, Abteilungsleiterin Forsten am AELF Würzburg. Jetzt, da der Bodenwasservorrat an der Waldklimastation Würzburg etwa das Niveau des langjährigen Mittels erreicht hat, wartet sie gespannt auf den Mai. Erst dann wird sich zeigen: Hat der Wald das Jahr 2019 glimpflicher überstanden als 2018 oder werden die Schäden noch gravierender sein?
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So lange jeder sein freistehendes Einfamilienhaus "im Grünen" will wird sich da auch nix ändern.
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