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Würzburg/Schweinfurt
Regen in Unterfranken: Haben wir jetzt wieder genug Grundwasser?
Es regnet - und zwar schon länger: Sind nun die Grundwasservorräte in Unterfranken wieder aufgefüllt und alle Probleme der Trockenheit in Feld, Wald und Wiese gelöst?
Seit Oktober vergangenen Jahres hat es in Unterfranken oft geregnet. Klimaexperten sind trotzdem unzufrieden.
Foto: SymbolGetty Images | Seit Oktober vergangenen Jahres hat es in Unterfranken oft geregnet. Klimaexperten sind trotzdem unzufrieden.
Angelika Kleinhenz
 |  aktualisiert: 22.04.2020 15:30 Uhr

Es regnet. Seit Oktober 2019 sogar recht oft in Unterfranken. Die einen freuen sich, den anderen drückt das anhaltend schlechte Wetter aufs Gemüt. Dabei ist der Niederschlag für die trockene Region immens wichtig: für Felder, Wiesen, Wald und nicht zuletzt für die Grundwasserspeicher, aus denen die Bevölkerung ihr Trinkwasser bezieht. Sind die Klima- und Wasserexperten nun beruhigt?

Im Gegenteil: Klimaforscher Heiko Paeth von der Universität Würzburg, der sonst Zeitspannen von mindestens 30 Jahren auswertet, blickt besorgt auf die Werte der Wetterstation Würzburg. Allein in den vergangenen zwei Jahren gab es nur drei Monate (Januar, Dezember 2018 und Oktober 2019), in denen es überdurchschnittlich viel geregnet hat, verglichen mit dem Mittelwert der Referenzperiode 1961 bis 1990. Das ist die Zeitspanne, anhand derer Klimaforscher auf der ganzen Welt die aktuellen Witterungsanomalien beurteilen. Alle anderen Monate waren zu trocken. "Das wirkt sich verheerend auf die Grundwasserstände aus", sagt Heiko Paeth. Wenn wir jetzt in ein warmes Frühjahr starten, wäre dies das dritte in Folge. "Das verheißt nichts Gutes für Wald und Wiese."

Regen in Unterfranken: Haben wir jetzt wieder genug Grundwasser?

Der Boden ist aktuell bis auf eine Tiefe von 50 bis 60 Zentimetern gut durchfeuchtet. Darunter aber sei es trocken, sagt Herbert Siedler. Der Experte für Pflanzenschutz am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) berät Bauern in ganz Unterfranken und Teilen Mittelfrankens über Anbaustrategien im Klimawandel. Insofern sei der durchwurzelte Boden (etwa ein Meter) erst bis zur Hälfte mit Wasser aufgefüllt. Dabei ist gerade das so wichtig, damit die Pflanzen im Frühjahr gut wachsen und auch trockene Sommermonate überbrücken können.

Wie sieht´s beim Grundwasser aus? In den vergangenen 90 Tagen hat es in Würzburg immerhin 142 Millimeter geregnet. Das ist knapp unter der Marke von 150 Millimetern, dem langjährigen Durchschnitt der Referenzperiode 1961 bis 1990. Doch von dem Niederschlag kommt am Ende eben nur ein Bruchteil in den tiefen Grundwasserschichten an. "Bezogen auf das ganze Jahr kann man grob davon ausgehen, dass knapp 20 Prozent des Niederschlags, also jeder fünfte bis sechste Tropfen, in das Grundwasser versickern", sagt Christian Guschker, Leiter der Aktion Grundwasserschutz bei der Regierung von Unterfranken. Der Anteil ist von November bis März höher als im Rest des Jahres. Deshalb ist es in dieser Zeit, in der weniger Wasser verdunstet oder durch die Vegetation aufgenommen wird, so wichtig, dass die Grundwasservorräte aufgefüllt werden.

Derzeit heißt es: leichte Erholung, aber keine Entwarnung. Aktuell zeigen noch knapp die Hälfte der oberflächennahen Messstellen in Unterfranken niedrige und sehr niedrige Grundwasserstände. Noch gravierender sieht es in den tieferen Grundwasserstockwerken aus, in denen das Sickerwasser langsamer ankommt. Hier zeigen knapp drei Viertel der Messstellen Niedrigwasser. Kein Wunder, denn: "2019 war das drittwärmste Jahr in der seit 1881 fortlaufenden Beobachtungsreihe und in der Jahres-Gesamtbilanz auch wieder deutlich zu trocken", so Guschker. 

Einen direkten Blick auf die Messstellen in Würzburg, Kitzingen und Prosselsheim hat Herbert Walter, Leiter des Wasserwirtschaftsamtes Aschaffenburg. Er sagt, die Grundwasserstände könnten sich erst deutlich erholen, wenn es einige überdurchschnittlich feuchte Winterhalbjahre gäbe.

Vergleicht man alle unterfränkischen Messstationen, bezogen auf die letzten drei Monate, hat es in Würzburg mit 142 Millimeter am wenigsten geregnet. Noch trockener wird es Richtung Mittelfranken, Landkreis Neustadt an der Aisch. Betrachtet man die mittleren Niederschlagsmengen auf das ganze Jahr verteilt, ist der Raum zwischen Würzburg, Kitzingen und Schweinfurt (Mainfränkische Trockenplatte) der trockenste. Im Jahr 2019 war allerdings Bad Königshofen im Landkreis Rhön-Grabfeld der trockenste Ort in ganz Unterfranken: mit nur 489 Millimeter Jahresniederschlag.

Und der Wald in Unterfranken? "Einschneidende Trockenjahre wie 2003, 2015, 2018 und 2019 führen dazu, dass der Boden nicht genügend Wasser bekommt, die Bäume kaum Reservestoffe bilden und im Frühjahr nicht mehr austreiben", sagt Antje Julke, Abteilungsleiterin Forsten am AELF Würzburg. Jetzt, da der Bodenwasservorrat an der Waldklimastation Würzburg etwa das Niveau des langjährigen Mittels erreicht hat, wartet sie gespannt auf den Mai. Erst dann wird sich zeigen: Hat der Wald das Jahr 2019 glimpflicher überstanden als 2018 oder werden die Schäden noch gravierender sein?

Geht Unterfranken schon 2035 das Wasser aus?
Das letzte Mal, dass sich reichlich - mehr als 150 Millimeter im Jahr - neues Grundwasser in Unterfranken gebildet hat, war vor 16 Jahren. Dies ergab eine Auswertung des Bayerischen Landesamts für Umwelt. Und es wird noch trockener, so die Prognose der Regierung von Unterfranken. Bis zum Jahr 2035 könnten die Quellschüttungen in Unterfranken um 15 Prozent und das Wasserdargebot der Brunnen um fünf Prozent nachlassen. Dann könnte es bei der öffentlichen Wasserversorgung mancherorts eng werden. Die Versorgungssicherheit gilt in 30 Prozent der 270 Gebiete, in denen Wasser in der Region gewonnen und verteilt wird, bis 2035 als "stark eingeschränkt". Betroffen sind vor allem kleine Wasserversorger, die aufgrund ihrer Infrastruktur nur über ein Standbein - eine oder wenige Quellen - verfügen.
 
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  • B. F.
    Wie naiv ist denn die Frage nach dem Grundwasser???? Da regnet es im Sommer wochenlang am extremer Hitze keinen Tropfen,und nun sollen die paar Regenfälle das Grundwasser erreichen???? Ich glaube diese Antwort könnte ein Grundschulkind beantworten.
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  • C. L.
    Und wenn noch mehr versiegelt wird und Au-Flächen trockengelegt werden, Felder drainagiert werden, flurbereinigt werden, dann wird der Regen nicht Grundwasser werden.
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  • A. H.
    Was Sie vergessen haben (warum eigentlich?) ist die massive Vesiegelung durch neue und oft über Notwendigkeit geplante Wohn- und Gewerbegebieten: Jede Gemeinde will sie haben und die Bebaute Gemeindeflächen haben sich in 50 Jahren oft mehr als verdoppelt - s. Z.B. Eibelstast und Sommerhausen, die müssen jetzt schon an Ihre Weinberge ran - und gleichzeitig veröden und verfallen die Altorte zunehmend.
    So lange jeder sein freistehendes Einfamilienhaus "im Grünen" will wird sich da auch nix ändern.
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  • A. M.
    Die Drainagen laufen schon seit drei Jahren nicht mehr...
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  • H. M.
    Und wenn Sie lieber attheendoftheday Ihre Wohnung aufgeben und die Fläche darunter entsiegeln, würden Sie ein Zeichen setzen.

    Also nicht nur kommentieren sondern Zeichen setzen.

    Gruß
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  • J. K.
    Dieser Kommentar trägt nicht zur Diskussion bei und wurde daher gesperrt.
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    Wenn dei Vegetation auf Grund des warmen Winters jetzt wieder früher in Gang kommt, sind die paar Liter Wasser in den oberen Bodenschichten bald wieder aufgebraucht.
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  • A. H.
    Das ist eine reine Mutmaßung, denn von den 60 l/m² im Januar und (bisher) 80 im Februar 2020 ist schon einiges in tieferen Schichten angekommen, zumal der Boden nicht gefroren ist. Ich beobachte jedenfalls z. Zt. dass Bäche wieder stärker "laufen" und teilweise versiegte Quellen in Feld und Wald wieder zu sprudeln beginnen. Dem Vernehmen nach ist eine Sättigung des Erdreiches doch mit zunehmender Tendenz bereits bis 50 cm Tiefe gegeben (gemessen von einem Landwirt auf seinem Feld oberhalb Ochsenfurt).
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  • C. L.
    das scheint doch eher das Oberflächenwasser zu sein, bzw. das, was durch Drainagen in die Entwässerungsgräben geleitet wird.
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  • Veraltete Benutzerkennung
    ich war die letzten Wochen, so far, an verschiedenen Stellen mit Grabungsarbeiten beschäftigt. Nach spätestens einem halben Meter war es brottrocken. Ich finde es gut, daß auch die MP diese Problematik thematisiert, weil sie uns in der Zukunft noch stärker beschäftigt.
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  • H. M.
    Wenn Sie lieber Arcus Ihre Lebensweise umstellen haben Sie es selbst in der Hand.

    Sie müssen nur weniger essen und trinken und nicht nur kommentieren.

    Also tun Sie was für die Umwelt!

    Gruß
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  • R. F.
    Das Posting verstößt gegen unsere Netiquette und wurde daher gesperrt.
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