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Schweinfurt
Höhere Preise und keine Flexikarte: Warum die Ticketpreise im Schweinfurter ÖPNV im neuen Jahr gestiegen sind
Mit dem neuen Verkehrsverbund steigen die Ticketpreise in Schweinfurt. Besonders Rentner und Gelegenheitsfahrer schauen in die Röhre. Welche Rolle die Politik spielt.
Die beliebte Flexikarte verschwindet und Ticketpreise steigen: Im Schweinfurter ÖPNV sorgen höhere Preise für Unmut unter Fahrgästen.
Foto: René Ruprecht | Die beliebte Flexikarte verschwindet und Ticketpreise steigen: Im Schweinfurter ÖPNV sorgen höhere Preise für Unmut unter Fahrgästen.
Marcel Dinkel
 |  aktualisiert: 13.01.2025 02:28 Uhr

Der Ärger galt als vorprogrammiert. Seit dem 1. Januar gilt in Schweinfurt nicht nur ein neuer Fahrplan mit Taktänderungen, verlegten Bushaltestellen und bargeldlosem Bezahlsystem: Mit dem Beitritt zum neuen Verkehrsverbund NVM haben sich auch die Ticketpreise im Schweinfurter ÖPNV teilweise erhöht und Angebote zum Jahreswechsel verändert – zum Ärger einiger Fahrgäste. Besonders betroffen: die Nutzerinnen und Nutzer der ehemaligen Flexikarte im Stadtgebiet.

Das Ticket, welches sich früher mit einem stark vergünstigten Einzelfahrtpreis von 1,70 Euro vor allem an Gelegenheitsnutzerinnen und -nutzer des ÖPNV im Stadtgebiet richtete, wurde mit dem Beitritt der Stadtwerke zum neuen Verkehrsverbund im Januar eingestellt. Christopher Alm, Geschäftsführer der Nahverkehr Mainfranken (NVM) GmbH, bedauert den Wegfall derartiger Angebote zwar. Er erklärt jedoch auch, dass sich durch die Angleichung der Preise im neu geschaffenen Verbund Kostensteigerungen nicht vermeiden ließen.

Preiserhöhungen laut NVM in Teilen unvermeidlich

Grundsätzlich sei es so, dass ein Verbund immer versuche, einen einheitlichen Tarif zu schaffen, um einen Flickenteppich zu vermeiden, sagt Alm. Neben Stadt und Landkreis Schweinfurt sind auch Stadt und Landkreis Würzburg sowie die Landkreise Haßberge, Rhön-Grabfeld, Kitzingen und Main-Spessart seit Januar im NVM zu einem großen Verkehrsverbund verschmolzen.

Höhere Preise und keine Flexikarte: Warum die Ticketpreise im Schweinfurter ÖPNV im neuen Jahr gestiegen sind

"ÖPNV ist immer ein Defizitgeschäft", so der Geschäftsführer weiter. Der neue Tarif für alle Landkreise sei jedoch erlösneutral kalkuliert worden. Als Ausgangspunkt für die Ticketpreise dient der Einzelfahrschein. Das übrige Sortiment baut auf dessen Preis auf. "Dadurch, dass es vorher viele verschiedene Einzeltarife gegeben hat, gibt es Gewinner und Verlierer."

Der Unmut über höhere Preise sei also vor allem dort hoch, wo Kommunen den ÖPNV mit Geld aus der eigenen Kasse subventioniert hätten. "Wir haben Städte, die seit zehn Jahren keine Preisanpassung mehr hatten." In der Stadt Würzburg beispielsweise gebe es weiterhin verschiedene Angebote, weil das Rathaus extra Mittel dafür in die Hand nehme, um diese aufrechtzuerhalten. "Wir verhindern diese Produkte nicht", bekräftigt Alm. Letztlich handle es sich bei diesen Tickets um eine Vertriebs- und Umsetzungsfrage innerhalb der Kommunen und ihrer Verkehrsbetriebe.

Bayerische Förderung zum ÖPNV ausgelaufen

Ein Grund, warum rabattierte Einzelfahrscheine, wie die Flexikarte in Schweinfurt, durch ein teureres Produkt, wie die digitale 6er-Karte, zu einem höheren Preis ersetzt worden sind, liegt laut Alm darin, dass eine wichtige Förderung des Freistaats Bayern zum 31. Dezember 2024 ausgelaufen sei. Die daraus entstehenden Kosten geben NVM, Kommunen und Stadtwerke also an die Nutzerinnen und Nutzer weiter.

Allerdings seien nicht alle Ticketpreise gestiegen, sagt Alm. So kostete eine Tageskarte im Schweinfurter Stadtgebiet (früher Tarifzone 1) 2024 noch 4,70 Euro, wohingegen ein Tagesticket im vergleichbaren Gebiet heute 40 Cent günstiger ist. Vielfahrer seien in der Regel nicht von Erhöhungen betroffen. Diese würden, versichert Alm, nachweislich die 6er-Karte oder gleich das Deutschlandticket verwenden.

Weitere Rabattierung von Tickets gilt als unwahrscheinlich

Daneben wirbt der Verkehrsverbund mit der Aktions-Tageskarte "Mainfranken-Ticket" für 9 Euro bis zum 30. September 2025. Dieses lässt sich allerdings nur digital mit dem Smartphone über die neue Verbundapp erwerben, um diese zu bewerben. Derzeit wurde die App laut NVM (Stand 7. Januar 2025) 4000 Mal heruntergeladen, das Mainfranken-Ticket bislang 200 Mal verkauft. 

Einige Leserinnen und Leser kritisierten gegenüber dieser Redaktion allerdings, dass die App auf ihren Handys nicht funktioniere.

Ob und wie weit weitere vergünstigte Angebote folgen, hängt laut Alm in erster Linie von der Politik ab. Die Aussicht darauf sieht jedoch eher düster aus. So hatte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) subventionierte Fahrkarten im ÖPNV, wie das Deutschlandticket, in der Vergangenheit bereits öffentlich infrage gestellt. In Schweinfurt haben die Stadtwerke nach Kritik der Linken-Fraktion im Stadtrat die geplante Abschaffung des rabattierten Monatstickets wieder revidiert. "Kurzfristig glaube ich nicht an eine Rabattierung von Tickets im großen Stil", sagt Alm. 

In einer früheren Version war das "Mainfranken-Ticket" mit monatlich 9 Euro angegeben. Dies ist nicht korrekt und wurde entsprechend geändert. Die Aktions-Tageskarte, die bis Ende September angeboten wird und beliebig oft gekauft werden kann, kostet jeweils 9 Euro.

 
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  • Roman Ludwig
    Vergleicht man die Subventionen ein ÖPNV und der Automobilität, erkennt man sofort, wohin die Reise geht ... und zwar im Auto. Solange Parken im Parkhaus in der Stadt billiger ist als die Hin- und Rückfahrt mit dem Bus, werden viele (verständlicherweise) lieber das Auto nehmen. Abgesehen davon, dass das elektronische Bezahlen mit der Geldkarte oder dem Smartphone oder der NVM-App für viele eine Zumutung ist und die Datenkrake füttert.
    Aber wollen wir eine Stadt, die mit Autos verstopft ist, die laut, dreckig und gefährlich für Fußgänger und Radfahrer ist? Von den ökologischen Folgen gar nicht zu reden.

    Am Ende war auch die Kommunikation der Stadtwerke suboptimal, die von Service hier und Verbesserungen dort sprach, aber die (zahlreichen) Nachteile der Umstellung - Zahlweisen, neue Liniengestaltung, verlegte oder gestrichene Haltestellen, Reduzierung des Fahrplans - erst jetzt begründete.
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  • Christopher Dorbath
    Die teuerste und am stärksten subventionierte Form der alltäglichen Mobilität ist immer noch das Auto (Platzbedarf, Straßen, Abgase und Lärm mit allen Folgen für Mensch und Natur etc.).
    Wer einen guten und günstigen ÖPNV anbietet, entlastet damit das Gemeinwesen insgesamt auch finanziell.

    Anbei: Warum ist der ÖPNV bei uns so viel teurer als in Österreich, Italien, Frankreich usw.?
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  • Florian Streibich
    Und Schüler, welche den Schulbus selbst bezahlen müssen, dürfen jetzt 49,20 € (Monatskarte Ausbildung) bezahlen, statt vorher 27,60 € (gedeckelte Kinder-Flexicard), das ist ganz schön heftig...
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  • Bruno May
    In der Tabelle "2025 Nahverkehr Mainfranken (Neu)" wird der Begriff Flexikarte mit Preisen in den 3 Waben-Beispielen genannt.
    Weshalb schreiben Sie dann in Ihrer Überschrift "Höhere Preise und keine Flexikarte" ?
    Mit dieser Überschrift verwirren Sie den Leser.
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