
Ab dem 1. Januar gilt in Schweinfurt ein neuer Fahrplan samt Stadtbusnetz. Erklärtes Ziel der Neuaufstellung des städtischen Nahverkehrs ist es, Fahrtzeiten zu verbessern, mehr Direktverbindungen zu ermöglichen und Umstiege in andere Linien attraktiver zu gestalten.
Gemeinsam mit dem neuen digitalen Ticketsystem "SWeasy" und dem Beitritt zum neuen Verkehrsverbund VVM wollen Stadt, Stadtwerke und Landkreis damit letztlich mehr Leute für den ÖPNV begeistern.
Doch bereits vor dem Start des neuen Systems sorgen Ankündigung und erste Veränderungen für Unsicherheit. Warum sollen bekannte Verbindungen wegfallen? Wieso werden einzelne Haltestellen verlegt und die Taktung auf manchen Linien verringert? Alles, was Mitfahrerinnen und Mitfahrer zum Start des neuen Netzes im neuen Jahr wissen müssen.
Warum wird der Fahrplan umgestellt?
Das 50 Jahre alte, historisch gewachsene Stadt- und Regionalbusnetz ist in vielerlei Punkten unlogisch aufgebaut und anfällig für Verspätungen, meint Thomas Kästner, Geschäftsführer der Stadtwerke Schweinfurt. Um die Fehler zu beheben, hat die Stadt deshalb einen Verkehrsplaner beauftragt, dessen Konzept jetzt auf die Stadt angewendet wird. Während der Ausarbeitung seien zudem Gremien wie der Behinderten- und Seniorenbeirat sowie der Verkehrsausschuss, Stadtrat und ÖPNV-Beirat eingebunden gewesen. Der Kreistag hat dem neuen Stadtbusnetz im Juli 2024 zugestimmt, der Stadtrat die Umsetzung am 24. September beschlossen.
Was ändert sich im Fahrplan?
Künftig gibt es mehr Direktverbindungen, einfachere und kürzere Umstiegszeiten sowie einheitlichere Takte. So fahren alle Linien laut Fahrplan im durchgängigen 30-Minuten-Takt vom Roßmarkt ab. Die stark befahrene Linie 100, die künftig die Stadteilen Bergl und Deutschhof im 15-Minuten-Takt verbindet, steuert unterwegs den Hauptbahnhof und das Leopoldina-Krankenhaus an.
Außerdem kommen dort ausschließlich Gelenkbusse zum Einsatz. Bei allen anderen Linien hat sich laut Stadtwerken die Taktung im Spät- und Frühverkehr eher erhöht als verringert. Am Wochenende wurde die Taktung teilweise verringert. Besser angebunden und erschlossen sind künftig auch das Maintal, das Kessler-Field und die Eselshöhe.
Werden Einzeltickets im neuen Fahrplan teurer?
Durch die Annäherung an den großen Verbundtarif kommt es zu Preissteigerungen. Im engeren Stadtgebiet, also den Tarifzonen eins bis drei, werden Einzelfahrscheine zehn Cent teurer. Dafür ist die Tageskarte im Verbund günstiger, sagt Mirko Hrnjak, Leiter der Bereiche Personenverkehr und Fahrzeugtechnik der Stadtwerke Schweinfurt. Große Sprünge gibt es hingegen bei weiteren Strecken. So kostet eine Fahrt von Schonungen nach Grafenrheinfeld anstatt 3,90 Euro künftig 6,90 Euro.
Warum werden Haltestellen verlegt?

Um Reisezeiten zu verbessern, Wartezeiten an Ampelanlagen oder Fahrtzeitverluste an neuralgischen Punkten zu verringern, haben die Stadtwerke das Netz angepasst. Neben der Verlegung einzelner Haltestellen kommen laut den Stadtwerken etwa 135 Haltestellen dazu, während 120 wegfallen, sagt Hrnjak. Das liegt unter anderem auch daran, dass Hin- und Rückfahrt auf der jeweiligen Straßenseite harmonisiert werden.
Zudem sollen durch den neuen Plan die Fahrtvarianten verringert und mehr Haltestellen angefahren werden. Was den Abstand betrifft, liegen nach Angaben der Stadtwerke zirka 90 Prozent aller Haltestellen im Stadtgebiet in einem Radius von 300 Meter Luftlinie zueinander. Für Ersatzhaltestellen gilt das nicht.

An allen wegfallenden Haltestellen, wie "Am Breiten Weg" nahe dem Edeka Seufert, sollen Informationen zum Fahrplan, Fußwege und Beschilderungen zum nächsten Haltepunkt angebracht werden. Eine Übersicht der sich ändernden Haltestellen liegt den Stadtwerken nicht vor, allerdings haben diese bereits angekündigt, Einzelfälle zu prüfen und gegebenenfalls nachzusteuern. Laut der Fahrgastinitiative Allianz pro Schiene liegt Schweinfurt, was die Erreichbarkeit und Dichte an Haltestellen angeht, auf Platz sechs aller deutschen Städte.
Was ändert sich im Schülerverkehr?
Im alten Fahrplan sind laut Stadtwerken alle Schulbusse über die Ignaz-Schön-Straße zum Schulzentrum gefahren. Weil sich letzteres jedoch in einer Sackgasse befindet, stehen viele der Busse dort unausgelastet und regelmäßig mit den Elterntaxis im Stau, was teilweise zu 20-minütigen Verspätungen und Ausfällen der Folgefahrten führt. Zum Schulstart am 7. Januar startet deshalb auch ein neues Schulbuskonzept. Neben geänderten Abfahrtszeiten fahren dann künftig weniger Busse direkt zum Schulzentrum.
Wie kommt mein Kind künftig zur Schule?
Schülerinnen und Schüler müssen ab dem neuen Schuljahr zum Roßmarkt fahren und dort in die Busse der Linie 190 umsteigen, die von den beiden Haltepunkten K und L abfahren. Von der Haltestelle K aus fahren die Busse über die Ignaz-Schön-Straße nur bis zur Haltestelle Technische Hochschule. Busse von der Haltestelle L aus fahren auf gleichem Weg bis zum Schulzentrum in der Geschwister-Scholl-Straße durch.
"Wir hoffen, dass sich der Stau dadurch verringert und wir weniger Busse mit Verspätung haben", so Hrnjak. Dabei handle es sich explizit um keine Sparmaßnahme, sondern einen Test zur Stabilisierung des Betriebs. Je nachdem, wie sich die Schulkinder und die Fahrgastzahlen verhalten, soll auch hier zeitnah nachjustiert werden. Hierfür sind die Stadtwerke mit zusätzlichem Personal in den ersten Wochen unterwegs.
Gibt es weiterhin Direktverbindung zu den Schulen?
Zusätzlich bieten die Stadtwerke Direktverbindungen zu den Schulen an. Diese Linien tragen die Endziffer 9 oder 6, wie beispielsweise die Linie 159 von Gochsheim über den Roßmarkt zum Schulzentrum und zurück. Zudem fahren die Standardlinien 110 und 140 regulär die Haltestellen Geschwister-Scholl-Straße (Schulzentrum) sowie Richard-Wagner-Straße und Ignaz-Schön-Straße direkt an.
Neben dem Kundencenter und einem Schalter am Roßmarkt haben die Stadtwerke eine eigene ÖPNV-Hotline eingerichtet. Erreichbar ist diese von Montag bis Freitag, 8 bis 17 Uhr, unter der Tel.:(09721/931499). Dazu gibt es ein Sonderjournal sowie ein Fahrplanbuch mit einer Übersicht zu den neuen Linien, der Taktung und einem Netzplan mit Haltestellen.
Gut formuliert! Statt Murks verbessern hilft da nur Neuaufbau auf einem weißes Blatt Papier:
1. Keinen Fahrtvarianten mehr
2. Zusammmenfassung meherere Kurzlinien zu einer Linie
2. Nur noch Pendellinien (Direktverbindungen)
Das ergibt weniger umsteigen, viel weniger Linien, die nicht mehr in jede Ecke fahren. Busse stehen nicht mehr am Roßmarkt herum sondern fahren. Pendellinien könnten sich an Hauptpendlerströmen orientieren: z. B. von Arbeitervierteln zur Industrie, was das Umsteigen nochmal reduzierte.
Die viel wenigeren Linien könnten alle im 10-Takt fahren, was Fahren ohne Fahrplan ermöglichte, wie die Tram in der Großstadt.
Das System wäre viel effizienter & billiger.
Schon.-Graf. von 3,90 auf 6.90 ist Wahnsinn! Ein Offenbarungseid des VVM & Ergebnis des Murks. Viele Köche verderben den Brei.
gerne gehe ich auf die von Ihnen angesprochenen Punkte ein.
Bislang kostete eine Einzelfahrt in Tarifzone 1 mit der Flexikarte 1,70 Euro, ein im Bus gekaufter Fahrschein 2,30 Euro. SWeasy, also eine Zahlung mit der Bankkarte im Bus, rechnet laut Stadtwerken künftig den alten Bartarif ab, der bekanntlich bei 2,30 Euro bzw. ab Januar 2025 mit Beitritt zum neuen Verkehrsverbund bei 2,40 Euro liegt. Eine Einzelfahrt kostete bislang nur für Nutzerinnen und Nutzer der Flexikarte 1,70 Euro. Diese wird, ebenfalls wegen des Beitritts in den neuen Verkehrsverbund, ab 2025 jedoch nicht mehr von den Stadtwerken angeboten. Als Alternative soll hierfür künftig die digitale Sechser-Karte dienen, die rabattiert sein soll. Der genaue Preis dafür liegt unserer Redaktion derweil noch nicht vor.
Mit freundlichen Grüßen
Marcel Dinkel, Redakteur
Was kostet z.B. der Rückbau von 120 bisherigen und der Neubau von 135 neuen Haltestellen samt behindertengerechter Anpassung der Gehwegkanten?
Wie und durch welchen externen Dienstleister erfolgt künftig die Abrechnung der Busfahrten? Wird für jeden Tag, an dem der Bus genutzt wird, eine Abbuchung vom Bankkonto vorgenommen? Erhält man noch eine monatliche Abrechnung der Fahrten?
Für den normalen Kunden, der bisher das eTicket in Zone 1 genutzt hat, erhöht sich der Preis einer Einzelfahrt von bisher 1,70 Euro auf künftig 2,30 oder sogar 2,40 Euro.
Welche Kosten verursacht die Kontrolle der Fahrberechtigung durch eine externe Firma?
Werden die Busfahrer künftig anders entlohnt, wenn sie nur noch Fahrer sind und keine Fahrkarten mehr verkaufen müssen?
Ich bin schon auf die Reaktion der Kunden in 2025 gespannt.