
Es war ein Thema, das in den vergangenen Jahren für viel Ärger sorgte: der Bauantrag eines privaten Immobilienbesitzers aus der Keßlergasse für die Sanierung und den teilweisen Abbruch der Gebäude Keßlergasse 5 und 7. Die Stadt hatte den Bauantrag abgewiesen, da die Denkmalpflege die damaligen Pläne klar ablehnte und die Zerstörung des Denkmals fürchtete. Doch jetzt gibt es einen Lichtblick: Der vom Investor geänderte Bauantrag wurde genehmigt, in der Innenstadt entstehen neue Flächen für Gewerbe und Wohnen.
"Was lange währt, wird endlich gut", kommentierte Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) den einstimmig genehmigten neuen Bauantrag. Dass das Prozedere aber Wunden geschlagen hat, sowohl bei ihm und der Bauverwaltung als auch beim Stadtrat, war deutlich spürbar. "Die politischen Verwerfungen im Gremium und die teilweise massiven Anfeindungen der Verwaltung waren sicher kein Heldenstück", schrieb der OB dem Bauausschuss ins Stammbuch. Er habe "der Verwaltung teilweise die Seele streicheln müssen, damit sie durchhält."
Bauausschuss und später auch der Stadtrat forderten im vergangenen Jahr, die Entwicklung der Innenstadt höher zu gewichten als die Bedenken der Denkmalpflege. Der Stadtrat genehmigte den ursprünglichen Bauantrag Mitte März 2024, obwohl die Stadtverwaltung klar kommuniziert hatte, dass dies rechtswidrig sei. Die Regierung von Unterfranken bestätigte diese Position auch, der Beschluss wurde zurückgenommen.
Doch trotz der vielen, teils hitzigen Debatten ließen weder Denkmalpflege noch Bauverwaltung den Gesprächsfaden mit dem Investor abreißen. So wurde hinter den Kulissen ein Kompromiss gefunden, der zeige, "dass Denkmalpflege und Stadtentwicklung zusammenfinden können", so Baureferent Ralf Brettin.

Welche Maßnahmen sind geplant und wie lange wird es dauern?
Im Detail wird nun vor allem im denkmalgeschützten Gebäude deutlich weniger abgerissen als vorher. Eine Stuckdecke sowie eine historische Flügeltür werden erhalten. Das Gebäude Nummer 7 wird abgerissen und neu gebaut. In beiden Häusern entstehen im Erdgeschoss Gewerbeflächen, in den Obergeschossen inklusive Dach mehrere Wohnungen mit Balkonen in Richtung Stadtknechtsgasse und neue Gauben Richtung Keßlergasse.
Wann es mit dem Bauvorhaben konkret losgeht, hängt an der Ausführungsplanung des Investors und ist noch unklar. Ordnungsreferent Jan von Lackum rechnet mit mindestens eineinhalb Jahren Bauzeit und auch entsprechenden Einschränkungen in der Keßlergasse selbst. Die Stadt plane allerdings, in der Stadtknechtsgasse ein Grundstück zu kaufen und dort stehende Baracken abzureißen, sodass es möglich sein könnte, auf der dann freien Fläche einen Baukran aufzustellen.

Stadträte loben den Kompromiss mit dem Investor
Für den neuen Bauantrag gab es von den Stadträten natürlich Lob, allerdings mit einer anderen Sichtweise auf den Prozess als sie der OB hat. Für Johannes Petersen (SPD) waren die "hitzigen Diskussionen" durchaus zielführend, weil dabei auch andere Perspektiven klar geworden seien. Aus Sicht von Holger Laschka (Grüne) und Adi Schön (Freie Wähler) war es schlussendlich positiv, dass die Verwaltung aufgrund der Debatten ihre Haltung verändert habe. Aus Schöns Sicht sei Flexibilität im Sinne des Investors entscheidend.
Ulrike Schneider (Zukunft./ödp) war in der Sache immer auf Seiten der Verwaltung. "Es war gut, dass man hier Rückgrat gezeigt hat", betonte sie, befand aber auch, dass es nun ein guter Kompromiss sei.
Warum die Denkmalpflege das Haus Keßlergasse 5 für schützenswert hält
Das Haus Nummer 5 wurde laut Information der Denkmalpflege 2008 unter Denkmalschutz gestellt, der jetzige Besitzer hat es deutlich früher gekauft. Es ist ein dreigeschossiger, verputzter Satteldachbau aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, der im Kern aus dem Spätmittelalter ist. Das Haus ist nach Auskunft des Bayerischen Landesamtes "ein besonders anschauliches Zeugnis der Wohnkultur des Bürgertums bzw. der wohlhabenden Handwerkerschicht aus dem 18. und 19. Jahrhundert."
Das Quartier sei früher von gut situierten Handwerkern bewohnt worden, viele ihrer Bürgerhäuser seien aber im Zweiten Weltkrieg zerstört worden. Trotz der Veränderungen im Erdgeschoss, das derzeit vermietet ist, liegen die denkmalpflegerischen Schätze in den oberen Geschossen: Stuckdecken, profilierte Fenster- und Türrahmen, teilweise noch aus dem 18. Jahrhundert. Dem Gebäude komme "eine besondere stadtgeschichtliche Bedeutung" zu, so die Denkmalpflege.
Kein Wunder, dass Schweinfurt regelmäßig in den Listen der unattraktivsten Städte Deutschlands auftaucht. Sowas passiert eben, wenn man sich Stück für Stück von einem gewachsenen Stadtbild verabschiedet. Und wer nicht glaubt, dass dies eben schon einen Einfluss auf soziale Konflikte hat, möge sich dies zu Gemüte führen (insb. Folie 26): https://www.architekturpsychologie-dresden.de/ddarbeiten/moderne_architektur.pdf
Als Beispiele sind der gnadenlose Abriss mehrer zumindest „schmucker“ Gebäude am G-W-Platz mit Errichtung seelenloser Allerweltsgebäude - auch durch die Stadt SW selbst - anzuführen!
Innenstädte werden hierdurch verschandelt und lediglich einem einzigen Zweck unterworfen: Money, Money, Money….
Eigentlich ist es doch eine bekannte Tatsache, dass im 2. Weltkrieg die historische Bausubstanz Schweinfurtd zu großen Teilen und unwiderbringlich zerstört wurde.
Andere Städte gehen mit ihren architektonischen Pretiosen sorgsamer um!