Es war eines der beherrschenden Themen im Sommer in Schweinfurt: Wie geht es weiter am Gottesberg mit dem alten SC-1900-Sportplatz? Kann ein Investor das 8700 Quadratmeter große Areal für einen mittleren Millionenbetrag kaufen, um dort Wohnungen zu bauen oder nicht? Der Bauausschuss machte nun mit knapper Mehrheit den Weg frei. Allerdings gab es durchaus deutliche Kritik an diesem Plan.
Ulrike Schneider (Zukunft./ödp), Johannes Petersen (SPD) und Adi Schön (FW) stellten sich mit klaren Worten gegen die Pläne, das seit 2018 nicht mehr genutzte Areal zu verkaufen. Der Klimaschutz wiege deutlich schwerer. Das Gelände, an dem der Marienbach vorbei fließt, ist als Kaltluftschneise und Trenngrün angesichts der immer heißer werdenden Sommer gerade in einer Stadt wie Schweinfurt besonders wichtig. Zumal es im Regionalplan enthalten ist und von der Regierung von Unterfranken auch angemahnt wird, dass Trenngrün-Flächen nicht bebaut werden sollen.
Im Sommer war der Streit nicht nur über die grundsätzliche Frage entbrannt, ob das Areal für den Klimaschutz zu wichtig ist oder der Wohnungsbau Priorität genießen soll, sondern auch über das Vorgehen des Liegenschaftsreferats. Das hatte nämlich ein Verkaufsexposé erstellt, den Liegenschaftsausschuss informiert und wollte erst nach dem Abschluss des Bieterverfahrens und des Verkaufs mit einem vorhabenbezogenen Bebauungsplan im Bauausschuss vorstellig werden.
Der "völlig falsche Weg", wie Schneider und Petersen befanden. Denn: Bevor man das Gelände verkauft, sollte sich der Fachausschuss darüber einig werden, was dort entstehen soll. Anhand möglichst vieler Fakten und Stellungnahmen, auch kritischer. Insofern befand Ulrike Schneider, die Vorlage der Verwaltung sei "völlig unzureichend."
Forderung nach Verkaufsstopp, Entsiegelung und Anlage eines Stadthains
Sie forderte einen Verkaufsstopp, die Entsiegelung des Kunstrasenplatzes und die Anlage eines Stadthains. Eine Forderung, die der Bund Naturschutz im übrigen vehement unterstützt. Im Bauausschuss scheiterte Schneider mit 5:7 Stimmen. Das bedeutet, dass der Weg frei ist, mit dem Investor zu verhandeln, das Grundstück zu verkaufen und einen Bebauungsplan aufzustellen.
Der Weg hin zur Wohnbebauung ist auch deswegen frei, weil die Grünen-Stadträte Reginhard von Hirschhausen und Holger Laschka mit ihrem Koalitionspartner CSU stimmten. Freie Wähler, Zukunft./ödp und SPD waren dagegen. Gerade die Position von Hirschhausen, der eine Verdichtung der Wohnbebauung bei Erhalt der Bäume als eine auch ökologisch vertretbare Lösung ansieht, erzürnte Schneider.
Wortgefecht zwischen Ulrike Schneider und Holger Laschka
Sie kritisierte die Grünen deutlich für deren Haltung, man dürfe "eine der wenigen innerstädtischen Grünflächen nicht aufgeben." Der Stadtrat müsse zuerst die klimapolitischen Auswirkungen einer Bebauung diskutieren und dann abwägen, ob man verkaufen wolle oder nicht. Die Schweinfurter Grünen "reden sich das schön, und sie müssen sich bald auch vor ihren eigenen Leuten rechtfertigen." Eine Meinung, die auch der Bund Naturschutz teilt, wie Kreisvorsitzender Edo Günther im August im Gespräch mit dieser Redaktion bereits betont hatte.
Eine Bemerkung, die Grünen-Fraktionssprecher Holger Laschka hörbar auf die Palme brachte. Schneiders Verhalten sei "destruktiv", sie solle sich an "Stil und Fairness halten, dann können wir hier vernünftig diskutieren." Laschka befand zwar auch, dass das grundsätzliche Vorgehen der Verwaltung "nicht in Ordnung war", erklärte aber, seine Fraktion könne mit dem Plan jetzt sehr gut leben, zumal dem Käufer im Bebauungsplan der Bau von Gründächern, Fassadenbegrünung und Photovoltaik-Anlagen ebenso auferlegt werde wie der Erhalt der Bäume. Dem Vorschlag von Rüdiger Köhler (CSU), die Stadt solle das zu verkaufende Grundstück so verkleinern, dass die Baumreihen weiter auf öffentlichem Grund und somit unantastbar sind, folgte der Ausschuss.
CSU kritisiert SPD wegen der Ablehnung von Wohnbebauung
Köhler und sein Parteikollege Oliver Schulte kritisierten auch die SPD-Fraktion für ihre Haltung gegen Wohnungsbau. In der Causa Supermarkt und Discounter für Oberndorf sei man für Neubau und Versiegelung, im Kommunal-Wahlkampf 2019 habe man noch ein Bürgerbegehren für mehr sozialen Wohnungsbau unterstützt. Doch wenn am Gottesberg Wohnungen entstehen sollen, sei man dagegen. Köhler fand das "sehr bemerkenswert", zumal die Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) zuletzt auch die Kommunen aufforderte, mehr Wohnungen zu bauen.
Köhler betonte, es gehe auch nur um das Sportplatz-Grundstück, eine versiegelte und nicht mehr nutzbare Fläche. Der angrenzende Spielplatz oder das SC-1900-Vereinsheim seien nicht betroffen.
Johannes Petersen nahm die CSU-Spitzen sportlich, aus Sicht seiner Fraktion wiege der Klimaschutz höher: "Wohnungsbau ja, dieser Standort nein. Es ist der falsche Ort, um zu bauen, es gibt andere Plätze, die für Nachverdichtung geeignet sind", so der SPD-Stadtrat.
Umweltreferent Jan von Lackum: Stadtrat entscheidet über Bebauungsplan
Umweltreferent Jan von Lackum betonte, aus seiner Sicht sei Umweltschutz "kein unverrückbares Argument, sondern bedarf der Abwägung." Grundsätzlich sei der Sportplatz eine Fläche, die für Bebauung geeignet sei. Nun gelte es in der Bauleitplanung abzuwägen, wie man die notwendige Kaltluftschneise und das Trenngrün in seiner Funktion erhalten könne. Da seien die Architekten des möglichen Investors gefragt, Vorschläge zu erarbeiten.
Von Lackum gestand zu, der von der Verwaltung zunächst gewählte Weg über den Liegenschaftsausschuss "war möglicherweise unglücklich." Er betonte aber, der zu erstellende Bebauungsplan lasse dem Stadtrat alle Möglichkeiten – auch die, das Projekt abzulehnen, wenn es sich doch als nicht sinnvoll erweisen sollte. Klar sei auch, dass in einem Kaufvertrag ein Rücktrittsrecht für den Käufer geregelt würde, falls kein Baurecht entstehe. Somit gebe es auch kein Schadenersatzrisiko für die Stadt.
Selbst wenn bei Bebauung die Bäume stehen bleiben "dürfen" - rollen da schwere Geräte drüber und die Wurzeln werden beschädigt, damit sterben die Bäume ab und bleiben nicht erhalten.
Wo ein Wille, da ein Weg! Die Stadt will bauen und Geld scheffeln, sie will nicht in die Zukunft investieren.
Die Anwohner profitieren von einem Grünstück, Spielplatz, die Schulen brauchen auch Platz etc. aber das alles bringt keinen Profit.
Schämen sich Herr Laschka und Herr Hirschhausen eigentlich nicht für ihre Handlungen?
Es handelt sich bei dem Grundstück auch nicht um Natur welche man hier überbaut sondern um einen Kunstrasenplatz der zwar grün ist und in dem das Wort Rasen steckt aber der sonst alles andere als natürlich ist auch wenn das Grün wie Natur ausschaut! Die Bäume am Sportplatzrand müssen natürlich erhalten bleiben, das sollte aber eh keine Frage sein.
Weiterhin darf muss man sich schon fragen wo eine Stadt mit ca. 50 Tsd. Einwohnern massenhaft grüne Lungen braucht wenn das grüne Umland quasi vor der Haustür liegt und es meiner Meinung nach zudem sehr viel Grün in Schweinfurt selbst gibt! Das Areal am Gottesberg ist eh eher ländlich geprägt und nicht innerstädtisch.