Heute testen wir mal die Sangeskunst der werten Leserschaft. Nach der Melodie "Eine Seefahrt, die ist lustig" würden wir vorschlagen, während der Zeug-gibt's-Lektüre folgendes Lied zu summen (auf die Gefahr des Ohrwurms sei ausdrücklich verwiesen): "Eine Busfahrt, die ist lustig, eine Busfahrt, die ist schön, ja, da kann man ja so viele interessante Dinge seh'n." Der Refrain ist einfach: "Hollahi, hollahohoho, hollahiahiahia hollaho."
Weitere wunderbare Strophen: "Ob in Hameln an der Weser, wo der Rattenfänger pfeift, ob bei Herrmann, dem Cherusker, der die Römer kräftig kneift." Oder: "Ob im schönen Bodenwerder, wo Münchhausen viel erzählt, ob die Hildesheimer Rose, die den Dom als Platz gewählt."
Warum belästigen wir die Lesenden mit Liedtexten, wo man doch über die Hitze oder den Gottesberg oder alle möglichen echten und mutmaßlichen Skandale und Skandälchen Schweinfurts sich auslassen könnte? Nun, Zweiwas dazu, wie der Schweinfurter so schön sagt: Erstens sorgt dieses Lied in Oberndorf für Wutausbrüche, wie sie Kater Tom, wenn er wieder von Maus Jerry geärgert wurde, nicht besser hinlegen könnte. Und, zweitens, das Thema Busfahren führt geradewegs zum OB und verbindet den Oberndorfer Frust mit ihm.
Zwei neue Bushaltestellen in Bellevue
Dass Sebastian Remelé, ausweislich seiner Aktivitäten auf Sozialen Medien im Familien-Wanderurlaub, dabei Lieder trällert, summt oder sonst wie zum Besten gibt, ist eher unwahrscheinlich. Aber er fährt gerne Bus. Erst kürzlich wieder war er mit den Stadtwerken unterwegs, Richtung neuem Stadtteil Bellevue, wo zwei neue Bushaltestellen vorgestellt wurden. Im Wahlkampf fuhr der OB mit Bus und Wahlvolk kreuz und quer durch die Stadt, um zu zeigen, was er und seine Verwaltung alles geschafft hatten in damals zehn Jahren Ära Remelé und was noch so auf der Agenda steht. Grundsätzlich im übrigen eine gute Idee, das muss man ihm lassen.
Doch irgendwie schafft es die Stadtverwaltung immer wieder, die armen Oberndorfer gegen sich aufzubringen und deren Gefühl zu bestärken, dass sich vor 103 Jahren den Schweinfurter angeschlossen zu haben, nicht die beste Idee aller Zeiten war. Der Supermarkt ist schon lange zu, dort gibt's Nägel statt Nudeln. Die Hauptstraßen-Sanierung kommt erst nächstes Jahr und jetzt wird ihnen auch noch eine Bushaltestelle weggenommen, während in der Bellevue im Pressetext bezüglich der neuen Haltestellen von "einem unmittelbaren Zugewinn an Attraktivität und Lebensqualität" die Rede ist.
Die Oberndorfer machten also flugs den Umkehrschluss und sind darob mäßig amüsiert. Die SPD stellte sogleich einen Eilantrag im Ferienausschuss und in der Tat muss man bei einem kurzen Blick auf den Fahrplan der Stadtbusse sagen, vom Oberndorfer Weiher über den Roßmarkt zum Hauptbahnhof fahren zu müssen und dafür 28 Minuten zu brauchen, regt nicht zum fröhlichen Summen des Busfahrerliedes an.
Sollte es nächstes Jahr wieder ein Walpurgisgericht im Pfister-Park in Oberndorf geben, der Oberbürgermeister kann sich darauf gefasst machen, dass die Stadtverwaltung und ihre Entscheidungen in Sachen Oberndorf sehr kritisch aufgearbeitet werden. Fröhliche Strophen werden wohl kaum gedichtet.