1918 war Oberndorf noch selbstständig. 1919 erfolgte die Eingemeindung nach Schweinfurt. Den 100. Geburtstag im Jahr 2019 will Schweinfurt im Stadtteil groß feiern.
Die CSU hatte den Antrag gestellt, schon jetzt eine Projektgruppe zur Vorbereitung zu bilden, der Vertreter der Oberndorfer Vereine angehören werden. Versucht wird auch, Synergien zum 2019 stattfindenden Bayerischen Landesturnfest (30. Mai bis 2. Juni 2019) herzustellen.
Die SPD verfeinerte den CSU-Antrag noch mit einigen Zusatzpunkten. Das Stadtarchiv oder ein damit beauftragter Historiker soll die über die Grenzen Schweinfurts hinaus bedeutende Eingemeindung vor allem in wirtschaftlicher Hinsicht aufarbeiten, forderte Norbert Lenhard am Dienstag im Stadtrat.
SPD fordert erfolgreich auch eine historische Aufarbeitung der Eingemeindung
Eine solche wissenschaftlich historische Aufarbeitung sei darüber hinaus auch im Hinblick auf ein mögliches Industriemuseum oder die Neugestaltung des Museums am Martin-Luther-Platz wichtig. Die Ergebnisse könnten 2019 dann in einer Ausstellung, und weiteren kulturellen Programmpunkten präsentiert werden.
Noch vor dem einmütigen Ja im Stadtrat lobte als erster der in Oberndorf lebende Frank Firsching ausnahmsweise mal die CSU für ihre Weitsicht und die SPD für die qualitative Stärkung des CSU-Antrags. Der Fraktionschef der Linken beließ es aber nicht beim Lob, sondern rührte in der alten Wunde Gebietsreform.
Firsching. Seit 1919 gab es keine Eingemeindung mehr
Die Eingemeindung Oberndorfs vor immerhin 100 Jahren sei die letzte gewesen, die Schweinfurt Landzuwachs brachte, sagte er. „Ein Rekord“, so Firsching. Keine andere kreisfreie Stadt sei 100 Jahre nicht gewachsen – außer eben unser Schweinfurt. „Ist das positiv ?“, fragte er süffisant schmunzelnd, aber die Aufmerksamkeitsquote im Stadtrat wuchs.
Dittelbrunn und Niederwerrn stehen auf der Kandidatenliste ganz oben
Da wäre es doch höchste Zeit, so Firsching weiter, über die Erweiterung der heutigen Außengrenzen nachzudenken. Erste Gemeinde, die ihm als neuem Stadtteil einfiel, ist Dittelbrunn. „Aus naheliegenden Gründen, weil vieles einfacher und das eine oder andere schneller voranzubringen ist“, sagte er und meinte unter anderem die Heeresstraße.
Wer nun glaubte, das war es, täuschte sich. Stefan Funk, der ebenfalls in Oberndorf wohnende CSU-Fraktionschef, sah sich seinerseits aufgerufen. Ihm falle eine weitere Gemeinde mit „enger Verzahnung zur Stadt“ ein: Niederwerrn, das „noch vor Jahren genügend Rücklagen hatte“, sagte Funk, dereinst Kämmerer im Nachbarort.
Der Stachel von der bei der Gebietsreform vergessenen Stadt Schweinfurt sitzt tief
Das Thema Eingemeindung habe er für sich als „Dauerauftrag“ auferlegt, mischte nun auch Oberbürgermeister Sebastian Remelé mit. Bei den Bürgermeisterkollegen im Landkreis sei er damit noch nicht weitergekommen, was nicht erstaunen dürfte, merkte auch er mit einem Lächeln auf den Lippen an. Sollte heißen: Alles nicht ganz ernst gemeint.
Wirklich? Ein Blick ins Archiv der Redaktion zeigt, dass das Thema seit der Gebietsreform 1972/78 immer wieder debattiert wurde und es vielfach auch im Stadtrat oder via Pressemitteilungen laute Rufe gab, über eine neue Gebietsreform – dieses mal zu Gunsten der an ihre Grenzen stoßenden Stadt Schweinfurt – nachzudenken.
Auch in zahllosen Leserbriefen äußerten sich Bürger aus Stadt und Landkreis in diese Richtung. Das Schlusswort hatte Urheber Firsching: Die mit Oberndorf gemachten positiven Erfahrungen zeigten, dass Schweinfurt von weiteren Eingemeindungen profitieren würde.
Bei einer Einwohnerzahl von 100 000 siedelten sich auch größere Händler an, die heute keine Lust auf Schweinfurt haben. Dann wurde über den nun gemeinsamen Antrag von CSU und SPD abgestimmt: 42:0, drei Stadträte fehlten.
Nur Insider wissen, wo Schweinfurt aufhört und die beiden Gemeinden anfangen. Ich denke beispielsweise nur an den Grenzverlauf am Steingraben in Dittelbrunn.
Mit einem Schlag wären hier zahlreiche Probleme gelöst, so
a) die Frage der Verschuldung Dittelbrunns,
b) Maßnahmen zum Lärmschutz an der B 286,
c) Wegfall des "Nasenfaktors" bei Baugenehmigungen,
d) ein regelmäßig mit Aufträgen bedachtes Planungsbüro wäre "arbeitslos",
e) die Zahl der nicht öffentlich behandelten Tagesordnungspunkte im Gemeinderat.