2014 war die Empörung im Schweinfurter Stadtteil Oberndorf bei der Bevölkerung groß. Der Lidl-Markt in der Kettelerstraße, in der Nähe der Franz-Josef-Strauß-Brücke, schloss Anfang Mai seine Pforten für immer, weil er sich aus Sicht des Unternehmens nicht rechnete. Die Bürgerinnen und Bürger sammelten Unterschriften, protestierten, forderten die Stadt immer wieder auf, eine Lösung zu finden.
Nichts half, seit 2014 hat Oberndorf keine eigene Nahversorgung in fußläufiger Entfernung für die Bürger mehr, alle sind aufs Auto oder den Bus angewiesen, um entweder am Bergl oder in Bergrheinfeld einzukaufen. Ein Zustand, den insbesondere die in Oberndorf wohnende SPD-Stadträtin Marianne Prowald kritisiert. Auch jetzt wieder, denn nachdem alle Versuche einen anderen Lebensmittel-Markt dort einzuquartieren gescheitert sind, genehmigte der Bauausschuss nun das Ansinnen der Fishbull Franz Fischer Qualitätswerkzeuge GmbH, dort zukünftig einen Baumarkt zu betreiben.
Die SPD-Fraktion stimmte geschlossen gegen das Vorhaben, alle anderen Parteien dafür. Ordnungsreferent Jan von Lackum erklärte, es gebe einen Rechtsanspruch auf Genehmigung. Er halte die neue Nutzung auch grundsätzlich für verträglich. Marianne Prowald war strikt gegen den Baumarkt: "Schrauben und Nägel statt Nudeln und Reis, das gefällt mir nicht. Wir brauchen alles in Oberndorf, aber sicher keinen Baumarkt."
Nahversorger könnte noch kommen
Dass in Oberndorf dennoch eine Nahversorgung wieder etabliert werden könnte, ist nicht ausgeschlossen. Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) verwies in der Diskussion über den neuen Baumarkt auf Informationen zu dem Thema im nichtöffentlichen Teil. Die Stadt äußert sich derzeit nicht zu den Überlegungen, klar ist nur, dass das Thema Norma auf einem Gelände zwischen der OMV-Tankstelle und der Autobahn 70 nicht aktuell ist.
Auf dem etwa sechs Hektar großen Gelände wäre zwar ein Gewerbegebiet aus Sicht der Stadt denkbar, der Weg dahin ist aber lange. Zunächst müssten vor allem alle Grundstücke in städtischen Besitz kommen, erst dann wäre eine Bauleitplanung sinnvoll.
Es gibt aber durchaus andere Optionen im rund 2500 Einwohner großen Stadtteil. Unter anderem denkbar wären auch verschiedene Konzepte wie Rewe City, der Tegut-Markt am Schelmsrasen oder neu auf dem Markt befindliche 24-Stunden-Märkte, wie sie von unterschiedlichen Anbietern in anderen Städten und kleineren Gemeinden betrieben werden.
Marianne Prowald jedenfalls ist wichtig, dass eine Lösung nach mittlerweile acht Jahren ernsthaft angegangen und umgesetzt wird. Und zwar so, dass die Oberndorfer zu Fuß oder zumindest mit dem Bus mit dem Stadttarif zu einem neuen Markt kommen. Fährt man mit dem Bus von Oberndorf zum Edeka nach Bergrheinfeld, gilt ein teurerer Tarif als im Stadtgebiet.
Die Dame kann einen Laden eröffnen, wenns ihr so wichtig ist.