
Vor genau einem Jahr traf der Gerolzhöfer Stadtrat eine Entscheidung, die im Vorfeld lange Zeit für reichlich Gesprächsstoff gesorgt hatte: Die nach dem Heimat- und Mundartdichter Nikolaus Fey (1881-1956) benannte Straße darf ihren Namen zwar behalten; sie wird aber eine Kontextualisierung in Form einer Mahntafel erfahren.
Zuvor hatte eine Würzburger Fachkommission herausgefunden, dass der in Wiesentheid geborene und auf der hiesigen Waldesruh gestorbene Fey überzeugter Nationalsozialist gewesen war. Daraufhin veranlassten nicht wenige Gemeinden und Städte in Unterfranken eine Umbenennung von Nikolaus-Fey-Straßen. Die Experten hatten, aufgrund der Schwere von Feys Verfehlungen im Dritten Reich, eine solche angeraten.
Stadt ehrt Fey nicht mehr, der Straßenname aber bleibt
In Gerolzhofen war der Fall allerdings etwas komplizierter gelagert als in anderen Kommunen, weil die Straße nicht in einem Wohn-, sondern Gewerbegebiet liegt. Die 15 dort angesiedelten Firmen befürchteten erhebliche finanzielle Auswirkungen durch eine Namensänderung, manche sogar siebenstellige Umsatzeinbußen.
Die Sorgen kamen bei einer sehr gut besuchten Informationsveranstaltung der Stadt im Vorfeld der Stadtratssitzung im Januar 2024 zur Sprache. Zugleich betonte der damals eingeladene Würzburger Stadtarchivar Dr. Axel Metz, der Mitglied in jener Kommission zur Überprüfung von Straßennamen war, Feys sprachliche Radikalisierung und aktives Mitwirken an dem Unrechtsregime, vor allem in der Propagandaabteilung der Regierung des Generalgouvernements in Krakau im besetzten Polen.
Der Stadtrat entschied sich daraufhin einstimmig für eine Lösung, die Rücksicht auf die Interessen der Gewerbetreibende nahm: Die Straße behält ihren Namen; gleichzeitig distanzierte sich das Gremium von Fey, weil er von der NS-Herrschaft profitiert habe. "Die Stadt Gerolzhofen ehrt Nikolaus Fey nicht mehr", heißt es in dem Beschluss.
Mehrere Treffen des Mahntafel-Arbeitskreises
Zusätzlich wird eine größere Mahntafel in der Straße aufgestellt. Mit deren Gestaltung hat der Stadtrat einen Arbeitskreis (AK) unter Leitung von Bürgermeister Thorsten Wozniak beauftragt. Diesem gehören Vertreter aller Fraktionen, Gästeführerin Evamaria Bräuer, Archivmitarbeiter Norbert Vollmann und die Leiterin von GEOkommunikativ, Beate Glotzmann, an.
Zum aktuellen Stand hat die Redaktion den Bürgermeister befragt. Er berichtet, dass sich der AK mehrmals getroffen habe. Fest steht bereits, dass eine etwa zwei Meter hohe und gut 40 Zentimeter breite Tafel an der Einmündung der Nikolaus-Fey-Straße aufgestellt wird. Bei dem Standort handelt es sich um ein privates Grundstück, unmittelbar an der Kreuzung zur Frankenwinheimer Straße. "Der Eigentümer hat bereits zugestimmt", informiert Wozniak hierzu.
Die AK-Mitglieder haben sich auf einen Text verständigt (siehe Infobox). Dieser wurde federführend von Bräuer und Vollmann entworfen. Eventuell soll dieser leicht gekürzt werden, nachdem ein erster grafischer Entwurf erstellt worden ist.

Überschrieben ist der Text auf der Mahntafel mit der klaren Botschaft "Nein zu Nikolaus Fey! Die Stadt ehrt ihn nicht mehr", die in großer Schrift selbst aus einiger Entfernung gut zu erkennen sein soll. In dem längeren Text, so hat es der AK zum jetzigen Stand festgelegt, wird auf dessen erst später ans Licht gekommenen Verstrickungen in das nationalsozialistische Gewalt- und Unrechtsregime hingewiesen. Nach dem heutigen Wissensstand würde die Stadt keine Straße mehr nach ihm benennen.
Rechtsaufsicht hält bildliche Umsetzung für problematisch
Außerdem wird ein QR-Code am Schild angebracht. Wer diesen mit dem Smartphone einscannt, gelangt auf eine verlinkte Internetseite, die weitergehende Informationen bereithält. Die dafür vorgesehenen Inhalte sind nach Auskunft des Bürgermeisters noch nicht endgültig erstellt.
Nochmals Gedanken will sich der AK auch über die bildliche Darstellung machen. Eigentlich hat man sich auf ein aussagekräftiges Bild festgelegt, von dem die Rechtsaufsicht jedoch abrät, wie Thorsten Wozniak mitteilt. "Aktuell lassen wir prüfen, ob aus ausreichender Entfernung die Distanzierung zu dem Symbol (Hakenkreuz) ausreichend erkennbar ist."
Wie lange die Ausgestaltung der Mahntafel bis zur finalen Freigabe noch dauert, ist derzeit nicht absehbar. Einen Zeitpunkt für die Aufstellung kann die Stadt momentan nicht nennen. Die Enthüllung des Schildes wird laut Wozniak öffentlich stattfinden.