Es war nur ein Zufall, dass die Entscheidung über die Nikolaus-Fey-Straße zwei Tage nach dem Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus im Stadtrat anstand – und zudem nach einer Großdemonstration gegen rechts, zu der rund 6500 Teilnehmende nach Schweinfurt gekommen waren. Zeitlich passender hätte der Beschluss nicht gefällt werden können. In Zeiten, in denen der Populismus immer mehr um sich greift, wie es Günter Iff formulierte, haben die Ratsmitglieder einen salomonischen Beschluss zu dem Straßennamen getroffen.
Sicher: Eine Umbenennung wäre die Ideallösung gewesen. Denn die aktive Mitarbeit für ein Unrechtsregime kann niemals gutgeheißen werden. Die große Mehrheit im Gremium hätte künftig vermutlich gerne auf den Namen von Fey verzichtet, wenn es nicht diese komplizierte Konstellation in Gerolzhofen gäbe – mit 15 Unternehmen, die in der Straße ihren Firmensitz haben und auf die sehr hohe Kosten zugekommen wären. Manche befürchteten sogar siebenstellige Umsatzeinbußen!
Die getroffene Entscheidung war das Mindeste
Unabhängig davon, ob dieses Szenario nun wirklich eingetroffen wäre: Die Stadt trägt nicht nur Verantwortung im Hinblick auf das historische Erbe, sondern auch für Bürger, Firmen und Arbeitsplätze. Es war somit ein nicht einfacher Abwägungsprozess, und dieser erfolgte nach ausführlichen Informationen, Diskussionen und unter Einbindung der Öffentlichkeit.
Nikolaus Fey wird jetzt nicht mehr geehrt, die Stadt distanziert sich berechtigterweise von seinen Untaten und wird dies auch auf einer Hinweistafel präsentieren. Das ist gut so – und das Mindeste! Die aktuellen Ereignisse zeigen deutlich, dass auch fast 80 Jahre nach dem Ende der Schreckensdiktatur daran erinnert werden muss, wie solche Regime entstehen und funktionieren. Ein Wachhalten und Immer-wieder-daran-Erinnern ist notwendiger denn je.