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Schweinfurt
Asbest als derzeit größtes Problem: So läuft die Sanierung im Schweinfurter Theater
Seit Sommer wird das Theater für rund 52 Millionen Euro saniert. Welche Herausforderungen es gibt und warum man sich derzeit keine Sorgen wegen des Geldes macht.
Komplett leer: Der Zuschauerraum des Schweinfurter Theaters ist so weit zurückgebaut, dass die Schadstoffsanierung möglich war und die neue Technik eingebaut werden kann.
Foto: Torsten Leukert | Komplett leer: Der Zuschauerraum des Schweinfurter Theaters ist so weit zurückgebaut, dass die Schadstoffsanierung möglich war und die neue Technik eingebaut werden kann.
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:26 Uhr

Die gute Nachricht für alle Skeptiker der Generalsanierung des Schweinfurter Theaters gleich zu Beginn: Eine Kostenexplosion wie in Würzburg bei der Sanierung des dortigen Theaters wird es in Schweinfurt aller Voraussicht nach nicht geben. Im Bauausschuss stellten Baureferent Ralf Brettin und die Planungsgesellschaft Skena den Stand der Sanierung dar. Die Kosten liegen bisher gerade mal knapp ein Prozent über der Schätzung.

In Zahlen: Die Baukosten wurden vor Baubeginn im Sommer 2023 und nach jahrelangen Voruntersuchungen, insbesondere wegen der Schadstoff-Belastung im aus den 1960er Jahren stammenden Gebäude, auf 53,7 Millionen Euro geschätzt. Bisher sind zwei Drittel der Gewerke ausgeschrieben, die Kosten betragen derzeit 54,2 Millionen Euro. Das ist im bisherigen Bauverlauf ein Plus von 500.000 Euro oder knapp einem Prozent. Die Stadt bekommt für das Großprojekt eine Förderung vom Freistaat Bayern über 75 Prozent der förderfähigen Kosten sowie eine Million Euro vom Bezirk Unterfranken.

Eine Unsicherheit gibt es derzeit aber: Die Ausschreibung für die Feuerlöschtechnik wurde aufgehoben, da das Angebot des einzigen Anbieters mit 2,2 Millionen Euro fast das Dreifache der Kostenschätzung betrug. Die Firma legte Beschwerde bei der Vergabestelle in Ansbach ein, entschieden werden soll im ersten Quartal 2024. Welche Auswirkungen das nun genau auf den Bauzeitenplan hat, wollte insbesondere CSU-Stadtrat Rüdiger Köhler wissen.

Eine exakte Antwort darauf ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich. Thomas Kößler, einer der Skena-Geschäftsführer aus Heidelberg, erklärte, derzeit gebe es durch die Hängepartie vor der Vergabestelle keine Verzögerung. Aber natürlich könne der Zeitpunkt kommen, an dem andere Gewerke Wartezeiten hätten, wenn es nicht gelingt, das Problem innerhalb der ersten Jahreshälfte 2024 zu lösen. 

Das Theater ist fast vollständig entkernt, die alte Haustechnik zurückgebaut

Kößler erläuterte, was bisher schon geschehen ist und was die nächsten Schritte sind. Die komplette Haus- und Bühnentechnik ist mittlerweile zurückgebaut, das "Haus ist fast vollständig entkernt." Ein wichtiger Teil der Arbeit war, die Teile, die erhalten werden sollen, wie Treppen, Verkleidungen, Decken und Böden im Foyer großflächig zu schützen.

Die markanten Lampen im Foyer und im Innenraum – insgesamt über 1200 einzelne Leuchtkörper, gestaltet einst von Trude Schelling-Karrer, Ehefrau und Mitarbeiterin des beim Bau in den 1960er Jahren verantwortlichen Architekten Erich Schelling, wurden von einer Spezialfirma abgebaut und eingelagert. Auch die Holzverkleidungen im Zuschauerraum an den Wänden sind sicher verwahrt, ebenso die Stühle, die neu gepolstert werden.

Die Bauarbeiten auf der Rückseite des Theaters laufen auf Hochtouren, die Baugrube für den unterirdischen Anbau ist fast fertig.
Foto: Oliver Schikora | Die Bauarbeiten auf der Rückseite des Theaters laufen auf Hochtouren, die Baugrube für den unterirdischen Anbau ist fast fertig.

Ab Januar soll mit dem Abdecken des Kupferdaches begonnen werden, das für viele Probleme mit Wasserschäden an Wänden verantwortlich war und aus diesem Grund komplett neu gemacht wird. Mit dem Beginn der Ausbauarbeiten im Inneren – Einbau von modernem Brandschutz, neuer Haustechnik, neuer Wasserleitungen, Elektrik oder Heiztechnik – rechnet die Skena im März oder April nächsten Jahres, wenn alle Arbeiten in Sachen Schadstoffsanierung abgeschlossen sind.

Am markantesten für die Bürgerinnen und Bürger ist der Aushub der Baugrube für die geplante zweigeschossige unterirdische Erweiterung des Theaters in Richtung der Straße "An den Schanzen", um dort notwendige neue Funktionsräume zu schaffen. Dabei stieß man unter anderem auf einen Teil der alten Schweinfurter Stadtmauer, der in Absprache mit der Denkmalpflege freigelegt und dokumentiert wurde. Dass die Mauer hier verläuft, war im Vorfeld schon klar. Leider kann sie aufgrund ihrer schrägen Lage im Baufeld nicht erhalten werden, wie man das zum Beispiel in der Kunsthalle im Untergeschoss getan hat.

Hier wird gebaut: das Baustellenschild vor dem früheren Eingang des Schweinfurter Theaters. Erst im Oktober 2025 wird es wieder eröffnet.
Foto: Oliver Schikora | Hier wird gebaut: das Baustellenschild vor dem früheren Eingang des Schweinfurter Theaters. Erst im Oktober 2025 wird es wieder eröffnet.

Führungen auf der Baustelle sollen so bald wie möglich stattfinden

Aufwändig ist die Schadstoffsanierung, vor allem in Sachen Asbest. Im Vorfeld gab es rund 100 Analysen in verschiedenen Bereichen des Hauses. Auch bei der Sanierung Anfang 2000 wurde ein Teil des Zuschauerraums schon Asbest-saniert. Aber eben nicht das ganze Gebäude, was nun nachgeholt werden muss. Im Zuschauerraum ist noch Spritzasbest an den Decken und in einem Schacht aufgetaucht. Diese Sanierung ist zwingend, da gerade Spritzasbest aufgrund seiner Beschaffenheit selbst bei nur kleinen Büscheln Millionen Asbestfasern freisetzen kann. 

Die von Uli Hader (CSU) gewünschte Besichtigung der Baustelle durch den Bauausschuss und später auch die Bevölkerung, haben Skena und Baureferat auf der Agenda. Es wird allerdings erst möglich sein, wenn eine sichere Begehung der Baustelle gewährleistet ist und vor allem die Schadstoffsanierung abgeschlossen ist.

Der Theaterbetrieb findet derzeit im evangelischen Gemeindehaus statt. Die Rückkehr ins angestammte Haupthaus ist für die Saison 2025/26 vorgesehen und derzeit auch nicht gefährdet.

 
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