Ob in der Pflege, Gastronomie, im Handwerk oder in der Industrie: Fachkräfte werden überall verzweifelt gesucht. Bewerber sind begehrt und können ihren Arbeitsplatz immer häufiger aussuchen. Und die Firmen? Unternehmen, sagt Marcus Giek, müssten inzwischen mehr Zugeständnisse machen. Der 51-Jährige ist seit 2008 Personalleiter beim Automobilzulieferer ZF in Schweinfurt und hat seitdem unzählige Bewerbungsgespräche geführt. Im Interview erklärt Giek, warum Arbeit bei vielen Menschen nicht mehr über allem steht - und weshalb es bei ZF zwar keine Bällebäder gibt, aber 300 Teilzeit-Modelle.
Marcus Giek: Ja, und es fehlen nicht nur Fach- und Führungskräfte. Auch im angelernten Bereich haben wir Schwierigkeiten, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen. Uns fehlen Staplerfahrer, Ferienarbeiter, Menschen in der Produktion. Der Mangel wird überall sichtbar. Ein anderes Beispiel: Wir stellen jedes Jahr knapp 140 Auszubildende ein – und diese Plätze füllen wir ebenfalls nur noch schwer.
Giek: Ich habe es selten erlebt, dass Bewerber am Tisch sitzen und sagen, ich möchte erstens das, zweitens das und drittens jenes. Erwartungen tauchen meistens erst im Gespräch auf. Dabei geht es aber weniger um die Frage nach einem Dienstwagen, sondern eher um die Arbeitsplatzgestaltung, Arbeitsinhalte oder die Bezahlung. Und vor allem um die Balance zwischen Freizeit und Beruf. Das spielt eine ausgeprägte Rolle.
Giek: Die 35-Stunden-Woche, wie sie in unserem Tarifvertrag vorgesehen ist, kommt schon gut an. Natürlich gibt es Menschen, die weit über 40 Stunden arbeiten wollen und können und völlig im Job aufgehen. Die Mehrheit achtet heute aber schon darauf, wie viele Stunden verbringe ich im Unternehmen und steht das in einem ordentlichen Verhältnis zur Bezahlung.
Giek: Inhaltlich nicht. Aber der Informationsbedarf der Bewerber ist deutlich größer geworden und sie selbst sind in der Regel ebenfalls sehr gut informiert. Beispielsweise fragen viele detailliert nach der Lohnzusammensetzung oder Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung. Das zeugt für mich von mehr Selbstbewusstsein bei Bewerbern. Solche Fragen im Gespräch zu stellen, das war vor zehn Jahren noch nicht so üblich.
Giek: Das haben wir so nicht. Natürlich können Bällebäder, Billard-Zimmer oder Erlebnis-Restaurants den Geist und die Motivation in einem Unternehmen beeinflussen. Aber im Kern machen die Menschen einen Betrieb aus, ob sie hinter ihrer Arbeit stehen und einen Sinn darin sehen. Wir sind kein kleines Start-Up, sondern ein Technologiekonzern und stellen vorwiegend Produkte her, die man anfassen kann, die weltweit verbaut werden. Und wir können sichere Jobs anbieten.
Giek: Sicherheit spielt eine große Rolle, aber unabhängig vom Alter der Bewerber. Generell gibt es das Vorurteil, dass die Jugend sofort nach dem Urlaubsanspruch fragen würde. Das kann ich so nicht bestätigen. Allerdings ist die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben insgesamt wichtiger, darauf wird geachtet. Wir haben zum Beispiel mittlerweile über 300 Teilzeit-Modelle.
Giek: Das haben wir an festgelegten Tagen schon sehr lange, seit 2014. Mobile Arbeitszeitmodelle werden auch stark angenommen, und immer häufiger fragen Bewerber danach.
Giek: Meine persönliche Einschätzung ist, dass Arbeit immer noch ein wichtiger Bestandteil des Lebens ist – aber sie steht nicht mehr über allem. Lassen Sie mich ein Beispiel nennen: Wenn in der Familie eines Mitarbeiters am Freitag eine große Feier stattfindet, dann drängt er darauf, an diesem Tag freizuhaben. Vor 20 Jahren hätte man sich das vielleicht nicht getraut. Damals war klar: Geschäft ist Geschäft und das geht immer vor. Heute ist die Balance wichtig.
Giek: Einmal kam ein Bewerber, dem ich aufgrund seiner äußerlichen Wirkung und dem schlaffen Händedruck keine Kompetenzen zugetraut hätte. Aber er war enorm kompetent und es wurde eines der aufregendsten und lehrreichsten Bewerbungsgespräche überhaupt. Das ist so ein Punkt, bei dem man sich als Personalleiter immer wieder selbst ertappt: Vom ersten Eindruck, den damit verknüpften Klischees, muss man sich schnell lösen.
Giek: Eine verrückte Forderung wie, ich möchte mit dem Hubschrauber abgeholt werden, das gab es nicht. Aber ein Bewerber sagte einmal, er komme gerne zu uns – aber erst in einem Jahr, weil er noch eine Weltreise vorher machen wolle. Da waren wir doch irritiert: Ein Jahr auf einen Reisenden zu warten, das ist wirklich schwierig.
Wie hat sich doch das Verhältnis zur Arbeit verändert, seitdem die Politik eine Sozialleistung nach der Anderen über das Volk ausschüttet.
verantwortlich, weil sie von deren Kräften in der Gegenwart zehren. Sie treten
auch nicht in die Heilsarmee ein, sondern in ein Unternehmen, das im Wettbe-
werb steht und das jeden Tag Gefahr läuft, das Spiel zu verlieren. Das Unternehmen arbeitet für Kunden, also Menschen außerhalb des Unternehmens. Nur der Kunde erlaubt
dem Unternehmen das Weitermachen. Aufgrund dessen hat sich dem einiges unterzuordnen (vgl. Sprenger, WiWo Heft 43/2022).
Während der öffentliche Dienst gelegentlich die Betrachtung verbreitet, der Bürger sei für das Amt da, ist es in der freien Wirtschaft umgekehrt.
Es gibt keinen Fachkräftemangel, sondern nur einen Mangel an Arbeitgebern, die Ihre Mitarbeiter anständig zu bezahlen bereit sind!
Es gibt keinen Fachkräftemangel, sondern nur einen Mangel an Arbeits-Sklaven!
Man sollte alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen und auch zu "Guerilla-Taktiken" greifen, die es für unseriöse und schäbige Arbeitgeber letztendlich teuer machen mit der Lohnbetrugs-Masche und ähnlichen Ausbeutereien Profit zu schinden.
Wer kreativ und mutig ist, hat hierzulande genug Möglichkeiten, sich zu wehren und es ist auch keine Schande, temporär die Möglichkeiten des Sozialstaates zu nutzen um weiterer Ausbeutung zu entgehen.
Arbeit kann auch Spaß machen und ordentlich bezahlt werden, eos!
Daher habe ich auch ein breites Spektrum an Ausbildungen und Tätigkeiten absolviert und immer wenn ich Lust dazu hatte Sabbatjahre eingelegt um mich persönlich weiterzuentwickeln und - auszuleben.
Dadurch habe ich eine Vielzahl von Fähigkeiten und Kenntnissen erworben und konnte mich rasch in jedes zunächst noch fremde Gebiet einarbeiten. Viele Arbeitgeber haben mir daher bitter nachgetrauert, wenn ich keinen Sinn und Nutzen mehr im weiteren Verbleiben in ihrer Organisation sah.
Natürlich haben meine Eltern und Großeltern finanziell gewaltig zu meiner Freiheit und Unabhängigkeit beigetragen, aber letzten Ende wollten sie alle, dass ich ein gutes Leben habe und mich frei und ungehemmt entfalten kann.