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Schweinfurt
Dienstwagen, Homeoffice, Vier-Tage-Woche? Die Forderungen von Jobeinsteigern und was der ZF Personal-Chef dazu sagt
Arbeitskräfte werden fast überall verzweifelt gesucht. Was wollen Mitarbeiter – und wie reagieren Firmen? Marcus Giek von ZF in Schweinfurt über Bewerbungsgespräche heute.
Job bei ZF? In Vorstellungsgesprächen treten Bewerberinnen und Bewerber heute selbstbewusster auf - und stellen andere Fragen als früher, sagt Marcus Giek, Personalleiter beim Automobilzulieferer ZF in Schweinfurt.
Foto: Thomas Obermeier | Job bei ZF? In Vorstellungsgesprächen treten Bewerberinnen und Bewerber heute selbstbewusster auf - und stellen andere Fragen als früher, sagt Marcus Giek, Personalleiter beim Automobilzulieferer ZF in Schweinfurt.
Susanne Schmitt
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:16 Uhr

Ob in der Pflege, Gastronomie, im Handwerk oder in der Industrie: Fachkräfte werden überall verzweifelt gesucht. Bewerber sind begehrt und können ihren Arbeitsplatz immer häufiger aussuchen. Und die Firmen? Unternehmen, sagt Marcus Giek, müssten inzwischen mehr Zugeständnisse machen. Der 51-Jährige ist seit 2008 Personalleiter beim Automobilzulieferer ZF in Schweinfurt und hat seitdem unzählige Bewerbungsgespräche geführt. Im Interview erklärt Giek, warum Arbeit bei vielen Menschen nicht mehr über allem steht - und weshalb es bei ZF zwar keine Bällebäder gibt, aber 300 Teilzeit-Modelle.

Frage: Der Fachkräftemangel macht seit Monaten Schlagzeilen. Spüren Sie das auch bei ZF?

Marcus Giek: Ja, und es fehlen nicht nur Fach- und Führungskräfte. Auch im angelernten Bereich haben wir Schwierigkeiten, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen. Uns fehlen Staplerfahrer, Ferienarbeiter, Menschen in der Produktion. Der Mangel wird überall sichtbar. Ein anderes Beispiel: Wir stellen jedes Jahr knapp 140 Auszubildende ein – und diese Plätze füllen wir ebenfalls nur noch schwer.

Bewerber bringt das in eine gute Verhandlungsposition. Merken Sie, dass mehr Forderungen gestellt werden – etwa nach einer Vier-Tage-Woche, Prämien oder Leasing-Autos?

Giek: Ich habe es selten erlebt, dass Bewerber am Tisch sitzen und sagen, ich möchte erstens das, zweitens das und drittens jenes. Erwartungen tauchen meistens erst im Gespräch auf. Dabei geht es aber weniger um die Frage nach einem Dienstwagen, sondern eher um die Arbeitsplatzgestaltung, Arbeitsinhalte oder die Bezahlung. Und vor allem um die Balance zwischen Freizeit und Beruf. Das spielt eine ausgeprägte Rolle.

Was heißt das konkret?

Giek: Die 35-Stunden-Woche, wie sie in unserem Tarifvertrag vorgesehen ist, kommt schon gut an. Natürlich gibt es Menschen, die weit über 40 Stunden arbeiten wollen und können und völlig im Job aufgehen. Die Mehrheit achtet heute aber schon darauf, wie viele Stunden verbringe ich im Unternehmen und steht das in einem ordentlichen Verhältnis zur Bezahlung.

Und haben sich die Bewerbungsgespräche, die Sie führen, in den letzten Jahren verändert?

Giek: Inhaltlich nicht. Aber der Informationsbedarf der Bewerber ist deutlich größer geworden und sie selbst sind in der Regel ebenfalls sehr gut informiert. Beispielsweise fragen viele detailliert nach der Lohnzusammensetzung oder Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung. Das zeugt für mich von mehr Selbstbewusstsein bei Bewerbern. Solche Fragen im Gespräch zu stellen, das war vor zehn Jahren noch nicht so üblich.

In vielen Branchen können offene Stellen nur noch schwer besetzt werden (Symbolbild).
Foto: Getty Images | In vielen Branchen können offene Stellen nur noch schwer besetzt werden (Symbolbild).
Müssen Sie sich als Unternehmen also mehr anstrengen, um Bewerber zu überzeugen? Gibt es bei ZF mittlerweile Spaß-Angebote wie Bällebäder oder Hängematten?

Giek: Das haben wir so nicht. Natürlich können Bällebäder, Billard-Zimmer oder Erlebnis-Restaurants den Geist und die Motivation in einem Unternehmen beeinflussen. Aber im Kern machen die Menschen einen Betrieb aus, ob sie hinter ihrer Arbeit stehen und einen Sinn darin sehen. Wir sind kein kleines Start-Up, sondern ein Technologiekonzern und stellen vorwiegend Produkte her, die man anfassen kann, die weltweit verbaut werden. Und wir können sichere Jobs anbieten.

Ist das für Bewerber wichtig? Gibt es da Unterschiede bei den Generationen?

Giek: Sicherheit spielt eine große Rolle, aber unabhängig vom Alter der Bewerber. Generell gibt es das Vorurteil, dass die Jugend sofort nach dem Urlaubsanspruch fragen würde. Das kann ich so nicht bestätigen. Allerdings ist die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben insgesamt wichtiger, darauf wird geachtet. Wir haben zum Beispiel mittlerweile über 300 Teilzeit-Modelle.

Wie sieht es mit Homeoffice aus? Muss man das als Unternehmen heute anbieten?

Giek: Das haben wir an festgelegten Tagen schon sehr lange, seit 2014. Mobile Arbeitszeitmodelle werden auch stark angenommen, und immer häufiger fragen Bewerber danach.

Hat sich denn aus Ihrer Sicht der Stellenwert von Arbeit in den vergangenen Jahren insgesamt verändert?

Giek: Meine persönliche Einschätzung ist, dass Arbeit immer noch ein wichtiger Bestandteil des Lebens ist – aber sie steht nicht mehr über allem. Lassen Sie mich ein Beispiel nennen: Wenn in der Familie eines Mitarbeiters am Freitag eine große Feier stattfindet, dann drängt er darauf, an diesem Tag freizuhaben. Vor 20 Jahren hätte man sich das vielleicht nicht getraut. Damals war klar: Geschäft ist Geschäft und das geht immer vor. Heute ist die Balance wichtig.

Was war das verrückteste Bewerbungsgespräch, das Sie erlebt haben?

Giek: Einmal kam ein Bewerber, dem ich aufgrund seiner äußerlichen Wirkung und dem schlaffen Händedruck keine Kompetenzen zugetraut hätte. Aber er war enorm kompetent und es wurde eines der aufregendsten und lehrreichsten Bewerbungsgespräche überhaupt. Das ist so ein Punkt, bei dem man sich als Personalleiter immer wieder selbst ertappt: Vom ersten Eindruck, den damit verknüpften Klischees, muss man sich schnell lösen.

Und gab es skurrile Forderungen von Bewerbern, die Sie nie vergessen haben?

Giek: Eine verrückte Forderung wie, ich möchte mit dem Hubschrauber abgeholt werden, das gab es nicht. Aber ein Bewerber sagte einmal, er komme gerne zu uns – aber erst in einem Jahr, weil er noch eine Weltreise vorher machen wolle. Da waren wir doch irritiert: Ein Jahr auf einen Reisenden zu warten, das ist wirklich schwierig.

 
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  • uwe.luz@t-online.de
    "Mit bolschewistischer Rücksichtslosigkeit werden wir allen bürgerlichen Faulenzern gegenüber das Prinzip durchführen: Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen." (ZK der KPD, Rote Fahne vom 24.8.1930, Seite 1).

    Wie hat sich doch das Verhältnis zur Arbeit verändert, seitdem die Politik eine Sozialleistung nach der Anderen über das Volk ausschüttet.
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  • uwe.luz@t-online.de
    Die jungen Menschen treten ggfs. in eine Arbeitsgemeinschaft ein, in der die Kooperation vorrangig ist; erst danach kommen die Individualinteressen. Sie treten auch nicht in eine geschichtslose Organisation ein, sondern in ein Unternehmen, in dem für den jetzigen Erfolg gelitten wurde. Die Nachfolgenden sind deshalb für die Vorausgegangenen
    verantwortlich, weil sie von deren Kräften in der Gegenwart zehren. Sie treten
    auch nicht in die Heilsarmee ein, sondern in ein Unternehmen, das im Wettbe-
    werb steht und das jeden Tag Gefahr läuft, das Spiel zu verlieren. Das Unternehmen arbeitet für Kunden, also Menschen außerhalb des Unternehmens. Nur der Kunde erlaubt
    dem Unternehmen das Weitermachen. Aufgrund dessen hat sich dem einiges unterzuordnen (vgl. Sprenger, WiWo Heft 43/2022).

    Während der öffentliche Dienst gelegentlich die Betrachtung verbreitet, der Bürger sei für das Amt da, ist es in der freien Wirtschaft umgekehrt.
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  • Margarete-wuestner@web.de
    anscheinend ist nein Kommentar von gestern nicht bei der MP angekommen? Oder zensiert?
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  • Oreus
    Naja, das mit dem Fachkräftemangel ist nun mal so eine Sache, von der ich aus eigener Hand berichten kann: Ich bin Systemspezialist bei einem namhaften Unternehmen, das seit mittlerweile mindestens 25 Jahren immer wieder verkauft, ausgebeutet und "kernsaniert" wurde, und zwei Drittel meiner Kollegen an Subunternehmer ausgelagert wurden. Ich verdiene heute noch einigermaßen anständig Geld. Urlaubsgeld und Weihnachtsgeld gibt es jedoch schon sehr lange nicht mehr. Die Arbeitszeit wird immer weiter durch die Hintertür erhöht. Doch bis hier habe ich das durchgehalten. Die "ausgelagerten" Kollegen verdienen heute teilweise nicht mal mehr halb so viel, wie früher, obwohl sie genau dasselbe tun, wie vorher, sogar bei denselben Kunden, im Auftrag von uns (eben als Subunternehmer).
    Es gibt keinen Fachkräftemangel, sondern nur einen Mangel an Arbeitgebern, die Ihre Mitarbeiter anständig zu bezahlen bereit sind!
    Es gibt keinen Fachkräftemangel, sondern nur einen Mangel an Arbeits-Sklaven!
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  • Eos123456
    Da muss ich Ihnen Recht geben. Das Verkehrteste, was man machen kann ist allerdings, diese Zustände kampflos hinzunehmen.

    Man sollte alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen und auch zu "Guerilla-Taktiken" greifen, die es für unseriöse und schäbige Arbeitgeber letztendlich teuer machen mit der Lohnbetrugs-Masche und ähnlichen Ausbeutereien Profit zu schinden.

    Wer kreativ und mutig ist, hat hierzulande genug Möglichkeiten, sich zu wehren und es ist auch keine Schande, temporär die Möglichkeiten des Sozialstaates zu nutzen um weiterer Ausbeutung zu entgehen.
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  • dbuettner0815@gmail.com
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  • dbuettner0815@gmail.com
    Da hat sich wohl jemand immer den falschen AG ausgesucht ...
    Arbeit kann auch Spaß machen und ordentlich bezahlt werden, eos!
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  • Eos123456
    Ich hatte es glücklicherweise nie nötig wirklich gezwungen steuer- und sozialabgabenpflichtig zu arbeiten, sondern konnte mir Dank einer soliden, über Generationen aufgebauten wirtschaftlichen Basis stets raussuchen was ich aus Interesse und Neugier eine Zeitlang tun und lassen wollte.

    Daher habe ich auch ein breites Spektrum an Ausbildungen und Tätigkeiten absolviert und immer wenn ich Lust dazu hatte Sabbatjahre eingelegt um mich persönlich weiterzuentwickeln und - auszuleben.

    Dadurch habe ich eine Vielzahl von Fähigkeiten und Kenntnissen erworben und konnte mich rasch in jedes zunächst noch fremde Gebiet einarbeiten. Viele Arbeitgeber haben mir daher bitter nachgetrauert, wenn ich keinen Sinn und Nutzen mehr im weiteren Verbleiben in ihrer Organisation sah.

    Natürlich haben meine Eltern und Großeltern finanziell gewaltig zu meiner Freiheit und Unabhängigkeit beigetragen, aber letzten Ende wollten sie alle, dass ich ein gutes Leben habe und mich frei und ungehemmt entfalten kann.
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  • dbuettner0815@gmail.com
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  • DieMari
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  • DieMari
    Bitte bleiben Sie beim Thema.
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  • steffen.cyran@freenet.de
    Solange wir noch Geld haben um die halbe Welt zu retten und mehrere Millionen Nicht-Arbeitende durchzufüttern, kann es uns nicht so schlecht gehen.
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  • carmen.reitz-borst@gmx.de
    3 Kinder waren auch für unsere Generation nicht schlecht, wir haben damals kein Kindergeld bekommen und hatten eine 6 Tage Woche zum arbeiten.
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  • Kindergeld gab es in der BRD ab 1954, Sie haben also ziemlich sicher auch davon profitiert. Vor Jahrzehnten war der Reallohn der BRD ein anderer. Klar hat man 6 Werktage gehabt (gibt es ja immernoch), aber man konnte von einem (Facharbeiter-)Gehalt auch gut leben.
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  • king_pansen
    Mich nerven die Kommentare der Ü50-Generation hier. Ihr wart es doch, die zu wenige Kinder bekommen habt. Na danke!
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