
Freitags arbeitet keiner, außer im Büro: So funktioniert das neue Arbeitszeitmodell der Hannweber flooring GmbH & Co. KG in Dettelbach. Seine Monteure schickt Geschäftsführer Franz Döring nur noch montags bis donnerstags auf die Baustelle. Dafür gehen die Arbeitstage etwas länger, von 7 bis 17.15 Uhr statt bis 16.30 Uhr. Nur sein Meister und er sind bei der Fünf-Tage-Woche geblieben. Vom neuen Arbeitszeitmodell verspricht der Betriebswirt sich viel – seine Beschäftigten ebenfalls.
Viele Erwartungen hängen an der Vier-Tage-Woche
"Damit sie ausgeglichener sind, damit sie mehr Zeit für die Familie haben, damit sie vielleicht auch motivierter sind, wenn sie Montag auf die Arbeit kommen", das waren Dörings Ziele bei der Arbeitszeit-Umstellung. Schon am ersten Montag nach der Einführung seien seine Monteure morgens mit einem Lachen ins Büro gekommen. "Wenn jetzt die Produktivität nicht darunter leidet, ist das für mich ein voller Erfolg", sagt der Geschäftsführer.
Damit der Freitag ganz wegfallen kann, verkürzte sich die Mittagspause von einer Stunde auf 45 Minuten, aber auch die Wochenarbeitszeit von 40 auf 38 Stunden. Bei gleich bleibendem Lohn ist das für die Beschäftigten eine indirekte Gehaltserhöhung. "Das war ein kleines Zuckerle obendrauf", sagt Döring. Dadurch liegt der Lohn für die Monteure sogar nun über dem Tarif.
Offen spricht der 31-jährige Geschäftsführer auch über ein weiteres Ziel, das er mit diesem neuen Arbeitszeitmodell verfolgen will: die Akquise von Fachkräften und Auszubildenden. In der Industrie gebe es mehr Möglichkeiten für Gehaltserhöhungen oder Homeoffice. "Für mich ist das am Ende mit die einzige Alternative gewesen, um das Ganze attraktiver zu machen", sagt er über die Änderung der Arbeitszeiten.
Im Notfall am Freitag arbeiten – aber zumindest nicht am Samstag
Ein Azubi wird im September seine Lehre starten und ein neuer Mitarbeiter wird dazukommen. Kapazitäten hätte der Betrieb Döring zufolge aber noch, um eine weitere Ausbildungsstelle zu besetzen und zwei bis drei Fachkräfte mehr zu beschäftigen. Wartezeiten bei den Kunden und Fehlzeiten seiner Beschäftigten kann der 31-Jährige nicht ausgleichen: "Wenn einmal jemand ausfällt, ist gleich Land unter", sagt er über die aktuelle Situation. Im Notfall könnten ein paar Stunden am freien Freitag einer Baustelle zum Opfer fallen; zumindest müsse aber nicht mehr auf den Samstag ausgewichen werden.
Die Idee wuchs im Zusammenspiel mit den Beschäftigten
Einer seiner Monteure hätte schon seit längerem immer wieder nach einer Vier-Tage-Woche gefragt, doch Döring habe die Idee anfangs kritisch gesehen. "Im Handwerk hat man eh schon so wenig Zeit und dann kürzt man noch den Freitag runter; das hört sich im ersten Gedanken so negativ an." Vier Wochen vor der Umstellung hätte er die konkreten Planungen begonnen, auch mal "den Taschenrechner in die Hand genommen", alles durchkalkuliert.
Unproduktive Zeiten wie die Fahrt zur Baustelle und zurück kann Döring so einmal die Woche einsparen, den dafür nötigen Sprit ebenfalls. Die Einsatzorte liegen Döring zufolge im Umkreis von bis zu 100 Kilometern, größtenteils aber im Raum Würzburg. Und seine Beschäftigten sparen sich einmal den Arbeitsweg. Umweltfreundlichkeit, die Döring zufolge auch bei den Kunden gut ankomme.
Mit seinen Beschäftigten habe er an einem Freitagnachmittag die Konditionen durchgesprochen und am Montagmorgen darauf bereits die letzte Unterschrift für die Anpassung des Arbeitsvertrags erhalten. Ab 1. August ging es dann auch schon los. Insgesamt sagt Döring: "Umso länger man über das Thema nachdenkt, war es einfach die richtige Entscheidung bisher."
Monteur Waldemar Brandt (43): "Keiner rennt mehr in der Gegend rum."

"Am Freitag werden meist schnelle Kleinigkeiten gemacht", sagt Monteur Waldemar Brandt. "Wenn du das auf die Tage draufrechnest, brauchst du den Freitag nicht." Auf der Baustelle selbst nutzt er die Stunde zwischen 16 Uhr und 17 Uhr zum Beispiel, um in Ruhe die Fläche vorzubereiten für den nächsten Tag. Andere Handwerker würden oft um 16 Uhr schon gehen – dann "rennt keiner mehr in der Gegend rum", sagt Brandt.
Behördengänge und Arzttermine zu erledigen, ohne einen Tag frei nehmen zu müssen: Das zählt der Monteur zu den Vorteilen der Vier-Tage-Woche. Der größte Vorteil? "Bei mir ist das die Familie, ist ja klar", sagt der Vater zweier Töchter. Freitags könne nun der Papa seine Tochter vom Kindergarten abholen. "Sie freut sich dann auch", sagt er. Das erste lange Wochenende hat er nicht zum Entspannen, sondern für den Hausbau seines Eigenheims genutzt.
Monteur Michael Graber (19): "Mein Fahrlehrer war höchst begeistert."

"Die erste Woche war ungewohnt", sagt Monteur Michael Graber (19). Vor einem Jahr hat er seine Ausbildung im Betrieb abgeschlossen und direkt mehrere Wettbewerbe im Parkettlegen gewonnen. Seine Arbeitsabläufe musste Graber zum Ende des Tages hin erst umstellen und die angehängte Zeit mit vorausplanen. Stressiger sei es deshalb nicht: "Die Arbeit ist im Endeffekt die gleiche, ob ich vier oder fünf Tage brauche", sagt Graber.
Zu Beginn war er etwas skeptisch, weil er abends nach der Arbeit oft im Familienbetrieb zuhause ausgeholfen habe. Das funktioniere jetzt aber am Freitag viel entspannter. Und: Der 19-Jährige kann vormittags Fahrstunden für seinen Führerschein nehmen, um auch mal den Berufsverkehr zu üben. "Mein Fahrlehrer war da höchst begeistert davon."
Hoffentlich macht das Modell in vielen kleineren Betrieben Schule, gerade damit sie Mitarbeiter finden und uns allen erhalten bleiben.
Das Thema ist jetzt eh nur wieder aufgeploppt weil viele junge nach mehr Freizeit schreien, dabei wird vergessen das die zwar mehr Freizeit möchten aber auch gleichzeitig weniger arbeiten wollen.
Und kaum ist mal nur so viel Arbeit das man sie in 35 Stunden ohne Stress schaffen kann, redet die Vorstandsebene von Auftragseinbruch und man schickt die Leute in Kurzarbeit.
Von Mehrarbeit in Kurzarbeit und von Kurzarbeit in Mehrarbeit, finde den Fehler.
Und brauchen wir diesen Wohlstand wie wir in kennen wirklich?
Und ein kleiner Handwerksbetrieb hat sicher keine Konkurrenz aus China
Diese Frage kann man sich stellen. Dann braucht man aber auch nicht über angeblich nicht bezahlbare Energiekosten, Kindergartenkosten, mehr Transferleistungen,... reden. Ich glaube nicht, dass das viele so sehen wie Sie. Alle wollen schön leben, in Urlaub fahren usw., nur dafür entsprechend arbeiten wollen immer weniger.
Bei www.bundesanzeiger.de kann man sich über die Bilanz ganz amtlich schlau machen.
Dass Handlungsbedarf bestand will ich nicht bestreiten. Aber Handlungsbedarf zugunsten der Work-Life-Balance der Mitarbeiter?
Was ist mit der Pay-Wait-Balance der Kunden?
Was früher in Grossbetrieben Jobchairing war, gilt hier jetzt die 4 TageWoche. Super Chef, durchdachtes Modell.
Falls es nötig ist, Ausweichsmöglichkeit am Freitag für Überstunden.