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Würzburg/Karlstadt
Zu viel Verwaltung und Extra-Aufgaben: Eine steigende Zahl an Lehrkräften an Bayerns Gymnasien flüchten in die Teilzeit
Neuer Lehrplan, Auswertungen, Konferenzen, Digitalisierung: Nicht nur im Unterricht sind bayerische Gymnasiallehrer gefordert. Frust und Überlastung haben Folgen.
Das machen Bayerns Gymnasiallehrer am liebsten: in der Klasse unterrichten. Immer mehr Zeit müssen sie aber für Konferenzen, Sitzungen oder Korrekturen aufbringen.
Foto: Image Source / Getty Images | Das machen Bayerns Gymnasiallehrer am liebsten: in der Klasse unterrichten. Immer mehr Zeit müssen sie aber für Konferenzen, Sitzungen oder Korrekturen aufbringen.
Andreas Jungbauer
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:12 Uhr

Vor dem Start des neuen Schuljahres in Bayern am Dienstag, 13. September, schrillen die Alarmglocken: Allenthalben fehlen Lehrkräfte, und auch für die kommenden Jahre sieht es nicht rosig aus. Dabei mangelt es eigentlich nicht an Köpfen. Doch immer mehr Lehrerinnen und Lehrer arbeiten nur in Teilzeit.

Hier schlummere eine "stille Reserve", mahnt der Bayerische Philologenverband (BPV) als Vertretung der Lehrkräfte an Gymnasien und beruflichen Oberschulen. Wie Verbandspräsident Michael Schwägerl am Dienstag vor der Presse erklärte, arbeite mittlerweile nur noch die Hälfte der Gymnasiallehrerinnen und -lehrer in Vollzeit. Ein Drittel von ihnen denke über eine Reduzierung nach oder habe sie für dieses Schuljahr bereits beantragt. "Das ist ein echtes Alarmsignal."

Befragte Lehrkräfte: Auf den Unterricht konzentrieren

Ein Viertel der Teilzeitkräfte habe sogar weiter reduziert. Dagegen wollen nur 16 Prozent ihre Stunden aufstocken. Wie also wäre diese "stille Reserve" zu heben? Dazu hat der Verband seine Mitglieder befragt, rund 5000 haben mitgemacht. Ergebnis: Lehrerinnen und Lehrer wollen sich aufs Unterrichten konzentrieren und leiden unter sonstigen Zeit- und Energiefressern.

Michael Schwägerl ist  Vorsitzender des Bayerischen Philologenverbandes als Vertretung der Lehrkräfte an Gymnasien und beruflichen Oberschulen. 
Foto: Peter Kneffel, dpa | Michael Schwägerl ist  Vorsitzender des Bayerischen Philologenverbandes als Vertretung der Lehrkräfte an Gymnasien und beruflichen Oberschulen. 

Für Peter Stegmann, stellvertretender Schulleiter am Johann-Schöner-Gymnasium in Karlstadt (Lkr. Main-Spessart), zeigt die Umfrage klar: "Viele Kolleginnen und Kollegen würden ihre Unterrichtspflichtstunden erhöhen, wenn der Aufwand für Organisation, Verwaltung und zusätzliche Termine außerhalb des Unterrichts deutlich reduziert werden würde."

Die meisten Lehrkräfte empfinden Digitalisierung als zusätzliche Belastung

Auch die Digitalisierung bringt unterm Strich eine Mehrbelastung, wie drei Viertel der Befragten angaben. Helfen könnten hier zusätzliche Fachleute für EDV oder IT-Aufgaben, die ansonsten von Lehrkräften übernommen werden. Oder extra Laborkräfte für die naturwissenschaftlichen Fächer. Und nicht zuletzt Sozialpädagogen und Psychologen für besondere Situationen. Der Bedarf an Sozialarbeit sei mit der Pandemie und den nötigen Schulschließungen noch gewachsen, sagt Stegmann. Hinzu komme die Integration von Flüchtlingskindern aus der Ukraine mit der Einrichtung sogenannter Brückenklassen.

Mit dem Zuwachs an Schülern durch die Rückkehr zum G 9 steigt auch der Lehrerbedarf weiter, zusätzlich ist ein neuer Lehrplan umzusetzen. Unterrichtsmaterial, Aufgaben und Prüfungen müssen neu erstellt werden. Auch hier bleibe vieles an den Lehrerinnen und Lehrern hängen, klagt Petra Schwärzler-Brunner, Studienrätin an einem Amberger Gymnasium.

Sie selbst hat ihre Stunden aus der Elternzeit kommend kontinuierlich erhöht. Wenn allerdings einzelne Stunden wild über den Tag oder die ganze Woche verteilt sind, schaffe dies Probleme – gerade für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Ergo wünscht sich fast ein Drittel der befragten Lehrkräfte eine bessere Planbarkeit und Verlässlichkeit im Einsatz.

Die allermeisten mussten in den letzten Jahren immer häufiger Stunden oder ganze Klassen von Kolleginnen und Kollegen vertreten. Die Pandemie, so Stegmann, habe die Lage verschärft: So dürfen schwangere Lehrerinnen aufgrund der Infektionsschutzverordnung nicht in die Schule kommen. Dass Teilzeit weiter auf dem Vormarsch ist, beobachtet er auch an der eigenen Schule. "Früher waren wir als Vollzeit-Lehrkräfte noch deutlich in der Überzahl."

Um den Trend zu stoppen, fordert der Verband eine kritische Überprüfung und Entrümpelung im Schulalltag: Weniger Sitzungen und Konferenzen, eine Reduzierung beim Korrekturaufwand, weniger Verwaltung – zum Beispiel für die externe Evaluation. Auch Projekte, Klassenfahrten und Sprechtage seien zu hinterfragen. "Uns blutet das Herz", gibt Studiendirektor Stegmann zu. Aber im Mittelpunkt stehe der gute Unterricht.

 
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  • T. H.
    Lehrer arbeiten viel. Dafür bekommen sie aber ein gutes Gehalt, sind beihilfeberechtigt und verbeamtet (bisher war das jedenfalls so). Andere müssen auch viel arbeiten. Ich glaube, ein Grund, warum viele Lehrer Teilzeit arbeiten, ist auch, dass sich Männer und Frauen heutzutage die Erwerbsarbeit und die Hausarbeit teilen. Als Lehrer kann man eben gut Teilzeit arbeiten.
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Dummerweise sollen die Lehrkräfte ja auch noch die Kinder erziehen, weil die Eltern oft überfordert sind!
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  • J. S.
    Das jetzige Schulsystem hat ausgedient, es macht sowohl die Lehrer als auch die Schüler krank.
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  • K. F.
    naja - ich möchte kein Lehrer sein, wenn man tag täglich 5-7 Stunden die Kids bei Laune halten muss, die haben auch ihre Dickköpfchen! Vor längeren Jahren schon sagte ein Bekannter, leider allzufrüh verstorben: also - noch so ein Jahr und ich hänge meinen Lehrerberuf an den Nagel! Das sind schon mindestens 10 Jahre!
    Mich wundert es nicht, wenn Lehrer, mittleren Alters, so zwischen 45 und 55 mal eine Auszeit brauchen, bzw. keine Vollzeitklassen mehr möchten.
    Die Erziehung bei manchen Eltern lässt auch sehr zu wünschen übrig.
    Zu unserer Zeit hatten wir noch respekt vor den Lehrern, wenn man jammerte, man habe ne Ohrfeige bekommen wurde gleich gefragt, nach dem warum und nicht selten hats dann gleich nochmals eine draufbekommen! So ist halt der Zeitenwandel: Respektlosigkeit gegen über Erwachsenen und auch Erzieher! Kein Wunder wenn es weniger Lehrernachwuchs gibt!
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  • G. B.
    Könnte man die Teilzeit (auch Sabbatical-Jahr...) nicht verbieten, sofern es keine sozialen Gründe (Kinder, Pflegebedürftige) dafür gibt.
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  • Veraltete Benutzerkennung
    So wird man den Beruf bestimmt attraktiver machen.
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  • W. S.
    Man/Frau hat ja nicht Lehramt studiert um außerhalb der Ferien 40 Stunden zu arbeiten.
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  • H. S.
    Warum nicht, ich habe vor meiner Pensionierung 50-60 gearbeitet und am SA/So die Buchführung erledigt.
    Die Ferien dauern 78 Tage, davon 30 Urlaubstage (5 Wochen à 6 Tage) abgezogen sind zusätzlich 48 frei. Jammern auf sehr hohem Niveau.
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  • B. F.
    wird das ukrainische Schulsystem an das deutsche angepasst ??
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  • N. T.
    Mir scheint, viele Lehrer(innen) haben den Bezug zur Realität in der Arbeiswelt anderer verloren, die um 17:00 Uhr auf dem Zahnfleisch daheim aufschlagen. Mit Angst um den Arbeitsplatz und 1800 netto.
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  • R. B.
    Und viele scheinen immernoch der Meinung zu sein, Lehrkräfte arbeiten nur wenn sie in der Schule in der Klasse vor den Lernenden stehen. Bevor man gerecht urteilen kann, sollte man sich ausführlich informieren. Lehrkräfte sind die Basis für die Zukunft unserer Gesellschaft und den Erfolg unserer Kinder.
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  • W. W.
    Reden Sie gerade von sich selbst?
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  • R. D.
    Teilzeit, 4-Tage-Woche, 30h-Woche,... Viele haben es einfach nicht mehr nötig Vollzeit für ihren Lebensunterhalt arbeiten zu gehen. Viele Deutschen sind satt, haben keinen Ansporn mehr Gas zu geben, weiter zu kommen, Karriere zu machen,... Viele haben genug geerbt, dass der Alltag finanziell kein Problem ist. Man hat alles was man braucht, man redet über Work-Life-Balance, das Leben genießen wollen, keine Verantwortung mehr übernehmen zu wollen,...
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  • G. B.
    Völlig aus dem Zusammenhang
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  • D. E.
    Vielleicht sind viele Lehrkräfte auch einfach platt und haben nicht mehr die Energie, um Gas zu geben und Karriere zu machen. Schränken sich eher ein bisschen ein, damit der Alltag finanziell kein Problem ist bei Teilzeitgehalt. Übernehmen Verantwortung für die eigene Gesundheit und die eigene Familie.
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  • M. F.
    Ich würde eher sagen, viele wollen nicht an Depression, Burn-Out oder anderen Krankheiten erkranken. Viele Lehrer im Bekanntenkreis buckeln ihre 10-12 Stunden am Tag (auch am Wochenende und teilweise sogar in den Ferien) weil sie die Kinder bestmöglich unterrichten wollen und reichlich Zeit in Unterrichtsvor- und Nachbereitung stecken. Hinzukommen Elterngespräche, Arbeitskreise, Besprechungen etc.
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  • I. I.
    Teilweise sogar in den Ferien? Mir wird immer wieder gesagt das ist nur unterrichtsfreie Zeit, kein Urlaub. Dementsprechend: 14 Wochen kein Unterricht, davon 6 Wochen Urlaub so wie die meisten anderen auch, bleiben 8 Wochen zu je 40 oder 42 Stunden pro Jahr zum Arbeiten außerhalb der Unterrichtszeit.... Im Artikel wird auch erwähnt, dass wegen der Digitalisierung und Lehrplanänderung jetzt viel Arbeit in neue Unterrichtsmaterialien, Aufgaben und Prüfungen investiert werden muss. Heißt im Umkehrschluss dass das bisher wohl ohne Aufwand verfügbar war. Dann verstehe ich das Gejammer von der Vorbereitung etc. überhaupt nicht! Weiter ist noch entlarvend, dass die Lehrer einfach guten Unterricht machen wollen. Sie sind halt nunmal auch Pädagogen und gute Pädagogik erleichtert das Unterrichten und schafft ein gutes Arbeitsklima. Viele Lehrer sind aber auf dem Gebiet völlig untalentiert. Das sind dann meinet Meinung und Beobachtung nach die, die tatsächlich von Burnout bedroht sind
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  • J. N.
    Ich würde das jetzt nicht so krass ausdrücken, und dass die heutigen Lehrer großen Belastungen ausgesetzt sind, ist Tatsache.

    Aber ich komme auch nicht ganz umhin, mich zu wundern, wie viele Menschen sich Teilzeitarbeit scheinbar leisten können. (Ich rede jetzt NICHT von Notwendigkeiten wie Kinderbetreuung, Pflegeverantwortung usw.!!)

    Verdient man denn als Lehrer/in so viel, dass man ohne Probleme seine Arbeitszeit so merklich reduzieren kann?
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  • A. A.
    Die meisten Teilzeitkräfte sind Frauen, die Männer in Vollzeitjobs haben. Deswegen ist die Reduzierung möglich! Ich persönlich bin auch Lehrer, muss aber Vollzeit arbeiten, um die Familie und das Haus zu finanzieren, also genauso wie viele andere Leute auch. Die gute alte Neiddebatte hilft hier nicht weiter, um Lehrer zu motivieren Vollzeit zu arbeiten. Auch wird sicher die Attraktivität des Berufes nicht gesteigert, wenn ständig das altbekannte Lehrerbashing stattfindet, wenn das Thema in den Medien aufschlägt.
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