Vor dem Start des neuen Schuljahres in Bayern am Dienstag, 13. September, schrillen die Alarmglocken: Allenthalben fehlen Lehrkräfte, und auch für die kommenden Jahre sieht es nicht rosig aus. Dabei mangelt es eigentlich nicht an Köpfen. Doch immer mehr Lehrerinnen und Lehrer arbeiten nur in Teilzeit.
Hier schlummere eine "stille Reserve", mahnt der Bayerische Philologenverband (BPV) als Vertretung der Lehrkräfte an Gymnasien und beruflichen Oberschulen. Wie Verbandspräsident Michael Schwägerl am Dienstag vor der Presse erklärte, arbeite mittlerweile nur noch die Hälfte der Gymnasiallehrerinnen und -lehrer in Vollzeit. Ein Drittel von ihnen denke über eine Reduzierung nach oder habe sie für dieses Schuljahr bereits beantragt. "Das ist ein echtes Alarmsignal."
Befragte Lehrkräfte: Auf den Unterricht konzentrieren
Ein Viertel der Teilzeitkräfte habe sogar weiter reduziert. Dagegen wollen nur 16 Prozent ihre Stunden aufstocken. Wie also wäre diese "stille Reserve" zu heben? Dazu hat der Verband seine Mitglieder befragt, rund 5000 haben mitgemacht. Ergebnis: Lehrerinnen und Lehrer wollen sich aufs Unterrichten konzentrieren und leiden unter sonstigen Zeit- und Energiefressern.
Für Peter Stegmann, stellvertretender Schulleiter am Johann-Schöner-Gymnasium in Karlstadt (Lkr. Main-Spessart), zeigt die Umfrage klar: "Viele Kolleginnen und Kollegen würden ihre Unterrichtspflichtstunden erhöhen, wenn der Aufwand für Organisation, Verwaltung und zusätzliche Termine außerhalb des Unterrichts deutlich reduziert werden würde."
Die meisten Lehrkräfte empfinden Digitalisierung als zusätzliche Belastung
Auch die Digitalisierung bringt unterm Strich eine Mehrbelastung, wie drei Viertel der Befragten angaben. Helfen könnten hier zusätzliche Fachleute für EDV oder IT-Aufgaben, die ansonsten von Lehrkräften übernommen werden. Oder extra Laborkräfte für die naturwissenschaftlichen Fächer. Und nicht zuletzt Sozialpädagogen und Psychologen für besondere Situationen. Der Bedarf an Sozialarbeit sei mit der Pandemie und den nötigen Schulschließungen noch gewachsen, sagt Stegmann. Hinzu komme die Integration von Flüchtlingskindern aus der Ukraine mit der Einrichtung sogenannter Brückenklassen.
Mit dem Zuwachs an Schülern durch die Rückkehr zum G 9 steigt auch der Lehrerbedarf weiter, zusätzlich ist ein neuer Lehrplan umzusetzen. Unterrichtsmaterial, Aufgaben und Prüfungen müssen neu erstellt werden. Auch hier bleibe vieles an den Lehrerinnen und Lehrern hängen, klagt Petra Schwärzler-Brunner, Studienrätin an einem Amberger Gymnasium.
Sie selbst hat ihre Stunden aus der Elternzeit kommend kontinuierlich erhöht. Wenn allerdings einzelne Stunden wild über den Tag oder die ganze Woche verteilt sind, schaffe dies Probleme – gerade für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Ergo wünscht sich fast ein Drittel der befragten Lehrkräfte eine bessere Planbarkeit und Verlässlichkeit im Einsatz.
Die allermeisten mussten in den letzten Jahren immer häufiger Stunden oder ganze Klassen von Kolleginnen und Kollegen vertreten. Die Pandemie, so Stegmann, habe die Lage verschärft: So dürfen schwangere Lehrerinnen aufgrund der Infektionsschutzverordnung nicht in die Schule kommen. Dass Teilzeit weiter auf dem Vormarsch ist, beobachtet er auch an der eigenen Schule. "Früher waren wir als Vollzeit-Lehrkräfte noch deutlich in der Überzahl."
Um den Trend zu stoppen, fordert der Verband eine kritische Überprüfung und Entrümpelung im Schulalltag: Weniger Sitzungen und Konferenzen, eine Reduzierung beim Korrekturaufwand, weniger Verwaltung – zum Beispiel für die externe Evaluation. Auch Projekte, Klassenfahrten und Sprechtage seien zu hinterfragen. "Uns blutet das Herz", gibt Studiendirektor Stegmann zu. Aber im Mittelpunkt stehe der gute Unterricht.
Mich wundert es nicht, wenn Lehrer, mittleren Alters, so zwischen 45 und 55 mal eine Auszeit brauchen, bzw. keine Vollzeitklassen mehr möchten.
Die Erziehung bei manchen Eltern lässt auch sehr zu wünschen übrig.
Zu unserer Zeit hatten wir noch respekt vor den Lehrern, wenn man jammerte, man habe ne Ohrfeige bekommen wurde gleich gefragt, nach dem warum und nicht selten hats dann gleich nochmals eine draufbekommen! So ist halt der Zeitenwandel: Respektlosigkeit gegen über Erwachsenen und auch Erzieher! Kein Wunder wenn es weniger Lehrernachwuchs gibt!
Die Ferien dauern 78 Tage, davon 30 Urlaubstage (5 Wochen à 6 Tage) abgezogen sind zusätzlich 48 frei. Jammern auf sehr hohem Niveau.
Aber ich komme auch nicht ganz umhin, mich zu wundern, wie viele Menschen sich Teilzeitarbeit scheinbar leisten können. (Ich rede jetzt NICHT von Notwendigkeiten wie Kinderbetreuung, Pflegeverantwortung usw.!!)
Verdient man denn als Lehrer/in so viel, dass man ohne Probleme seine Arbeitszeit so merklich reduzieren kann?