
Der Verband der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte Deutschlands, Virchowbund genannt, hat Praxen dazu aufgerufen, ihren Betrieb künftig auf eine Vier-Tage-Woche umzustellen. Die ambulante Versorgung durch niedergelassene Haus- und Fachärzte könne wie bislang am Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag stattfinden. Der Mittwoch solle zur Bewältigung der Bürokratie und für Fortbildungen genutzt werden, heißt es in einer Mitteilung des Verbandes. Für akute Fälle solle mittwochs dann - wie am Wochenende - der ärztliche Bereitschaftsdienst zuständig sein.
Allgemeinmediziner Dr. Christian Pfeiffer widerspricht vehement. "Ich halte von dieser Forderung nichts, da wir unsere Patienten als Hausärzte sonst nicht adäquat versorgen können", sagt der unterfränkischer Vorsitzender des bayerischen Hausärzteverbandes. Der Virchowbund spreche hier nur für sich und nicht für die anderen Berufsverbände, sagt Pfeiffer. Schon gar nicht für den Hausärzteverband.
Virchowbund spricht von "politischer Untätigkeit"
Laut Virchowbund stehen die Arztpraxen durch den starken Anstieg der Energiepreise und die Inflation unter enormem Kostendruck. Der ambulante Bereich sei schlicht unterfinanziert. Eine Vier-Tage-Woche könne "zur wirtschaftlichen Praxisführung" beitragen, so der Verband. "Die politische Untätigkeit und Fehlsteuerung der letzten Jahrzehnte zwingt die Ärzteschaft die Notbremse zu ziehen", so der Bundesvorsitzende Dr. Dirk Heinrich. "Andernfalls drohen noch schlimmere Folgen, auch für die Patienten." Nicht zuletzt könnten Praxen durch die Schließung mittwochs auch einen Teil der gestiegenen Energiekosten abfangen.
Heinrich will den Aufruf als Zeichen gegen die ausufernde Bürokratie in den Arztpraxen und als Mittel gegen den Fachkräftemangel verstanden wissen. Im Schnitt sind niedergelassene Ärztinnen und Ärzte der Verbandsmitteilung zufolge 61 Arbeitstage pro Jahr und Praxis mit Verwaltungsarbeit belastet. Die Tendenz sei steigend.
Auch Christian Pfeiffer, der in Giebelstadt (Lkr. Würzburg) eine Allgemeinarzt-Praxis betreibt, sagt, dass in Sachen Bürokratie dringend etwas getan werden müsse – "aber nicht durch Schaffung von Bürokratiezeit, sondern durch Abbau von dieser". Richtig sei indes die Forderung des Virchowbundes an Politik und Krankenkassen, mit Blick auf die gestiegenen Energie- und Personalkosten für eine "ausreichende Erhöhung der Vergütung" zu sorgen. Bei den meisten Unternehmen sei es üblich, dass gestiegene Kosten an Verbraucherinnen und Verbraucher weitergegeben werden, sagt Pfeiffer: "Dies ist uns in unseren Praxen nicht möglich. Einen Ausgleich wie bei den Krankenhäusern – was die Politik ja schon beschlossen hat – gibt es bisher für uns Niedergelassene nicht."
Virchowbund: Vier-Tage-Woche ist familienfreundlicher und stoppt das "Hamsterrad"
Der Virchowbund sieht in einer Praxisschließung am Mittwoch mehrere Vorteile. So sei eine Vier-Tage-Woche familienfreundlicher und mache die Niederlassung attraktiver für junge Ärztinnen und Ärzte, speziell im Vergleich zu einer Anstellung im Krankenhaus. Für bereits niedergelassene Mediziner sei die Umstrukturierung eine Chance, aus dem "Hamsterrad" auszusteigen, heißt es. Denn: Jeder vierte bis jeder dritte niedergelassene Arzt fühle sich durch seine Arbeit ausgebrannt.
Wenn eine Praxis gut organisiert ist und ich meine gut organisiert dann läuft diese reibungslos und für alle, Patienten, Mitarbeiter, Arzt und Arztgattin. Gegebenenfalls muss man für eine gute Organisation aber ein paar Euro ausgeben.
Ein gutes Praxismanagement könnte sich bestimmt schnell etablieren und den Mittwoch ausgleichen.
Ich erinnere mich aber noch an einen Dr. Asmus in Amberg, der besuchte mich auch am Sonntag wenn es sein musste. Dass er dabei mein Kinderzimmer mit Zigarrenrauch füllte war nicht schlimm, hauptsache er war da wenn man ihn brauchte.