zurück
Gerolzhofen
Deutliche Kritik an Marktplatzsanierung und neuen VG-Parkplätzen in der Bürgerversammlung in Gerolzhofen
Die beschlossene Umwandlung eines Gartengrundstücks in Stellplätze polarisiert die Bürgerschaft. Der Bürgermeister verteidigte die Entscheidung des Stadtrates.
Im neuen Marktplatz-Konzept kommen die markanten Platanen nicht mehr vor, stattdessen sollen neue Bäume an anderer Stelle gepflanzt werden. Damit ist nicht jeder zufrieden.
Foto: Mia Schrader | Im neuen Marktplatz-Konzept kommen die markanten Platanen nicht mehr vor, stattdessen sollen neue Bäume an anderer Stelle gepflanzt werden. Damit ist nicht jeder zufrieden.
Mia Schrader
 |  aktualisiert: 08.04.2025 02:38 Uhr

Gut gefüllt war der große Saal im Pfarrer-Hersam-Haus in Gerolzhofen am Dienstagabend. Rund 80 Interessierte – unter ihnen aber nur wenige junge Menschen – waren zur Bürgerversammlung gekommen. Bürgermeister Thorsten Wozniak gab einen Rückblick auf das vergangene Jahr und wies auf künftige Planungen hin. Im Anschluss kamen die Bürgerinnen und Bürger in einer regen Diskussionsrunde zu Wort.

Zunächst gab es einige aktuelle Zahlen vom Stadtoberhaupt. So ist die Einwohnerzahl von 7321 (2023) auf 7295 leicht gesunken. Registriert sind in Gerolzhofen 6965 Menschen mit Haupt- und 330 mit einem Nebenwohnsitz. Den Großteil der Stadtbevölkerung machen die 19- bis 65-Jährigen aus.

Weniger Geburten und mehr Todesfälle

Es kamen zugleich weniger Kinder auf die Welt: Die Zahl der Geburten ist zurückgegangen und lag bei 50 (2023: 64), mit exakt 25 Mädchen und 25 Jungen. Im Gegensatz dazu ist die Zahl der Todesfälle um 18 auf 128 angestiegen. 2024 verzeichnete die Stadt 526 Zuzüge, während 429 Menschen Gerolzhofen verließen.

Die Verschuldung sinkt seit zehn Jahren kontinuierlich und lag im Vorjahr bei 4,6 Millionen Euro. Die wichtigste Steuereinnahme bleibt die Einkommenssteuer mit 4,55 Millionen Euro, gefolgt von der Gewerbesteuer, die im Vorjahr bei allerdings nur noch 3,25 Millionen lag.

Mit Blick auf die Arbeitsplätze bezeichnete Bürgermeister Wozniak die Stadt als "Wirtschafts- und Arbeitsstandort", mit insgesamt 3701 sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen. 3279 Menschen pendelten zum Arbeiten ein, außerhalb der Stadt beschäftigt sind 2361. Die Zahl der Arbeitslosen ist leicht angestiegen, 127 waren im Vorjahr ohne Job..

Viel Redebedarf bei der Bürgerversammlung

Reichlich Redebedarf gab es in der anschließenden Diskussionsrunde. Thomas Zimlich übte Kritik an der Entscheidung, neue Parkplätze auf einem Gartengrundstück an der Verwaltungsgemeinschaft (VG) zu schaffen. Dass ein über 500 Jahre alter Garten dafür weichen soll, kann er nicht verstehen. Dadurch würde man "Grünland wegballern". Er warf manchen Stadtratsmitgliedern ein Eigeninteresse vor: Sie wollten die Parkplätze aus Umsatzgründen für das Geschäft haben, behauptete er.

Dass die Stadt neue Parkplätze auf der Fläche eines Gartengrundstücks direkt an der VG (hinter der Mauer) schaffen will, kritisierten mehrere Bürgerinnen und Bürger.
Foto: Michael Mößlein (Archivbild) | Dass die Stadt neue Parkplätze auf der Fläche eines Gartengrundstücks direkt an der VG (hinter der Mauer) schaffen will, kritisierten mehrere Bürgerinnen und Bürger.

Bürgermeister Wozniak entgegnete, dass man keine historische Fläche rode. Wenn die Parkplätze in 30 Jahren nicht mehr benötigt würden, bliebe immer noch der Weg zurück möglich. Er betonte, dass jeder Parkplatz einen "ganz individuellen Wert für die Geschäfte in der Altstadt" habe. Mit dem mehrheitlich entschiedenen Vorhaben im Stadtrat würde man Parkplätze kompensieren, die durch die Marktplatzsanierung wegfallen.

Peter Dreßel sah die Schuld an der Parkplatz-Misere beim Stadtrat, der sich einen Planungswettbewerb für die Marktplatzgestaltung "aufs Auge" habe drücken lassen. Das Konzept bezeichnete er als "Geldverschwendung". Das wollte Wozniak so nicht stehen lassen. Eine Sanierung des Marktplatzes sei notwendig, und die Firma habe das Recht, bei der Gestaltung mitzuwirken.

Die beschlossene Sanierung des Gerolzhöfer Marktplatzes ist dringend notwendig. An vielen Stellen ist der Platz uneben und das Pflaster beschädigt. Die Pläne dazu gefallen jedoch nicht allen.
Foto: Mia Schrader | Die beschlossene Sanierung des Gerolzhöfer Marktplatzes ist dringend notwendig. An vielen Stellen ist der Platz uneben und das Pflaster beschädigt. Die Pläne dazu gefallen jedoch nicht allen.

Auch Ruthard Ott gefallen die Planungen nicht. Er versteht nicht, warum die markanten Platanen am Marktplatzbrunnen weichen und neue Bäume gepflanzt werden sollen. Wozniak hält das "nicht für dramatisch", denn auch die neuen Bäume würden Aufenthaltsqualität schaffen.

Kritik an nicht barrierefreier Bushaltestelle

Auch über Themen außerhalb des Marktplatzes wurde an diesem Abend gesprochen. Herbert Kimmel lobte den neuen Übergang über die Bahngleise. Er kritisierte jedoch die nicht barrierefrei zugängliche Bushaltestelle Nördliche Allee. 

Laut dem Bürgermeister soll auf Höhe des Drogeriemarktes Rossmann eine Querungshilfe errichtet werden. Die Haltestelle würde in diesem Fall an eine in diesem Bereich bereits vorhandene Einbuchtung verlegt werden und wäre damit barrierefrei erreichbar.

Edeltraud Füßer fragte, wie es mit dem Kindergarten weitergeht. Dieses "Riesenthema", so Wozniak dazu, ließe sich nur schwer planen, auch aufgrund der schwankenden Geburtenzahlen. Dennoch sei man permanent im Gespräch. Er sicherte zu: "Es wird Lösungen geben."

Willi Mayer kam auf die Mitfahrbank am Marktplatz zu sprechen und fragte, ob diese überhaupt genutzt werde. Der Bürgermeister gab zu, dass die Mitfahrbank nicht als solche genutzt werde. Allerdings säßen dort unter anderem Leute, die auf Fahrzeuge von "Callheinz" warten, weshalb sie ihren Zweck erfüllten.

Die Mitfahrbank an der Stadtpfarrkirche am Marktplatz ist eine der Haltestellen für den Mobilitätsservice 'Callheinz'.
Foto: Mia Schrader | Die Mitfahrbank an der Stadtpfarrkirche am Marktplatz ist eine der Haltestellen für den Mobilitätsservice "Callheinz".

Weiterhin kritisierte Mayer die vielen geschlossenen öffentlichen Toiletten in Gerolzhofen – gerade am Friedhof fehle ein WC. Thorsten Wozniak räumte das als "bescheidenes Problem" ein. Allerdings habe man keine andere Möglichkeit, da die Toiletten häufig von Vandalismus und Verschmutzung betroffen seien. Es sei zudem schwierig, Reinigungspersonal zu bekommen.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Gerolzhofen
Mia Schrader
Arbeitslosenquote
Friedhöfe
Geburtenrate
Mädchen
Stadt Gerolzhofen
Thorsten Wozniak
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top