
Der Gerolzhöfer Stadtrat hat am Montagabend die Schaffung von 22 zusätzlichen Stellplätzen im Umfeld der Verwaltungsgemeinschaft (VG) beschlossen und den Weg dafür geebnet. Um den notwendigen Platz zu schaffen, werden nicht nur mehrere Garagen abgerissen. Auch ein rund 500 Quadratmeter großer Garten gegenüber dem VG-Gebäude verschwindet den Plänen nach unter Pflastersteinen.
Das Schicksal der wenig ansehnlichen, bisher zum Teil vermieteten Garagen am östlichen Rand des VG-Parkplatzes war während der Stadtratssitzung schnell besiegelt. Diesen weinte niemand nach. Entsprechend einstimmig fiel der Beschluss, dort acht 2,55 Meter breite Stellplätze anzulegen, inklusive eines begrünten Überhangstreifens.
Die geschätzten Kosten für Abriss und Neubau bezifferte Stadtbaumeisterin Maria Hoffmann auf knapp 75.000 Euro. Bevor die Arbeiten beginnen können, müsse das Landratsamt eine Abbruchgenehmigung erteilen. Auch bestehende Mietverträge müsse die Stadt als Besitzerin der Garagen auflösen, teilte Hoffmann auf Nachfrage dieser Redaktion mit. Deshalb sei, realistisch betrachtet, mit einem Baubeginn frühestens im Herbst zu rechnen.
Vorhaben ist längst beschlossene Sache
In der Frage, ob der Garten an der VG tatsächlich, wie vom Stadtrat vor neun Jahren erstmals und im September 2024 erneut beschlossen, zum Parkplatz werden soll, war der Stadtrat geteilter Meinung. Dem Vorhaben stand eine von zwei Gerolzhöferinnen ausgearbeitete Idee entgegen. Diese sieht vor, die Grünfläche mitten in der Altstadt als Gemeinschaftsgarten zu bewirtschaften. Anwohnerinnen und Anwohner sollen dort Parzellen bepflanzen. Zudem könnte der Garten zum Begegnungsort werden und für Projekte, etwa dem Gärtnern mit Kindern, dienen.
Das den Stadtratsmitgliedern vorgelegte Konzept wurde von allen Wortführern über den grünen Klee gelobt. Doch sah sich die Mehrheit offensichtlich mit einem Dilemma konfrontiert, das nach den Worten von Bürgermeister Thorsten Wozniak so aussah: "Ich halte die Idee für sehr, sehr gut – nur nicht an diesem Ort."

Arnulf Koch (CSU) unterstrich, wie wichtig es sei, den sehr begrenzt verfügbaren öffentlichen Raum in der Altstadt für zusätzliche Stellplätze zu verwenden. Seiner These nach sind Parkplätze ein Wirtschaftsfaktor für den örtlichen Einzelhandel. Seine Fraktion unterstütze jedoch "auf jeden Fall" einen Gemeinschaftsgarten an anderer Stelle in der Innenstadt, etwa auf der Fläche des früheren Spielplatzes in der Breslauer Straße oder in den Alleen.
Alternativ-Vorschlag für einen Gemeinschaftsgarten
Günter Iff (Freie Wähler) verwies auf 17 Stellflächen, die im Zuge Marktplatzsanierung wegfallen werden. Dies sei die Hälfte der dort aktuell verfügbaren Stellplätze. Deshalb sei es "essenziell", möglichst nahen Ersatz zu schaffen. Iffs Fraktion brachte als alternative Fläche für einen Gemeinschaftsgarten den aktuell verpachteten Garten auf der Rückseite des VG-Gebäudes, zur Stadtmauer hin gelegen, ins Gespräch.
Den von den Fraktionen der CSU und der Freien Wählern vertretenen Ansichten stand Norbert Finster (SPD) gegenüber. "Wir sollten nicht alle Grünflächen in der Stadt dem Moloch Auto opfern", sagte er. Ihm zufolge sei der Druck, zusätzlichen Parkraum zu schaffen, in der Gerolzhöfer Innenstadt zuletzt gesunken. Die steigende Zahl von Leerständen – jüngst schlossen etwa die Stadtapotheke und der Brauereigasthof Weinig – sorgten dafür, dass weniger Autos in die Innenstadt kämen.
Diese Leerstände, die laut Martin Zink (Freie Wähler) auf keinen Fall geduldet werden dürften, seien erst recht ein Grund, für mehr Parkraum in zentraler Lage zu sorgen. Eine Aussage, die wiederum Thomas Vizl (Geo-net) so nicht stehen lassen wollte. Die Zahl der Parkplätze, meinte er, seien nicht das Hauptproblem des Einzelhandels. Vielmehr gehe es darum, "sich Gedanken zu machen, wie die Innenstadt wieder zum Erlebnis wird".
Stadt investiert in Parkplätze statt Grünanlage
Grünanlagen zählen für ihn dazu. Diese sollten laut Vizl in der eng bebauten Innenstadt doch auch deshalb zwingend erhalten bleiben, um dem mit dem rasant fortschreitenden Klimawandel einhergehenden Temperaturanstieg zu begegnen. Andere Städte nähmen Geld in die Hand, um Grünflächen zu schaffen und Flächen zu entsiegeln. Gerolzhofen gehe den umgekehrten Weg, kritisierte Stefanie Döpfner (Geo-net).

So dürfte es nun also so kommen, dass für geschätzte knapp 104.000 Euro im Garten an der VG 14 Stellplätze entstehen. Trotz der in der Debatte geäußerten Argumente lehnte der Stadtrat die vorgestellte Idee eines Gemeinschaftsgartens mit 10:6 Stimmen ab. Dafür stimmten die Vertreterinnen und Vertreter von Geo-net und SPD, dagegen waren Freie Wähler und CSU, inklusive Bürgermeister.
Mit exakt der gleichen Stimmenmehrheit wurde konsequenterweise eine Änderung des Bebauungsplans "Weiße-Turm-Straße" genehmigt. Dort ist der bisherige Garten als Grünfläche festgesetzt und soll nun zu einem öffentlichen Parkplatz umgewidmet werden.
Wann lernen Architekten, Stadtplaner, Baubehörden und Stadträte, dass die Realität nun mal so ist, dass Fahrzeuge immer breiter und größer werden.
Und wer fährt denn vorwiegend dem Auto zum Marktplatz?
Wohl eher Menschen im Alter von 50+ oder Familien mit Kindern.
Wie wäre es denn, wenn man einfach mal bei der Gelegenheit breite und bequem nutzbare Parkplätze schaffen würde.
Damit haben die Benutzer mehr Freiraum und die Stadt eine Art Alleinstellungsmerkmal.
Halten Sie alle nur schön an den gewohnten und 50 Jahre alten Standards fest. An Lösungen, die den Bürgern und Einzelhandelskunden wirklich etwas nützt, scheinen Sie kein Interesse zu haben. Es wird so geplant und gedacht weil wir das immer so gemacht haben.