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Gerolzhofen
Wer möchte eine Marktplatz-Platane? Stadt verschenkt die vier markantesten Bäume in Gerolzhofen
Weil die Platanen am Brunnen keine Rolle bei der Marktplatzumgestaltung spielen, werden sie an Interessenten kostenfrei abgegeben. Es gibt aber einige Bedingungen.
Das Ende für die vier Platanen am Marktplatzbrunnen vor dem Alten Rathaus rückt näher: Vor Beginn der Sanierungsarbeiten werden sie entfernt, weil sie bei der Umgestaltung des Platzes keine Berücksichtigung finden. Die Stadt möchte die Bäume jedoch gerne an Interessenten abgeben, wenn sie diese auf eigenem Grund im Stadtgebiet anpflanzen.
Foto: Stefan Pfister | Das Ende für die vier Platanen am Marktplatzbrunnen vor dem Alten Rathaus rückt näher: Vor Beginn der Sanierungsarbeiten werden sie entfernt, weil sie bei der Umgestaltung des Platzes keine Berücksichtigung finden.
Stefan Pfister
 |  aktualisiert: 03.03.2025 02:34 Uhr

Die bevorstehende Sanierung des Marktplatzes wirft langsam ihre Schatten voraus. Zum Ende des Jahres sollen die ersten Baumaßnahmen in der angrenzenden Schulgasse beginnen. Diesen Fahrplan nannte Bürgermeister Thorsten Wozniak kürzlich im Gespräch mit dieser Redaktion und bestätigte dies nochmal in der jüngsten Stadtratssitzung.

Im Sommer 2024 hatte der Rat die Weiterplanungen für die Sanierung der maroden Leitungen im Untergrund und auch für die Umgestaltung des Platzes beschlossen, und zwar zu deutlich reduzierten Kosten (sechs statt acht Millionen Euro). Im Rahmen dessen müssen die vermutlich markantesten Bäume im Stadtgebiet weichen. An ihrer Stelle sollen im Rahmen der Marktplatz-Neugestaltung drei Amberbäume gepflanzt werden.

Keine Versteigerung, sondern Vergabe durch die Verwaltung

Stellt sich also die Frage, was mit den vier Platanen passieren wird. Im Vorjahr gab es im Stadtrat den Vorschlag, sie zu verpflanzen. Das Thema schlug im Gremium jetzt erneut auf, nachdem die Verwaltung erste konkrete Anfrage von Interessenten erhalten hat, die eines der Gewächse für den eigenen Garten erwerben möchten.

Die Stadtverwaltung hatte deshalb einen Beschlussvorschlag vorbereitet, der allerdings keinen Verkauf, sondern eine kostenlose Abgabe an Privatpersonen empfahl und dem auch die große Mehrheit zustimmte. Zwei Vorgaben müssen Bewerber dabei einhalten: Die Bäume dürfen nur im Stadtgebiet angepflanzt werden, sie blieben demnach Gerolzhofen oder Rügshofen erhalten. Zugleich sind die Interessenten nach dem Zuschlag verpflichtet, die gesamten Kosten für den Transport zum eigenen Grundstück und für die Anpflanzung zu tragen.

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Günter Iff (Freie Wähler) sah eine kostenfreie Überlassung eher kritisch, vor allem im Hinblick auf eine gewisse Verbindlichkeit der Zusage. Mit seiner Idee einer Versteigerung, zum Beispiel für einen sozialen Zweck, konnte er sich nicht durchsetzen. Iff regte darüber hinaus an, dass die Stadt zumindest die Kosten für die Ausgrabung der Bäume übernehmen soll. Diesem Vorschlag folgte eine, wenngleich knappe Mehrheit im Rat.

Eine Frage drehte sich darum, wer über die Vergabe letztlich entscheidet, insbesondere für den Fall, wenn es mehr als vier Interessenten gibt. Ein Antrag von Burkhard Wächter, der Stadtrat möge dies übernehmen, fand keine Zustimmung. Laut Wozniak wird nun die Stadtverwaltung über die eingehenden Anträge entscheiden.

Bevor der Brunnen im Mai 1999 errichtet wurde, standen bereits die jungen Platanen am Marktplatz. Das Archivbild entstand rund drei Monate vorher.
Foto: Nicole Zink (Archivbild) | Bevor der Brunnen im Mai 1999 errichtet wurde, standen bereits die jungen Platanen am Marktplatz. Das Archivbild entstand rund drei Monate vorher.

Nach welchen exakten Kriterien dies erfolgt, wurde in der Sitzung nicht mitgeteilt. Auf Nachfrage informierte der Bürgermeister hierzu, dass eine Entscheidung unter anderem nach "Seriosität und Konzept" getroffen werden könnte. Eventuell bekämen Privatpersonen und Vereine den Vorzug vor anderen Mitbewerbern. 

Erneute Kritik am Gestaltungskonzept zum Marktplatz

Die vier Platanen sind etwas mehr als 25 Jahre alt. Sie wurden Ende der 1990er-Jahre, kurz bevor der Marktplatzbrunnen im Mai 1999 errichtet wurde, an jener Stelle gepflanzt. Der Brunnen im Norden des Platzes, den der Untersteinbacher Bildhauer Manfred Reinhart gestaltete, war Bestandteil der Altstadtsanierung und sollte laut Konzept ein zentraler Treffpunkt in der Altstadt werden.

Mit dem Durchtrennen eines Bandes übergaben im August 1999 (von links) Bildhauer Manfred Reinhart, Dr. Ottmar Wolf als einer der Hauptsponsoren, sowie die damalige Stadtbaumeisterin Petra Schöllhorn und Bürgermeister Hartmut Bräuer den Marktplatzbrunnen und die Weiße-Turm-Straße ihrer Bestimmung. Ganz rechts auf dem Archivbild ist eine der vier jungen Platanen zu erkennen.
Foto: Manuela Wahler (Archivbild) | Mit dem Durchtrennen eines Bandes übergaben im August 1999 (von links) Bildhauer Manfred Reinhart, Dr. Ottmar Wolf als einer der Hauptsponsoren, sowie die damalige Stadtbaumeisterin Petra Schöllhorn und Bürgermeister ...

Das Ende für die Platanen am Marktplatzbrunnen wird nach Auskunft von Thorsten Wozniak voraussichtlich 2026 kommen, bevor die Bauarbeiten direkt auf dem Marktplatz beginnen. Die Bäume haben dort keine Zukunft mehr, weil das Planungsbüro in seinem Entwurf im südlichen Bereich des Platzes ein sogenanntes "Blätterdach" als zentrales Gestaltungselement, bestehend aus acht neuen Bäumen (ebenfalls Platanen), bevorzugt.

Diese Gestaltung ist allerdings nicht unumstritten: Immer wieder waren dazu kritische Stimmen im Stadtrat zu vernehmen; Unverständnis wurde auch bei einer Bürgerversammlung 2022 geäußert, vor allem darüber, weil diese neue Baumreihe an der schattigsten Stelle des Marktplatzes vor der dortigen Häuserreihe gepflanzt werden sollen.

Genau diesen Punkt sprach Thomas Vizl (Geo-net) in der jüngsten Stadtratssitzung nochmals an. Er sei gegen diese Gestaltung, weil dadurch die schattenspendenden Platanen auf der Nordseite des Marktplatzes am Brunnen gegen neue Bäume auf der Südseite ausgetauscht werden, "wo ohnehin Schatten ist". Deshalb votierte er auch gegen die kostenlose Vergabe der bisherigen Platanen an Privatpersonen.

Dem schlossen sich mit Benedikt Friedrich, Christoph Rosentritt und Burkhard Wächter (alle CSU) drei weitere Stadtratsmitglieder an. Mit ihren vier Nein-Stimmen konnten sie das Platanen-Geschenk an interessierte Bürger letztlich aber nicht verhindern.

 
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  • Thomas Vizl
    Auszug aus dem Mainpost-Bericht vom 13.06.2024:
    "Zisterne und der Bereich Weiße-Turm-Straße bleiben

    Auf Initiative von Thomas Vizl sprachen sich die Stadträte einstimmig für den Bau einer Zisterne am Marktplatz aus, die eigentlich aus der Planung fallen sollte. Trotz 55.000 Euro Mehrkosten bleibt es nun dabei. Wenngleich mit knapper Mehrheit, wurde ebenfalls sein zweiter Antrag unterstützt, die vorhandenen Altstadtleuchten so weit wie möglich wiederzuverwenden. Sein weiteres Ansinnen, die drei Bäume vor der Kirche nicht zu versetzen sowie die Platanen am Marktplatzbrunnen und einen Teil des dortigen Belags zu erhalten, wurde jedoch abgelehnt."
    https://www.mainpost.de/regional/schweinfurt/zwei-millionen-euro-guenstiger-planungen-fuer-marktplatz-umgestaltung-in-gerolzhofen-gehen-weiter-art-11533634
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  • Emilie Krenner
    Um Bäume dieser Größe erfolgreich zu verpflanzen braucht es Spezialgerät zur Umsetzung mit sammt Wurzelballen. Das ist ein großer LKW und nur wo der hinkommt kann eingepflanzt werden. Dann kostet das ganze 2000€+ pro Baum. Selbst wenn die Stadt für die Ausgrabung die Hälfte übernimmt wird das den Kreis der Abnehmer stark einschränken. Wirklich schade um die schönen Bäume.
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  • Katharina Kirsch
    In Zeiten von Klimawandel ist es kompletter Irrsinn, so lange und so gut gewachsene Bäume wegzugeben/umzupflanzen/abholzen, egal was. Die Bäume sollten in das neue Konzept integriert werden. Bäume, die jetzt angepflanzt werden, brauchen entsprechend Jahre, bis sie wieder solchen Schatten spenden können. Wenn sie überhaupt so gut anwachsen. Werden hier keine Baum-Experten mit einbezogen in solche Konzepte? Aufgrund des Klimawandels ist es wird es zunehmend schwieriger Bäume überhaupt so anwachsen zu lassen, dass sie ihre Wurzeln wieder so in die Tiefe schlagen, weil wir Probleme mit hoher Hitze und Trockenheit haben. Gleichzeitig brauchen wir tiefe Wurzeln, damit sie bei Starkregenereignissen nicht davon gespült werden. Falls es noch nicht im Stadtrat angekommen sein sollte: es gibt ein Problem namens Klimawandel. Wir brauchen diese Bäume. Das neue Konzept sollte doch bitte um die Bäume herum geplant werden. Und gerne auch die Flächenentsiegelung bedenken dabei.
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  • Michael Appel
    25 Jahre stehen diese Plantanen erst , die sind noch im Jugendalter und sollen schon wieder weg kommen ein Unding an Planung und auch das der Marktplatz nach so kurzer Zeit wieder umgestaltet werden " muss" oder war das auch eine Fehlplanung?
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  • Irmgard Engert
    Sagen wir mal so - wer die Berichterstattung hier aufmerksam verfolgt hat, wird mir zustimmen - der Untergrund ist marode, die Leitungen von Wasser und Abwasser sind so durch, dass sie erneuert werden müssen!
    Da führt - soweit ich das gelesen habe - kein Weg daran vorbei.
    Aber man hätte bei Wettbewerb und Vergabe ja die Auflage machen können oder als Vorgabe festlegen können: das Ensemble um den Brunnen bleibt wie es w, daran wird inkl. Der Bäume erst mal grundsätzlich nichts verändert!
    Das hat als vorgegebene Bedingung gefehlt!
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  • Fred Reinshagen
    Man sollte jetzt noch mal nach GEO fahren, bevor der Marktplatz seinen Charme verliert.

    Planungsbüros haben schon viele fränkische und andere historische Ortsmitten sterilisiert - mit viel Steuergeldern!
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  • Norbert Vollmann
    Also, beim Marktplatz-Weinfest haben sich die Platanen als begehrte Sonnen- und Regenschirme verdient gemacht. Im Freibad wäre doch sicher auf den Liegewiesen genügend Platz für vier natürliche Sonnenschirme?
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  • Peter Koch
    Ist ziemlich bewaldet
    https://www.google.com/maps/@49.8991038,10.3564246,196m/data=!3m1!1e3?entry=ttu&g_ep=EgoyMDI1MDIyNC4wIKXMDSoASAFQAw%3D%3D
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  • Peter Koch
    Quidquid id est, timeo Danaos et dona ferentes. Das wusste schon Vergil vor über 2000 Jahren über gewisse Geschenke. Nur bei Lieferung frei Haus würde ich so einen Baum nehmen wenn ich im Schenkungsgebiet wohnen täte.
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  • Georg Wohlfart-Mitznegg
    Als Baum ist man eigentlich dafür bekannt, standorttreu zu sein.
    Das war schon vor 25 Jahren so.
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  • Irmgard Engert
    Tja - so ein Architekt wird nach Bausumme bezahlt - und große, neue Platanen sind deutlich teurer als das verpflanzen der bisherigen Bäume!
    In unserem Vergabe-System ist ein grundsätzlicher Fehler, es fehlt das Prinzip: Wer zahlt, schafft an!
    Man ist nach Vergabe den Herrschaften einfach ausgeliefert und hat rechtlich kaum mehr Möglichkeiten der Änderung!
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