
Es sind bedrückende Geschichten von Zeitzeugen, die den Bombenkrieg im Zweiten Weltkrieg erlebt haben. Nachdem das nationalsozialistische Terrorregime am 1. September 1939 mit dem Überfall auf Polen und in den folgenden Monaten ersten Bombardements in Polen und den Niederlanden den Zweiten Weltkrieg begonnen hatte, führte dies insbesondere ab 1943 zur Reaktion der Alliierten. Wegen der kriegswichtigen Kugellagerindustrie wurde in Nordbayern vor allem Schweinfurt zum Ziel. 22 Angriffe auf die Stadt gab es ab August 1943.
Klaus Hoffmann lebt im Landkreis Schweinfurt. Sein Vater Friedrich-Carl war als junger Mann mit 17 Jahren Flakhelfer in Schweinfurt und später auch in Würzburg. Er war Teil einer Gruppe von Oberschülern aus Hof, die während des Krieges in Unterfranken eingesetzt wurden. Hier erlebte er mehrere schwere Angriffe auf Schweinfurt, unter anderem den am 14. Oktober 1943. Später war er auch in Würzburg eingesetzt, unter anderem am 19. und 23. Februar 1945.
Friedrich-Carl Hoffmann, der 2022 im Alter von 96 Jahren starb, schrieb damals regelmäßig Briefe an seine Mutter, sogenannte Frontbriefe. In einen Teil davon gewährte sein Sohn Einblick. Hoffmann kehrte nach dem Krieg in seine oberfränkische Heimat zurück, machte eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann im elterlichen Betrieb und arbeitete später bei einer bundesweit tätigen Firma für Ladenplanung. Er lebte mit seiner Familie in Amberg.
Genauer Beobachter der Angriffe auf Schweinfurt und Würzburg
In den vorliegenden Dokumenten geht es um den Angriff der US-Air Force am 14. Oktober 1943 auf Schweinfurt sowie Angriffe am 19. und 23. Februar 1945 auf Würzburg. Zur Einordnung wichtig ist, dass die Bomber der Alliierten meist so hoch flogen, dass die Geschütze, an denen Hoffmann eingesetzt war, sie mit ihren Geschossen nicht erreichten. Insofern konnte Friedrich-Carl Hoffmann die Angriffe detailliert beobachten.

Über Schweinfurt schreibt Hoffmann in zwei Briefen in der damals üblichen Rechtschreibung vom 14. und 15. Oktober 1943: "Der Angriff war furchtbar, wir leben noch und es geht uns gut. Um 14 Uhr begann es, 2 Stunden lang. Wo Schweinfurt war, ist jetzt eine dicke schwarze Wolke. Es griffen etwa 300-400 Maschinen in 6 - 8 Wellen an, Bomben blitzten in der Sonne gespenstisch auf. 150 Meter von unserer Stellung 3 Sprengbomben. Die Maschinen zielten und trafen haarscharf. Wir haben großes Schwein gehabt."
Einen Tag später schickt Hoffmann eine ausführlichere Schilderung der Geschehnisse, die den Horror des Krieges auch über 80 Jahre später greifbar macht: "Ich sitze hier bei dem spärlichen Schein einer Karbidlampe im Kreis meiner Kameraden." Es folgt eine detaillierte Beschreibung des Angriffs, zu dem es um kurz nach 14 Uhr die erste Meldung gab, als die Bomber nahe Kaiserslautern gesichtet wurden.
Den Moment, als die Flakhelfer in Schweinfurt die Kondensstreifen der deutschen Jagdflugzeuge sahen, beschreibt Friedrich-Carl Hoffmann so: "In diesem Augenblick wurde uns bewusst, daß es diesmal ernst werden würde und wir setzten unsere Stahlhelme auf. Wir stellten die Munition bereit und nahmen unsere Posten am Geschütz ein." Die Einzelheiten des Angriffs konnte er genau beobachten: "Die erste Welle kam wie gesagt direkt auf uns zu. Es waren ausnahmslos viermotorige Bomber. Wir dachten, daß es uns gelten würde und ich war auf alles gefasst."
Weiter schreibt er: "Unser Geschützführer rief: 'Volle Deckung'. Als ich auf dem Bauch lag, hörte ich das Prasseln der Einschläge von Schweinfurt her und das einfach unheimliche Rauschen. Als ich aufstand, war bereits die 2. Welle über uns. Man sah, daß schon etliche Maschinen fehlten. Die Flak schoß prima. Hier in Schweinfurt holte sie allein 10-20 Maschinen vom Himmel."

Der von Hoffmann beschriebene Angriff am 14. Oktober 1943 war für die US-Air Force verheerend, da an diesem Tag mehrere hundert Maschinen abgeschossen wurden. Hoffmann beschreibt das so: "Die in Brand geschossenen Maschinen wären uns beinahe zum Verhängnis geworden. Sie lösten ihre Bomben bereits weit vor uns im Notwurf und da hätten wir beinahe was abbekommen. Der erste Sprengbombentrichter liegt 50 m von unseren Baracken. In unseren Buden flog alles durcheinander u. die Decke blättert ab. Um uns hagelten die Brandkanister nur so in die Erde. Überall spritzten auf den Feldern Stichflammen auf." Die Szenerie über der Stadt beschreibt er als eine "Rauchwolke, unheimlich schwarz".
Nach Angriffen auf Würzburg auch bei der Suche nach Verschütteten dabei
Nach ihren Einsätzen in Schweinfurt wurde die Gruppe Flakhelfer aus Hof auch in Würzburg eingesetzt. In Frontbriefen vom 1. März 1945 beschreibt Friedrich-Carl Hoffmann zwei Angriffe vom 19. und 23. Februar 1945 auf die Domstadt: "Meine liebe Mutti, .... Immer wieder wurde ich abgehalten, denn hatte ich mich einmal hingesetzt, dann fing bestimmt die Sirene an zu heulen oder irgend etwas anderes kam dazwischen. Sei mir nicht bös, wir haben am Tage vier, fünf mal Alarm und immer gerade in der Freizeit Mittags und Abends."
Neben einer detaillierten Beschreibung der Zerstörung in der Würzburger Innenstadt erzählt Hoffmann, was er beim Helfen erlebte: "Nach der Entwarnung eilte ich sofort dem lichterloh brennenden Straßenzug am Stadttheater zu und half einer Familie mit den Koffern und Gegenständen, die im Gewölbekeller der furchtbaren Zerstörung des Hauses, das Gott sei Dank nicht brannte, entgangen waren." Dabei handelte es sich um einen 73 Jahre alten Mann, dessen Frau und zwei Töchter. Später half Hoffmann einem Arzt bei der Versorgung älterer Menschen und beschreibt die Bergung von Todesopfern. Auch die Zerstörung des Hauptbahnhofs ist Thema, "dessen Bahnhofsgebäude wie rasiert ist". Außerdem verbrannte dort ein Paket mit Kleidung von ihm in der Gepäckaufbewahrung.
Zu dem Angriff vom 23. Februar 1945 schreibt Hoffmann: "Unheimlich furchtbar rauschte die Luft, als die Bomben herunterkamen und wir meinten jeden Augenblick umgepflügt zu werden, so zitterte bei den Detonationen und Einschlägen der Boden." Er stellt darüber hinaus fest: "Mir persönlich macht dieser Terror und diese Bomberei nicht das mindeste aus, denn ich bin derartiges schon von Schweinfurt her gewöhnt."
Die Würzburger Briefe schließen so: "Grüße: Dein Junge".
Wir dürfen wählen, nur die wenigsten machen das mit Verstand.
Das reichte dann für die Mehrheit im Reichstag und alles was folgte.
Leider herrscht in unserer Gesellschaft zu wenig Empathie, und zuviel Egoismus.
Wir leben immer noch auf der Insel der Glückseeligen.
Und wenn ich mich an meinen Opa erinnere der den ganzen Wahnsinn an der Front miterlebt hat,kommt bei mir immer der Satz von ihm in Erinnerung:"geht's dem Esel zu gut, geht er aufs Eis!" (siehe die Umfrageergebnisse der AfD)