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Würzburg
Noch nie gezeigte Fotos: Wie US-Soldaten 1945 das zerstörte Würzburg fotografierten
Während die Würzburger Bevölkerung zunächst keine Kameras besitzen durfte, machten GIs Fotos von der Stadt, die am 16. März 1945 weitgehend zerstört worden war.
Auf der linken Seite der Domstraße stehen noch einige Fassaden, während rechts nur Trümmer zu sehen sind. Die Fahrbahn ist freigeräumt, doch wird es noch Monate dauern, bis die Straßenbahn wieder durch diesen Teil der Innenstadt fährt.
Foto: Sammlung Alexander Kraus | Auf der linken Seite der Domstraße stehen noch einige Fassaden, während rechts nur Trümmer zu sehen sind. Die Fahrbahn ist freigeräumt, doch wird es noch Monate dauern, bis die Straßenbahn wieder durch diesen Teil ...
Roland Flade
 |  aktualisiert: 08.02.2024 13:29 Uhr

Der Zweite Weltkrieg sollte noch fast eine Woche dauern, als sich am 2. Mai 1945 der von den Amerikanern vier Wochen zuvor eingesetzten Oberbürgermeister Gustav Pinkenburg an die Bürgerinnen und Bürger wandte. In einem Flugblatt für die wenigen in der am 16. März fast völlig zerstörten Stadt Ausharrenden hieß es an jenem Mittwoch: "Sämtliche in Privatbesitz befindlichen Fotoapparate und Ferngläser sind gegen Empfangsbestätigung beim Chef der Polizei abzuliefern."

Die US-Truppen hatten Würzburg Anfang April 1945 in dreitägigem Kampf erobert und eine Militärregierung installiert. Diese wies im September 1945 darauf hin, dass es weiterhin verboten war, zu fotografieren und dass Filmgeschäfte sowie Zivilisten keine Filme zum Entwickeln annehmen durften. Zu diesem Zeitpunkt hausten schon wieder mehrere Zehntausend Menschen in Kellern, notdürftig hergerichteten Ruinen und Gartenhäusern.

Fotoserie

Die Verbote galten selbstverständlich nicht für die amerikanischen Besatzungssoldaten. Diese fotografierten im Sommer und Herbst 1945 die Trümmerwüste aus zahlreichen Blickwinkeln. Auf den Fotos sind die Straßen häufig schon geräumt, um Militärfahrzeugen das Vorwärtskommen zu ermöglichen, doch die systemische Beseitigung des Schutts hatte noch nicht begonnen. Menschen sind nur in wenigen Fällen zu sehen.

Die Fotos stammen von einem Würzburger Sammler

Die Bilder hat der Würzburger Sammler und Geschichtsexperte Alexander Kraus erworben; sie werden hier mit seiner Erlaubnis zum ersten Mal veröffentlicht.

Viele Jahrzehnte war man davon ausgegangen, dass am 16. März 1945 rund 5000 Menschen starben. Im Auftrag des Stadtarchivs wurde dann 2016 unter Heranziehung aller verfügbaren Dokumente erstmals eine detaillierte Untersuchung zur Zahl der Toten jener Nacht durchgeführt. Sie ergab eine Gesamtzahl der Opfer von etwa 3600. Insgesamt starben in den letzten Kriegsmonaten durch diesen und weitere Bombenangriffe ab Februar 1945 und beim Kampf um Würzburg Anfang April 1945 etwa 4750 Menschen.

 
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  • S. W.
    Immer wieder traurig und bewegend und darf niemals mehr passieren. Auch der Mut und die Kraft für den Wiederaufbau ( v. a. sehr viele Frauen) ist heute noch bewundernswert und sollte heute durchaus als Vorbild gelten..... Nur Flucht ist keine Lösung
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  • B. F.
    immer wieder das Gleiche, die Jungen Menschen fliehen, und die Alten bleiben zurück, können aber unmöglich ihr zerstörtes Land aufbauen
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  • E. V.
    Ich wüsste nicht, dass die jungen Menschen aus Würzburg geflohen sind (außer beim Angriff selbst). Die Männer waren im Krieg: tot, verwundet oder in Gefangenschaft, die jungen Frauen und Kinder waren sehr wohl noch da, wo sollten sie auch hin, das ganze Land war kaputt.
    Es waren wohl kaum überwiegend Senioren, die die Trümmer weggeräumt haben.
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  • M. K.
    Gestern Würzburg, heute Mariopol. Man könnte heulen.
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  • N. P.
    Wow, das ist schon etwas Geschichtsrevisionismus.
    Mariupol hat mit der Bombardierung Würzburgs wenig zu tun, weil die Ursachen ganz andere sind.
    Man muss der Opfer der Würzburger Bombardierung gedenken, ohne Frage, aber das in einem Atemzug mit Mariupol zu nennen, die in einem Angriffskrieg ohne vorherige Aggression angegriffen wird, das kann man so nicht stehen lassen.
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  • U. J.
    Vielleicht sollte man Geschichte lesen und verstehen.
    In Würzburg gab es keine Industrie, auch keinen anderen miltärische Ziele. Es wurde komplett (über 90%) durch Flächenbombartierung zerstört. In der Stadt wohnten nur Zivilisten.
    Warum kann man das nicht vergleichen? Unrecht gegen Zivilbevölkerungen ist durch nichts zu rechtfertigen.
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  • D. P.
    Der strategische Nutzen der völkerrechtswidrigen Flächenbombardements lag darin, militärische Kapazitäten der Deutschen von den Fronten in die Städte zu ziehen. 1-2 Millionen Soldaten und Hilfskräfte mussten zur Verteidigung verlegt werden, was den Alliierten einen schnelleren Vormarsch ermöglichte. Russland nutzt die gleiche Strategie in der Ukraine. Natürlich kann man das mit Würzburg (und anderen Städten) vergleichen und entsprechend verurteilen.
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  • F. R.
    "Augustinerstraße mit dem Ämterhochhaus. Dieses hatte den 16. März überstanden" und wird/wurde abgerissen und durch einen hässlichen Klotz eines Architekten, der weder zeichnen noch entwerfen kann, ersetzt. Das war ein Hochhaus im Stil der 1920er Jahre, wie man es auf Bildern aus der Frühzeit der Hochhäuser in New York sieht - im Treppenhaus mit Jugendstil-Fenstern. Es wurde vmtl. aufgrund heutiger Paragraphenreiter & Erbsenzähler wg. irgendwelcher "Mängel" abgerissen, in einem neuen Kulturvandalismus. Man könnte heulen.
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