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Schweinfurt
Dauerhaft überlastet: Warum das Bauamt in Schweinfurt viel mehr Personal braucht
In Schweinfurt ist die Infrastruktur wie in vielen anderen Städten marode. Das Bauamt hat viel zu tun, aber zu wenige Leute. Welchen Ausweg es gibt.
In der Schweinfurter Stadtverwaltung arbeiten derzeit gut 1100 Menschen im Rathaus sowie den Außenstellen. In der Bauverwaltung herrscht Personalmangel. Ein Gutachten empfahl die Schaffung von dreieinhalb neuen Stellen.
Foto: Martina Müller | In der Schweinfurter Stadtverwaltung arbeiten derzeit gut 1100 Menschen im Rathaus sowie den Außenstellen. In der Bauverwaltung herrscht Personalmangel. Ein Gutachten empfahl die Schaffung von dreieinhalb neuen Stellen.
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:18 Uhr

Rund 1100 Mitarbeitende hat die Stadtverwaltung Schweinfurt im Rathaus am Marktplatz und den Außenstellen inklusive Servicebetrieb am Sennfelder Bahnhof. Doch auch in Schweinfurt fehlen Fachkräfte, insbesondere in der Bauverwaltung. Ein großes Problem: zu viele Aufgaben, zu wenig Personal. Vor allem im Hinblick auf die Konversion, die Sanierung des Theaters oder die Daueraufgabe, die teils marode Infrastruktur zu erneuern.

Es ist gerade mal zwei Jahre her, als sich bei den Haushaltsberatungen im November 2021 Bemerkenswertes ereignete: Sowohl Finanzreferentin Anna Barbara Keck als auch Baureferent Ralf Brettin erklärten damals dem Stadtrat gegenüber offen, dass ihre Abteilungen die vielen Projekte nicht leisten können und es dringend mehr Personal brauche.

Daraufhin wurden verschiedene Gutachten in Auftrag gegeben, mit denen geklärt werden sollte, an welchen Stellen es mehr Personal braucht. Im Stadtrat wurde nun eines vorgestellt, das sich mit dem Stadtentwicklungs- und Hochbauamt beschäftigt. Das Ergebnis: Es sollten dreieinhalb weitere Stellen geschaffen werden. Mehrkosten für den städtischen Haushalt: Rund 350.000 Euro pro Jahr.

Sanierung des Schweinfurter Theaters wird zu einer großen Herausforderung

Baureferent Ralf Brettin erläuterte das Gutachten und die Konsequenzen. Entschieden wird darüber in den Haushaltsberatungen, die am 13. November beginnen. Ob die empfohlenen neuen Stellen auch besetzt werden können, steht angesichts des Fachkräftemangels gerade bei höher qualifizierten Positionen auf einem anderen Blatt.

Brettin unterstützte die Erkenntnisse des Gutachters, betonte aber auch, die Empfehlungen führten im Grunde nur dazu, "dass personell das abgebildet wird, was wir leisten müssen." Weitergehende, eigenständige Planung von Projekten ohne Hilfe externer Büros sei aus seiner Sicht nach wie vor nicht möglich.

Er schilderte auch die Probleme, mit denen die Bauverwaltung zu kämpfen hat. Derzeit wird das Theater saniert, mit über 50 Millionen Euro eines der größten Bauprojekte der Stadt in den vergangenen Jahren. Die seit Jahren mit der Materie vertraute Sachbearbeiterin der Bauverwaltung fehle krankheitsbedingt länger, Ersatz werde händeringend gesucht, so Brettin. Bis jemand gefunden sei, übernehmen der Baureferent und Stadtbaumeister Markus Sauer. "Es ist", betonte Brettin, "eine Herausforderung für uns alle."

Baureferent Ralf Brettin (im Bild in der Ledward Kaserne) hält die Ergebnisse des Organisationsgutachtens für seine Abteilung für richtig. Benötigt werden mindestens dreieinhalb neue Stellen.
Foto: Oliver Schikora | Baureferent Ralf Brettin (im Bild in der Ledward Kaserne) hält die Ergebnisse des Organisationsgutachtens für seine Abteilung für richtig. Benötigt werden mindestens dreieinhalb neue Stellen.

Erschwerend kommt eine interne Entscheidung der Verwaltung hinzu: Die räumliche Ausgliederung der Bauverwaltung aus dem Rathaus in das Gebäude 209 in der Ledward Kaserne. Das geschah, weil es im Rathaus zu wenig Platz gibt, das Kassengebäude nun sukzessive saniert wird. Doch aus mehreren Gesprächen mit Betroffenen ist zu entnehmen, dass der zeitliche Aufwand durch das Pendeln zwischen Kaserne und Rathaus für Besprechungen sehr groß ist und als belastend empfunden wird.

CSU-Fraktion verweist auf Gutachten für die gesamte Stadtverwaltung

Grundsätzlich nahm der Stadtrat die Ergebnisse des Gutachtens erstmal nur zur Kenntnis. Georg Wiederer (FDP), ein steter Mahner die Personalkosten im Blick zu haben, erkannte die Arbeitsbelastung der Bauverwaltung an. Er forderte aber, man solle angesichts der Haushaltslage der Stadt bei jeder neuen Stelle prüfen, ob man dafür an anderer Stelle nicht einsparen könne.

Von Seiten der CSU-Fraktion gab es durchaus auch als Kritik an Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) zu verstehende Einschätzungen. Rüdiger Köhler befand, es sei angesichts der Konversion der früheren militärischen Liegenschaften seit knapp zehn Jahren klar, dass die Bauverwaltung zu wenig Personal habe. Er hätte sich von dem Gutachten mehr erhofft, insbesondere zu den Themen interne Organisation und Zusammenarbeit der Bauverwaltung.

Das unterstützten auch Sorya Lippert und Fraktionsvorsitzender Stefan Funk. Der verwies auf den Kern der CSU-Kritik: "Wir hatten uns ein Gutachten aus einem Guss für die gesamte Verwaltung und alle Abteilungen gewünscht." Das war seinerzeit aber vom OB nicht gewünscht.

 
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Kommentare
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  • Fred Reinshagen
    Die Ursache allen Übels ist die "Gebietsreform".

    Der Speckgürtel blieb, i. Ggs. zu anderen Städten, wie z.B. WÜ, komplett außen vor. Die SWer Vororte schwammen im Geld und bauten Schwimmbäder: Se., Go., Scho., Ditt., während die wichtigste Industriestadt Nordbayerns zur flächenkleinsten kreisfreien Stadt in D wurde! Vergleichbare Städte in West- und Norddeutschland wuchsen durch Eingemeindungen auf bis über 100.000 Einwohner - mit viel mehr Einkommensteuer, Schlüsselzuweisungen und vielen anderen einwohnerbezogenen Zuwendungen und entsprechend mehr Personal.

    Während SW als Großindustriezentrum, mit entsprechend großer Infrastruktur, eher noch mehr Aufgaben hat - als funktionale Großstadt, die sie aber als administrative Kleinstadt nie leisten kann! Kennt man im fernen München diesen hausgemachten Systemfehler? Wurde die Stadt SW deshalb in München vorstellig? OB S. Remele sagte vor längerer Zeit, dass er zur Nachholung der Eingemeindungen eine Initiative starte. Was wurde daraus?
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  • Roland Albert
    Beamte und Verwaltungsangestellte in Deutschland.
    Realität trifft Beständigkeit.
    Realität ist, dass die nicht kapieren, im Sinne des Bürgers arbeiten zu müssen, nicht zu sollen. Jeder dieser Täter sollte mal seinen Anstellungsvertrag lesen.
    99 Prozent dieser Personen ist konsequent abmahnfähig.
    Da der Kopf aber vom Fisch her stinkt, das ist so gewollt. Satire aus…
    Stinkt dann der Fisch vom Kopf her, ist das genauso Satire.
    Oder doch Realität?
    Alles in D ist viel zu behäbig und zu langsam.
    Wie lange das noch gut gehen wird, schaun wir mal.
    Wenn wir übernommen sind, werden wir es wahrscheinlich auch nicht sofort bemerken…
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  • Klaus Krug
    "Gesprächen mit Betroffenen ist zu entnehmen, dass der zeitliche Aufwand durch das Pendeln zwischen Kaserne und Rathaus für Besprechungen sehr groß ist."

    Der Rest der Welt hält solche Besprechungen mittlerweile als Online-Konferenz via Webex, Zoom, MS-Teams oder vergleichbarer Software ab. Von dieser Möglichkeit hat man im Rathaus offenbar noch nichts gehört. Aber was kann man auch von einer Verwaltung erwarten, auf deren Webseite unter "Lebenswerte Stadtentwicklung" noch Planungen aus dem Haushalt 2018 (!) erläutert werden. "Zukunft findet Stadt" - Schweinfurt hat sich da wohl sehr gut versteckt.
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