Minus 1,2 Millionen Euro. Auf den ersten Blick ist die Bilanz des Leopoldina-Krankenhauses für das Jahr 2021 erschreckend, die Geschäftsführer Jürgen Winter im Hauptausschuss der Stadt präsentierte. Doch die größte städtische Tochtergesellschaft mit insgesamt 2300 Mitarbeitenden hat allen Grund, positiv in die Zukunft zu blicken. Auch wenn die Herausforderungen weiterhin groß sind.
Das Leopoldina hat drei große Firmen, die einen Konzern bilden: Das Krankenhaus selbst, das Medizinische Versorgungszentrum sowie die Leo Service GmbH. Zusammen machte man 2021 rund 190 Millionen Euro Umsatz und als Konzern das beschriebene Defizit. Gleichwohl wies Jürgen Winter darauf hin, dass man das Ergebnis differenziert betrachten müsse: Hauptgrund für das Minus sei eine außerplanmäßige Korrektur bei den Rückstellungen für Urlaubs- und freie Tage in Höhe von 1,5 Millionen Euro. Wenn man das herausrechnet, "war es quasi eine schwarze Null", so Winter.
Und das ist angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen mit im Vergleich zu früher stark gesunkenen Belegungszahlen und einem hauptsächlich durch die Corona-Pandemie geprägten Jahr 2021 ein beachtlich gutes Ergebnis. 2017 hatte das Leopoldina noch 32.650 Patientinnen und Patienten, die stationär behandelt wurden. In 2021 waren es 27.306, in etwa das Ergebnis von 2020.
Immer mehr Kranke werden ambulant anstatt stationär behandelt
Der Freistaat Bayern und auch der Bund gaben Zuschüsse, weswegen die gesunkenen Patientenzahlen nicht bilanziell ins Gewicht fielen. Dennoch verweist Winter auf einen Trend, den auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) im Rahmen der von ihm vorgestellten Neuausrichtung der Gesundheitspolitik für die deutschen Krankenhäuser beschrieb: stark steigende Ambulantisierung. Das heißt, viele Behandlungen, die man in der Vergangenheit noch verbunden mit einem mehrtägigen Krankenhausaufenthalt stationär durchführte, werden heutzutage ambulant gemacht, so dass der Patient nur zur Behandlung kommt und schnell wieder nach Hause kann.
Der erwartbar größte Kostenpunkt im Krankenhaus ist das Personal mit knapp 126 Millionen Euro, 6,27 Millionen Euro mehr als 2020. Es wurden mehr Pflegekräfte eingestellt, außerdem stiegen die Tarifgehälter. Winter sprach vor allem im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie ein großes Lob an seine Mitarbeitenden in allen Bereichen aus: "Wir waren am meisten betroffen als größtes Krankenhaus in der Region und haben es sehr gut gemeistert dank der Leistungsbereitschaft der Mitarbeitenden." Qualifiziertes Personal zu finden und an das Haus zu binden, sei dennoch nach wie vor die "größte Herausforderung für die Zukunft", so Winter.
2022 mehrere Millionen Euro Mehrkosten wegen steigender Energiepreise
Ein weiteres Thema ist die Explosion der Energiepreise. Dabei ist Jürgen Winter jetzt aber beruhigter als im Sommer, zumal die angekündigten staatlichen Hilfen ihre Wirkung zeigen. Zu befürchten war, dass die Kosten für die Beschaffung von Gas als Brennstoff für das Blockheizkraftwerk, mit dem Wärme sowie 85 Prozent des benötigten Stroms erzeugt werden, auf bis zu neun Millionen Euro pro Jahr steigen könnten. Nun geht man von vier bis fünf Millionen Euro Kosten aus anstatt 1,2 Millionen vor der Energiekrise. Winter berichtete, das Krankenhaus habe Gaspreise im Einkauf gehabt, die zwischen derzeit 44 Euro pro Megawattstunden und 313 schwankten.
Fragen aus dem Gremium gab es zu den Themen Intensivstation und Medikamentenversorgung. Dass in der Intensivstation immer wieder Betten abgemeldet werden müssten, liege daran, dass es eine Mindestzahl von Pflegekräften pro Patient gebe. Bei Krankheitsfällen in der Belegschaft könne man nicht anders handeln, so Winter, der versicherte, "dass wir immer in der Lage sind, die Erstversorgung zu leisten." Auch die Versorgung des Krankenhauses durch Medikamente sei gewährleistet, aber wie in ganz Deutschland "ist es auch für uns deutlich schwieriger geworden wegen der Lieferengpässe namhafter Hersteller."