Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass die Corona-Pandemie die Geschäftsleute in der Schweinfurter Innenstadt deutlich stärker getroffen hat als in anderen Städten Deutschlands. Der Grund: Die über Monate sehr hohen Infektionszahlen, weswegen die vollständige Öffnung der Geschäfte erst deutlich später möglich war als anderswo.
Erst seit Donnerstag ist klar, dass durch die unter 50 gesunkene Inzidenz und die Maßnahmen der Stadt es ab dem Wochenende weitere Lockerungen gibt. Schon Ende März hatte FDP-Stadtrat Georg Wiederer einen Dringlichkeitsantrag gestellt und dabei gefordert, für die Wiederbelebung der Innenstadt möglichst schnell ein Modell zu entwickeln, wie man Einkaufen mit Testverfahren und Tagesausweisen ermöglichen könnte.
Über die Beantwortung seiner Anfrage erst bei der Hauptausschusssitzung am 22. Juni war Wiederer einigermaßen verwundert, zumal die Erläuterungen von Citymanager Thomas Herrmann, was in den vergangenen Monaten von Seiten der Stadt getan wurde, nicht konkret auf seine Anfrage eingingen. Schlussendlich aber überholte sozusagen das tägliche Handeln die FDP-Anfrage, denn seit Wochen gibt es auch auf dem Marktplatz eine Teststation des Roten Kreuzes, um es den Bürgern möglichst einfach zu machen.
Stadträte fordern Sondersitzung zum Thema Innenstadt-Belebung
Die Ausführungen Herrmanns lösten auch die Forderung aus, noch zielgerichteter das Thema Innenstadt anzugehen. "Das Problem Innenstadt ist in Schweinfurt nicht besonders gut gelöst, in anderen Städten gibt es da wesentlich bessere Ergebnisse", fand Georg Wiederer. SPD-Stadtrat Peter Hofmann verwies auch auf von den Sozialdemokraten gestellte Anträge, die ebenfalls seit Monaten nicht von der Verwaltung beantwortet worden seien: "Es nützt nichts, für die Stadt zu werben, wenn sich nichts geändert hat nach der Pandemie", so Hofmann.
Aus seiner Sicht sei zum einen eine Sondersitzung des Stadtrates zur Innenstadt von Nöten. Diesen Schwerpunkt zu setzen, sicherte Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) für nach der Sommerpause zu. Hofmann forderte auch die Verwaltung auf, noch mehr über den Tellerrand zu schauen, um die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt zu erhöhen. Beispiele könnten Flohmärkte an Samstagen in der Stadt sein, aber auch ein Riesenrad auf dem Marktplatz als Attraktion.
Thomas Herrmanns Ausführungen zeigten, dass das Citymanagement sehr aktiv ist, sich um verschiedene Förderprogramme bemüht und auch gemeinsam mit der Werbegemeinschaft "Schweinfurt erleben" eine groß angelegte Werbekampagne in Print, Radio und Internet durchführt, um Besucher wieder für Schweinfurt zu interessieren.
Die Corona-Pandemie hat bestimmte Entwicklungen im Handel verstärkt
Der Citymanager machte aber auch deutlich, dass die Sorgen um die weitere Entwicklung berechtigt sind: "Ein Weiter so geht nicht, so wie früher ist definitiv vorbei", betonte Herrmann. Man beobachte, dass die Corona-Pandemie bestimmte Entwicklungen im Handel, zum Beispiel das Thema Online-Einkaufen, verstärkt habe und sich das Einkaufsverhalten weiter ändere.
Die Situation in der Innenstadt in 1a- und 1b-Lagen in Sachen Leerstand sei "weiter sehr ernst", deutlich zu spüren bekomme man das wohl aber erst 2022, was auch Kollegen in anderen Städten so sähen. Herrmann berichtete von zahlreichen Gesprächen mit Schweinfurter Händlern während der Pandemie, die "erschütternd" gewesen seien. Es sei ihm und seinem Team sehr bewusst, wie sehr die Händler kämpfen müssen, um ihr Geschäft nicht durch die coronabedingten Umsatzeinbußen zu verlieren. Er glaube, die Chance für die Innenstadt sei die Konzentration auf gut geführte Fachgeschäfte mit hoher Beratungskompetenz, so Herrmann.
Am Rande zur Sprache kam auch das Thema Bewerbung als Modellstadt für Öffnungen des Handels während der Pandemie. Schweinfurt hatte sich dafür im April beworben wie andere Städte auch. Ordnungsreferent Jan von Lackum erklärte, "das Projekt ist offenbar von der Staatskanzlei stillschweigend einkassiert worden." Die Stadt habe jedenfalls bis heute keine neuen Informationen.
Allerdings habe man neben dem Aufbau des Teststationen-Netzes auch für die in Schweinfurt entwickelte regy.me-App geworben, die neben dem Speichern von Testergebnissen auch Ticketing ermöglicht. "Es ist eine lokale Lösung mit Mehrwert für Handel und Gastronomie", so von Lackum.
Die Kunden sehen nicht ein das sie wegen 10 Minuten eine halbe Stunde bezahlen.
Da meidet man die Innenstadt lieber und fährt gleich in den Hafen oder Sennfeld