Im Prinzip klingt alles ähnlich wie bei der Luca-App, doch Unterschiede gibt es, sagen die Entwickler von regy.me. Und das beginnt nicht nur damit, dass die App der netlands edv Consulting GmbH im Mai 2020 auf den Markt kam, Luca erst viel später. Und erst noch später, im Frühjahr 2021, wurde sie – nicht zuletzt durch die Promotion von Fanta-4-Sänger Smudo richtig bekannt. Die App landete inzwischen auf Platz 1 der iOS-App-Charts, immer mehr Bundesländer setzen auf sie zur Kontaktrückverfolgung.
regy.me dagegen ist ein lokales Produkt zur Kontaktnachverfolgung, sagt Chris Payr, Mitinhaber von netlands. Und genau darin sieht er auch seine Stärken. So könne es jederzeit angepasst werden, zum Beispiel auf eine Infrastruktur für eine Modellstadt Schweinfurt. Wie die Stadt auf Nachfrage erklärte, werde man sich für die lokale App entscheiden, falls der Zuschlag auf Schweinfurt fällt. Um zwei Wochen wurde die Entscheidung am 7. April vom Freistaat vertagt. Dann wird es wieder spannend.
Was kann die App made in Schweinfurt?
Wie die Luca-App, macht auch die Entwicklung aus Schweinfurt eine schnelle und problemlose Registrierung möglich. Per QR-Code können Nutzer etwa in Restaurants, in Geschäften, in Kultureinrichtungen oder an Veranstaltungsorten anonym ihre Kontaktdaten hinterlassen. Keine Papierlisten, keine erfundenen Namen. Apps wie regy.me machen das Leben nicht nur für Geschäftsinhaber oder Veranstalter leichter, sondern vor allem auch für Nutzer und Kunden. 2020 haben laut Payr ein paar hundert Unternehmen auf regy.me gesetzt – darunter auch Schweinfurter Gastrobetriebe wie der Stadtstrand oder der Weingarten an der Peterstirn. Aber auch in Südbayern und sogar in Wien gab es Kunden. Inzwischen liegt die Zahl der Downloads bei 5000, schätzt Payr.
Erweiterung geplant: Was soll die App bald noch können?
Aktuell arbeiten die Entwickler an einer Erweiterung. regy.me-Ticketing soll das bisherige Angebot um ein Ticketbuchungssystem ergänzen, wie Mitinhaber Payr erklärt. Damit können Tickets und Termine digital vergeben werden, maximale Besucherzahlen überwacht und sogar Besucherampeln in Echtzeit abgebildet werden. Das sei nicht nur für Veranstaltungen interessant, sondern auch für Schwimmbäder, Zoos, Messen und schließlich Konzerte. Ein Beispiel: Ein Schweinfurter will ein Konzert auf der Freilichtbühne besuchen, zum Beispiel für den Kultursommer 2021. Über die App kann er das Ticket kaufen. Mit dem digitalen Ticket verschickt die App den Hinweis, dass beim Besuch ein negativer Test vorgelegt werden muss. Den macht der Schweinfurter auch rechtzeitig und geht mit dem Ticket zum Testcenter. Das Ergebnis wird dann sozusagen mit dem Ticket verbunden. Ähnlich könnte es auch mit einem Tagesticket für den freien Einkauf in der Stadt laufen, wie es im Modellprojekt Tübingen aktuell praktiziert wird. Möglich wäre auch, über die App Bewegungsprofile zu erstellen, allerdings nur, wenn der Nutzer dem zustimme.
Wie funktioniert regy.me?
regy.me kann über die mobile Website oder über die App verwendet werden. In der App erstellt sich jeder Nutzer eine digitale Visitenkarte. Vor- und Nachnamen, Adressdaten und entweder E-Mail Adresse oder Handynummer. Die Kontaktadresse muss einmalig verifiziert werden. Dann sind die Daten hinterlegt. Wer die App nicht nutzen möchte, kann auch über die Webversion gehen. Der Nachteil: Die Daten müssen jedes Mal manuell eingegeben werden. Herunterladen kann man die App im iOS-Appstore und für Android im Google Play Store, aber auch in der Huawei App Gallery. Ein Update ist für die nächste Zeit geplant.
Wo kann ich mich mit regy.me registrieren?
Bei allen Einrichtungen, Händlern, Gastronomen, die das System nutzen. Der Gast scannt den QR-Code der jeweiligen Location und gibt damit seine persönlichen Kontaktdaten an. Letztes Jahr sei man vor allem diesen Weg gegangen, erklärt Payr. Aktuell dürfte der zweite Weg interessanter werden, wenn zum Beispiel die Gastronomie nur für Gäste mit negativem Test öffnen kann. Dann scannt der Gastgeber den QR-Code des Gastes – und erhält somit die Bestätigung, dass ein negativer Test vorliegt und auch die verschlüsselten Daten.
Wo werden die Daten gespeichert?
regy.me setzt auf ein dezentrales System, bei dem die Daten jeweils nur lokal gespeichert werden, sagt Payr. Damit fahre man bewusst einen anderen Ansatz als andere bekannte Apps zur Kontaktnachverfolgung. Wie das funktioniert, erklärt der Geschäftsführer mit dem "Visitenkartenprinzip". Mit der App legt man sozusagen seine Visitenkarte auf den Tisch, allerdings wie in einem Umschlag mit dem Namen oben drauf geschrieben. Nur der ist dem Gastronomen bekannt, alle anderen Daten liegen sozusagen in dem Umschlag. Diese verschlüsselten Daten werden auf einem deutschen Server gespeichert, der dem jeweiligen Gastronomen zugeordnet ist, so Payr. 30 Tage liegen sie dort, dann werden sie gelöscht. Im Falle eines Falles, wenn das Gesundheitsamt anfragt, weil ein später positiv Getesteter angegeben hatte, dass er in diesem Restaurant gewesen ist, könne der Gastronom die Daten für den abgefragten Zeitraum sicher an das Gesundheitsamt weiterleiten. 2020, sagt Payr, wurde das seines Wissen nach nie gebraucht.
Worin liegt der Unterschied zur Luca-App?
Die Luca-App, so Payr, sei derzeit noch eine reine Kontaktnachverfolgungsapp, die allerdings auch Bewegungsprofile aufzeichne. Anders als bei regy.me seien die Daten zentral gespeichert. In den Augen des Schweinfurter Unternehmers ein Risikofaktor. Denn auch wenn die Daten verschlüsselt gespeichert seien, könnten Hacker bei einem zentralen System schneller mehr Schaden anrichten. Dass nun so viele Bundesländer auf die Luca-App setzen und viel Geld für Lizenzen ausgeben, sieht Payr kritisch. Denn, so sein Argument: Die App gehört – anders als die Corona-App – nicht dem Staat, wird aber von ihm gepusht und finanziell stark unterstützt. Er hätte sich gewünscht, dass man mehr auf die Vielfalt setze, den gesunden Wettbewerb. Denn Anbieter gebe es einige.
Warum überhaut eine eigene App?
Gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Andi Böckler und dem 15-köpfigen Team hat Payr schon im ersten Lockdown 2020 freie Kapazitäten genutzt, um regy.me zu entwickeln. Nicht zuletzt waren Freunde in der Gastronomie, die genau das Problem der Gästeregistrierung hatten, der Auslöser. Für sie und andere, die die Grundversion nutzen, bleibt die App kostenlos. Die erweiterte Option Ticketing soll über Lizenzgebühren laufen. Dennoch: So richtig Geld verdienen werde netlands mit der App nicht. Das sei auch nicht das Ziel gewesen, sagt Payr. Für ihn sei regy.me inzwischen "ein bisschen ein Herzensprojekt" geworden. "Nicht das, womit wir unseren Lebensunterhalt verdienen." Übrigens: Als das Schweinfurter Unternehmen im Mai 2020 beim Bundesministerium für Digitales seine App vorstellte, hieß es noch: kein Bedarf. Ein bisschen enttäuscht sei man schon gewesen, sagt Payr. "Aber manche Themen haben ihre Zeit." Und möglicherweise sei man zu früh dran gewesen.