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Schweinfurt
Coronakrise in Schweinfurt: Was macht die Stadt, um die Zahlen zu senken?
Monatelang hatte Schweinfurt mit die höchsten Corona-Zahlen in Deutschland. Ordnungsreferent Jan von Lackum erklärt, welche Erkenntnisse die Stadt hat und wie man nun vorgeht.
In Schweinfurt sinkt die Corona-Inzidenz, liegt den zweiten Tag in Folge unter 50. Wenn das anhält, könnte es Ende der Woche Lockerungen geben.
Foto: Nicolas Bettinger | In Schweinfurt sinkt die Corona-Inzidenz, liegt den zweiten Tag in Folge unter 50. Wenn das anhält, könnte es Ende der Woche Lockerungen geben.
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 08.02.2024 19:14 Uhr

Es gibt gleich zwei gute Nachrichten für Schweinfurt: Die 7-Tage-Inzidenz in der Stadt sinkt weiter, war am Montag mit 41,2 laut dem RKI zwar immer noch die zweithöchste in Deutschland, aber den zweiten Tag in Folge unter 50. Wenn man weiter unter 50 bleibt, gibt es ab Samstag neue Lockerungen.

Die andere, wichtigere gute Nachricht ist, dass die Stadt offenbar seit kurzem deutlich besser vom Gesundheitsamt darüber informiert wird, wo mögliche Hotspots an Infektionen sein könnten. Und sie hat einen Plan entwickelt, was man unternehmen kann, um Quarantäne-Anordnungen zu kontrollieren und die Betroffenen besser zu unterstützen.

Bisher hatte das Gesundheitsamt auf die Frage, wo sich die Menschen in Schweinfurt mit dem Coronavirus infiziert haben, meist von einer "diffusen" Infektionslage gesprochen und keine konkreten größeren Hotspots genannt, auch nicht in den Industrie- oder Handwerksbetrieben. Die meisten Infektionen passieren nach Erkenntnis des Gesundheitsamtes im privaten Bereich.

Und da gibt es eine Besonderheit in Schweinfurt, auf die die Stadt nun reagiert. Gerade in der eng bebauten Innenstadt fielen auf den vom Gesundheitsamt der Stadtverwaltung zur Verfügung gestellten Karten immer wieder Mehrfamilienhäuser auf, in denen es mehrere Infektionen gab. Aus Sicht von Ordnungsreferent Jan von Lackum, der als Vertreter der Stadt im gemeinsamen Krisenstab mit dem Landkreis sitzt, konnte man Cluster gerade bei solchen Familien erkennen, in denen mehrere Generationen – meist Kinder, Eltern und Großeltern – in einer relativ kleinen Wohnung zusammen wohnen. Wenn dort eine Corona-Infektion passiert, ist es sehr schwer zu verhindern, dass sich weitere Personen anstecken.

Ein solches Cluster betraf in der vergangenen Woche drei Familien mit Migrationshintergrund, was die Stadt auch offen kommunizierte und dafür kritisiert wurde. Jan von Lackum hält das Vorgehen nach wie vor für richtig. Man habe sich lange überlegt, wie man kommuniziere und es für wichtig gehalten, zu erklären, warum der Integrationsbeauftragte Matthias Kreß und dessen Stabsstelle "gerne daheim" nun mit im Boot seien.

Der Ordnungsreferent betont, es gehe in keiner Weise darum, bestimmte Bevölkerungsgruppen an den Pranger zu stellen. Gleichwohl sei es aber so, dass die Stadt im Verhältnis zu ihrer Einwohnerzahl Großstadtwerte aufweist, wenn es um Mitbürger mit ausländischen Pässen und Mitbürgern mit Migrationshintergrund geht. Insgesamt 45 Prozent der Schweinfurter Bevölkerung von rund 54 000 Einwohnern haben einen Migrationshintergrund.

Nun geht die Stadt ganz neue Wege, die sich mit den zuletzt betroffenen Familien schon ausgezahlt haben. Ein Mitarbeiter des Ordnungsamtes und drei weitere Mitarbeiter von "gerne daheim", darunter ein Sprachmittler, besuchen die Familien jeden Tag und fragen, wie es ihnen geht, ob sie Lebensmittel oder Medikamente brauchen: "Im Vordergrund steht die Information über das Virus, Hilfe und Unterstützung der Familien durch die Stadt", betont von Lackum. Die Betroffenen seien sehr froh über die angebotene Hilfe.

Coronakrise in Schweinfurt: Was macht die Stadt, um die Zahlen zu senken?

Über die Gründe, warum es in den vergangenen Monaten so massive Kritik an der Kontaktpersonenverfolgung durch das Gesundheitsamt gegeben hat, will Jan von Lackum nicht spekulieren. Im Krisenstab habe man engen Kontakt mit Gesundheits- und Landratsamt und arbeite gut zusammen. Man habe aber auch vereinbart, dass die Definition eines so genannten "Clusters" gesenkt werde: Die Stadt bekommt nun schneller Infos vom Gesundheitsamt, wenn dieses feststellt, dass in einer Wohnung oder einem Haus mindestens fünf Coronainfektionen vorliegen. So kann man nämlich nicht nur in dicht besiedelten Wohnvierteln sehen, ob es einen Infektionsherd gibt, sondern auch in den Stadtvierteln, in denen viele von Familien bewohnte Einfamilienhäuser stehen.

Sonderimpfangebot richtet sich ausschließlich an Personen über 60

Neben der konkreten Einbindung von Ordnungsamt und "gerne daheim" hat die Stadt darüber hinaus eine gezielte Impfkampagne nur in der Innenstadt gestartet. Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) hatte eine Sonderzuweisung an Impfstoff beantragt, die vom Gesundheitsministerium gewährt wurde. Die Stadt bekommt 2000 Dosen Astrazeneca-Impfstoff, mit dem 1000 besonders gefährdete Menschen im klar umgrenzten Bereich der Innenstadt mit ihrer Erst- und Zweitdosis durch mobile Impfteams versorgt werden können.

Coronakrise in Schweinfurt: Was macht die Stadt, um die Zahlen zu senken?

Nun sollen zunächst am Samstag, 26. Juni, zwischen 11 und 19 Uhr alle impfwilligen Bewohner der erweiterten Innenstadt über 60 Jahre auf dem Schulhof der Friedenschule in der Ludwigstraße eine Impfung erhalten können.

Personen, die nicht innerhalb dieses Bereichs wohnen, könnten an dem Tag kein Impfangebot aus der Sonderaktion erhalten, erklärte die Stadt kürzlich in einer Mitteilung. Jedoch werde ab Sonntag, 27. Juni, zwischen 8.30 und 16 Uhr, dann allen Bewohnern der Stadt über 60 Jahre angeboten, sich über das "Impf & Drive" auf dem Volksfestplatz mit dem Impfstoff von Astrazeneca impfen zu lassen. Eine vorherige Registrierung über das Portal Impfzentren Bayern sei nicht erforderlich, verkürze jedoch Wartezeiten. Die Registrierung ist über www.impfzentren.bayern oder die Hotline des Impfzentrums (Tel.: 0800 – 877 28 34) möglich.

Alkoholverbotszone erweitert

Die Stadt hat am Montag ihre Allgemeinverfügung bis 28. Juni verlängert und damit auch die Maskenpflicht in der Keßlergasse. Das Alkoholverbot wurde erweitert und gilt am Mainufer nun auch zwischen dem Jugendgästehaus und dem Bahnhaltepunkt Schweinfurt Stadt.

 
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