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Schweinfurt
Streit um Schweinfurts Gesundheitsamt: Christoffel bekräftigt Vorwürfe
Die Corona-Infektionszahlen in Schweinfurt sinken nicht wie in ganz Deutschland. Warum die Werbegemeinschaft nun sogar das Gesundheitsamt verklagen will und wer das kritisiert.
Das Gesundheitsamt in Schweinfurt ist wegen der hohen Corona-Inzidenz weiter stark in der Kritik. Insbesondere durch die CSU und die Werbegemeinschaft 'Schweinfurt erleben'.
Foto: Martina Müller | Das Gesundheitsamt in Schweinfurt ist wegen der hohen Corona-Inzidenz weiter stark in der Kritik. Insbesondere durch die CSU und die Werbegemeinschaft "Schweinfurt erleben".
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:41 Uhr

Das Robert-Koch-Institut hatte am Freitag wieder schlechte Nachrichten für die Schweinfurter: Die 7-Tage-Inzidenz für die Stadt betrug 74,9, sie war mit Abstand die höchste in ganz Deutschland. Für die Bundesrepublik liegt mittlerweile der Inzidenz-Durchschnitt bei 18,6, für Bayern bei 22,1. Während die Schweinfurter Corona-Infektionszahlen weiter hoch sind, liegen die Nerven der Einzelhändler blank.

In einem offenen Brief (wir berichteten) kritisierte der Vorsitzender der Werbegemeinschaft "Schweinfurt erleben" das Gesundheitsamt für seine Arbeit und drohte eine Anzeige an, falls die Stadt wieder in Inzidenzbereiche komme, bei denen Geschäftsschließungen drohten. Diese gäbe es dann, wenn drei Tage in Folge die Inzidenz über 100 läge. Christoffel berichtete am Freitag, er habe für sein Vorgehen durchweg positive Resonanz geerntet, über 30 Mails, über 40 WhatsApp-Nachrichten, "kein einziger negativer Kommentar. Im Gegenteil: Viele haben gesagt, endlich hat mal jemand etwas gesagt", erklärte Christoffel auf Nachfrage. 

Landrat Florian Töpper (SPD) bezeichnete gegenüber dieser Redaktion die von Christoffel erhobenen Anschuldigungen als "reine Mutmaßungen ohne faktische Grundlage". Es offenbare sich "ein politischer Stil, den ich nicht zu pflegen gedenke." Landrat- und Gesundheitsamt machten nach bestem Gewissen und mit viel Einsatz ihre Arbeit, damit es gelingen könne, das Infektionsgeschehen einzudämmen.

Bei der Berechnung der Inzidenz dürfe man die Größe Schweinfurts mit nur knapp 54 000 Einwohnern nicht vergessen, wodurch sich mehrere positive Fälle stärker in der Inzidenz niederschlagen als eine vergleichbare Anzahl an Fällen zum Beispiel im deutlich größeren Landkreis Schweinfurt, wo die Inzidenz am Freitag bei 17,3 lag.

"Das ist ein politischer Stil, den ich nicht zu pflegen gedenke."
Landrat Florian Töpper zu der harschen Kritik der Schweinfurter Werbegemeinschaft an der Arbeit des Gesundheitsamtes.

In einem Interview Mitte Mai mit dieser Redaktion hatte der Landrat sich bereits gegen die damals schon von Seiten der Stadt- und Landkreis-CSU erhobenen Vorwürfe gegenüber dem Gesundheitsamt gewehrt: "Was meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und auch mich getroffen hat, war die Pauschalität des Vertrauensentzuges." Der Landrat betonte, die Mitarbeiter leisteten in der Pandemie "Hervorragendes" und gab dem Gesundheitsamt auf eine entsprechende Frage dieser Redaktion hin für sein bisheriges Corona-Management die Note zwei plus.

Die Schweinfurter Innenstadt füllt sich nach langen Monaten der durch den Corona-Lockdown bedingten Geschäftsschließungen. Die Händler befürchten, dass sie bald wieder schließen müssen, sollte die Inzidenz wieder nach oben gehen.
Foto: Josef Lamber | Die Schweinfurter Innenstadt füllt sich nach langen Monaten der durch den Corona-Lockdown bedingten Geschäftsschließungen.

Die Schulnote, die Werner Christoffel dem Gesundheitsamt geben würde, ist unbekannt, mutmaßlich ist sie nicht so gut wie die des Landrats. Der Vertrauensentzug, den Töpper beklagte, hat sich allerdings nicht geändert, er ist im Gegenteil noch einmal deutlich stärker geworden. Der "Schweinfurt erleben"-Vorsitzende betonte, man habe "Dutzende Beispiele von Fällen gesammelt, bei denen die Kontaktpersonenverfolgung durch das Gesundheitsamt nicht funktioniert hat."

"Wir haben Dutzende Beispiele von Fällen gesammelt, bei denen die Kontaktpersonenverfolgung durch das Gesundheitsamt nicht funktioniert hat."
Werner Christoffel, Vorsitzender von "Schweinfurt erleben".

Es seien keine "Mutmaßungen, sondern Tatsachen. Wir können so nicht weitermachen", betont Christoffel. Die Werbegemeinschaft sammele gerade die Fälle und bereite sie auf, ein Anwalt prüfe im Hintergrund die Klage, die dann eingereicht werde, wenn die Inzidenz wieder so hoch sei, dass die Schweinfurter Geschäfte schließen müssten.

Christoffel sieht im Gesundheitsamt kein Problem mit der Menge der Mitarbeiter, sondern "es mangelt an Organisation." Warum das Gesundheitsamt ab einer Inzidenz über 100 nicht in der Lage sein solle, die Kontaktpersonen nachzuverfolgen und in Quarantäne zu setzen, könne er nicht nachvollziehen. In anderen Städten vergleichbarer Größe, in denen es auch Industriebetriebe und einen relativ hohen Migrationsanteil gebe, seien die Inzidenzen deutlich niedriger als in Schweinfurt.

Anzeige für den Anbieter Facebook Beitrag über den Consent-Anbieter verweigert

Kritik an Christoffels offenem Brief gab es unter anderem auf Facebook durch den Fraktionsvorsitzenden der SPD im Stadtrat, Ralf Hofmann. Der betont, die Zusammenarbeit mit "Schweinfurt erleben" zum Beispiel beim Stadtfest sei hervorragend. Dennoch hält Hofmann den offenen Brief "für einen Irrweg". "Aufgrund von faktenfreiem Hörensagen eine Pauschalverurteilung einer staatliche Institution vorzunehmen, ist für mich sehr gefährlich und ein Beitrag, das Vertrauen in staatliches Handeln fundamental zu untergraben", schreibt er in seinem Posting, das rege kommentiert wurde.

Auf Nachfrage erklärte Hofmann, er glaube nicht, dass es im Gesundheitsamt ein systemisches Problem gebe und dass die hohen Inzidenzen in Schweinfurt durch mutmaßlich schlechte Arbeit des Gesundheitsamtes zustande gekommen seien. Aus seiner Sicht sei Differenzierung nötig, gerade auch als Stadtrat, der Christoffel für die CSU ist: "Es ist eine Frage des Stils, des Umgangs und des Tons."

 
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  • rasputin32
    Wenn man liest, dass die niedrige Einwohnerzahl oder die Berechnungsformeln schuld sind an der hohen Inzidenz, kann man nur den Kopf schütteln.
    Heute sind von Schweinfurt bei 55.000 Einwohnern 10 neue Fälle gemeldet, von Aschaffenburg mit 70.000 Einwohnern 4. Das ist der Unterschied.
    Statt Ausreden und Schuldige suchen sollte man aktiv werden.
    Der Fisch stinkt bekanntlich vom Kopf.
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  • thomas@blotevogel.de
    Thema Gesundheitsamt: So wie ich die Organisation verstehe, gibt es nur ein Gesundheitsamt, das sowohl für die Stadt als auch den Landkreis zuständig ist. Wenn nun im Gesundheitsamt organisatorische Fehler gemacht worden sein sollten, warum wirken sich diese nur in der Stadt aus und nicht auch im Landkreis, der von der Inzidenz unter 20 liegt?
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  • diefulls
    Wenn das so ist, das das Gesundheitsamt für Stadt und Landkreis zuständig ist, kann es wirklich nicht sein das die schlecht arbeiten. Denn der Landkreis ist bei einer Inzidenz von 10 und Schweinfurt ist schon wieder gestiegen und jetzt bei 86.
    Irgendwo muss da was im argen liegen, nur die Frage wo. Aber es heißt ja immer nur diffuses Infektionsgeschehen. Und was das bedeutet hat sich ja letzte Woche gezeigt, als es hieß das im Altenheim Grafenrheinfeld ein "Hotspot" war, aber es wurde nichts bekannt, erst jetzt im Nachhinein.
    Weiß der Geier wo jetzt ein Hotspot ist, der verschwiegen wird.
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  • thomas@blotevogel.de
    Aus https://www.freistaat.bayern/dokumente/behoerdeordner/7555456214 lese ich heraus, dass die Stadt Schweinfurt kein eigenes Gesundheitsamt hat: "Es gibt in Bayern 71 staatliche Gesundheitsämter (das sind die Landratsämter) und 5 kommunale Gesundheitsämter (das sind die Städte München, Augsburg, Nürnberg, Ingolstadt und Memmingen)." Damit ist das Gesundheitsamt am Landratsamt auch für die Stadt zuständig.
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  • seifertfrank@me.com
    Herr Töpper, bevor Sie sich so hinter ihr Gesundheitsamt stellen, befragen Sie doch einfach die Maße der Genesenen. 90% wird Ihnen bestätigen wie grottenschlecht hier gearbeitet wird.
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  • Reinshagen153@t-online.de
    Auf eigenen Wunsch hin gelöscht
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  • Reinshagen153@t-online.de
    In Ordnung!
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  • dbuettner0815@gmail.com
    Haben sie was gegen die SPD?
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  • Das Landratsamt ist eine Schande. Ein SPD Landrat verantwortet, dass in den Schulen Leihfirmen (Reinigungskräfte) eingesetzt werden und unterminiert eigene Tariverträge. Diese Kritik gegen das Gesundheitsamt ist auch absolut angemessen. Falsche Zahlen sorgen für partielle Berufsverbote.
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