Scheitert die Planung eines drei Hektar großen Einkaufszentrums in Oberndorf, weil die Bürgerinnen und Bürger schon im Vorfeld auf die Barrikaden gehen? Die erste Hürde haben die Initiatorinnen des Bürgerbegehrens gegen das Einkaufszentrum genommen: Sie sammelten innerhalb von gut sieben Wochen schon mehr als die notwendigen rund 3300 Unterschriften, erklärten die Initiatorinnen Kathrin May, Ulrike Schneider und Anette Klotzek. Doch warum werden die Unterschriften noch nicht bei der Stadtverwaltung zur Prüfung eingereicht?
"Es läuft durchweg positiv, vor allem die Gespräche mit den Menschen, wenn wir Unterschriften sammeln", erklärt Anette Klotzek, dass aus ihrer Sicht die Kritik an dem geplanten Einkaufszentrum und der damit einhergehenden Flächenversiegelung eines derzeit als Acker genutzten Geländes von vielen Schweinfurterinnen und Schweinfurtern geteilt wird. Auch und gerade von denen, die nicht im Stadtteil Oberndorf wohnen.
Nur Bürgerinnen und Bürger aus der Stadt Schweinfurt dürfen unterschreiben
Nun geht es dem Team und den vielen Helferinnen und Helfern darum, noch weitere Unterschriften zu sammeln, um beim Einreichen einen Puffer zu haben. Die Prüfung, ob Unterschriften gültig sind, ist streng. Nur Bürgerinnen und Bürger mit Erstwohnsitz in Schweinfurt dürfen unterschreiben und auch später bei einem möglichen Bürgerentscheid abstimmen. Außerdem gibt es immer auch unleserliche Adressen und doppelt abgegebene Signaturen.
Dass gerade die Bergrheinfelder sich gegen die Oberndorfer Pläne aus Sorge um die eigene Lebensmittelversorgung vor Ort stemmen, ist verständlich. Deren Unterschriften auf den Listen sind aber nicht zielführend, denn am Ende dürfen dort eben nur Schweinfurter Bürgerinnen und Bürger abstimmen. "Wir rufen alle zum Endspurt auf und bitten auch darum, dass die Listen, die noch im Umlauf sind, in den nächsten Wochen alle bei der Buchhandlung Collibri abgegeben werden", so Anette Klotzek.
Ulrike Schneider, die mit der Wählergruppe "Zukunft./ödp" am Bürgerbegehren "Natur statt Beton" beteiligt ist, sieht derartige Einkaufszentren grundsätzlich kritisch, vor allem wenn es rundherum genügend Märkte und Versorgung für die Bevölkerung gibt: "Euerbach ist das abschreckende Beispiel", wiederholt Schneider ihre Kritik an der Gestaltung des Ortseingangs der Gemeinde. Eine Kritik, die bereits geäußert wurde und bei Euerbachs Bürgermeisterin Simone Seufert auf wenig Gegenliebe stößt.
In Oberndorf sollen ein Supermarkt, ein Discounter und eine Drogerie kommen
Im September 2022 wurden dem Bauausschuss die Pläne der Auriga Handels- und Gewerbeträger GmbH vorgelegt. Zunächst müssen der Flächennutzungsplan geändert und ein Bebauungsplan aufgestellt werden – dagegen wandten sich damals nur der Grünen-Stadtrat Reginhard von Hirschhausen und Ulrike Schneider. Alle anderen stimmten dafür.
Auriga plant auf der derzeit landwirtschaftlich genutzten Fläche nördlich des Schleifweges ein Einkaufszentrum mit Vollsortimenter, einem Discounter, einem Drogeriemarkt und rund 150 Parkplätzen. 3500 Quadratmeter werden überbaut. Stadtbaumeister Markus Sauer lobte bei der Vorstellung des Projektes die energetischen Aspekte: So soll auf begrünten Flachdächern eine Photovoltaik-Anlage installiert, die Parkplätze mit PV-Anlagen überdacht und E-Ladeplätze eingerichtet werden sowie die Beheizung des Vollsortimenters durch Abwärme der Kälteanlagen erfolgen.
Seither läuft das Verfahren zwar im Hintergrund, die Kritik an den Plänen ist aber deutlich vernehmbar. Sowohl vom Handelsverband und dem Bund Naturschutz als auch von Bergrheinfelds Bürgermeister Ulrich Werner. Der befürchtet, dass die Lidl- und auch die Edeka-Filiale in seinem Ort keine Chance gegen die modernen Märkte nur wenige hundert Meter weg hätten und geschlossen würden. Ein reiner Verdrängungswettbewerb zu Lasten seiner Bürgerinnen und Bürger.
Keine Nahversorgung für die Bewohner von Oberndorf
„Der Blick auf Werbepylonen von Aral, Rewe und Lidl ersetzt zunehmend das ursprüngliche Panorama unserer fränkischen Dörfer – das darf so nicht weiter gehen“, so Schneider, die mahnt: „Wir versiegeln unsere Zukunft – und das wird Gott sei Dank immer mehr Menschen klar.“ Auch in anderen Kommunen wie Üchtelhausen gibt es Widerstand gegen solche Pläne.
Dass das Zentrum nahe der Autobahnabfahrt "Bergrheinfeld/Oberndorf" der A70 der Nahversorgung dient, hält Kathrin May für eine Mär: „Was nützt ein Einkaufszentrum am Rand von Oberndorf mit seinen 157 geplanten Parkplätzen der alten Omi für ihren täglichen Einkauf? Nichts.“ Niemand würde dorthin zu Fuß gehen, sondern immer mit dem Auto fahren.
Die Initiatoren setzen auf eine Art Schneeballsystem: In der Buchhandlung Collibri am Schweinfurter Marktplatz können Listen unterzeichnet, abgeholt und wieder abgegeben werden. In der Innenstadt gibt es immer wieder Sammelaktionen. Infos: www.naturstattbeton-sw.com
Boden ist kostbar, lebensnotwendig. Auf der Internetseite Bodenwelten sind die Beweggründe für eine Unterschrift für Natur statt Beton gut dargestellt.