Der Trend ist nicht neu. Immer häufiger zieren großgebaute Einkaufszentren die Ortseinfahren von Landkreisgemeinden. Jenseits der Ortskerne, nur mit dem Auto erreichbar und alle in einem "monotonen Standardkleid als Teil einer fast schon automatisierten Versiegelung unserer Landschaften". So bezeichnet es zumindest Schweinfurts Stadträtin Ulrike Schneider (Zukunft./ÖDP), die sich um "ihren" Landkreis Sorgen macht.
Schneider: "Verschandelung des Landschaftsbildes"
Denn neu aufgezogene Einkaufzentren führten laut Schneider "zum Schaden der Menschen, zum Schaden der Tiere und zum Schaden der Natur – ohne Not, ohne Vernunft, ohne erkennbaren Nutzen für die Allgemeinheit". Konkret bezieht sich die Stadträtin auf das Gewerbegebiet in Euerbach vor den Toren des Altortes, auf das geplante Einkaufszentrum in Grafenrheinfeld sowie auf das geplante Gewerbegebiet Üchtelhausen. All dies sei eine "Verschandelung eines wunderschönen Landstrichs" und führe zu einer Versiegelung "wunderschöner grüner Wiesen".
Erschwerend komme hinzu, dass die meisten der geplanten Einkaufszentren bestehenden Märkten Konkurrenz machen würden. Dies führe generell zu einem Verdrängungswettbewerb auf Kosten der Allgemeinheit, unterstützt von Gemeinderäten, die "Kirchturmpolitik" betreiben, so Schneider. Sie bedauert, dass es keine Flächenverbrauchsobergrenzen gebe. Vielmehr würden überall Gemeinde- und Stadträte nur an sich denken und hoffen, dass man mal eine Straße oder ein Gewerbegebiet nach ihnen benenne.
Denn Unterfranken sei überdurchschnittlich stark von der Flächenversiegelung betroffen. Eine freiwillige Selbstbeschränkung, was Flächenverbrauch angeht, funktioniere nicht, so Schneider. "Wie man auch in unserer Region unschwer erkennt, man fahre nur mal die Landstraße von Würzburg nach Schweinfurt und stoße auf Kreisverkehre und immer gleiche, monotone Gewerbegebiete, deren Lebensmittel-Discounter nicht nur wertvolle Fläche versiegeln, sondern auch das Landschaftsbild verschandeln, Innenorte veröden lassen und Verdrängungswettbewerb auslösen", so Schneider.
Handelsverband wirbt für regionale Gemeinschaftskonzepte
Schneider will deshalb zeitnah einen Antrag an die Stadt Schweinfurt stellen, damit diese ein regionales Handelskonzept gemeinsam mit den Umlandgemeinden erstellt. Vielleicht, so Schneider, könnten damit weitere "monströse Gewerbegebiete" verhindert werden. Angesprochen auf den Verdrängungswettbewerb, sagte Volker Wedde, Geschäftsführer des Handelsverbandes Unterfranken, dass es in der Vergangenheit eine deutliche Abnahme der Nahversorgungs-Läden gegeben habe. "Im Landkreis Schweinfurt hat sich die Zahl der Einzelhandelsgeschäfte seit 2006 von 190 auf 145 reduziert", so Wedde. Der Trend zeige also klar in Richtung "größere Einheiten", also Einkaufszentren, die oftmals dazu führten, dass sich ortskernnahe kleine Läden für ihre Betreiber nicht mehr lohnten.
"Wir werben deshalb häufig für regionale Konzepte", betonte Wedde. Gemeint ist, dass viele Kommunen gemeinschaftlich die Nahversorgungssituation prüfen, was jedoch bisher nur im Raum Aschaffenburg erfolgreich durchgeführt werde. Damit soll sichergestellt werden, dass ein großes Einkaufszentrum nur dort gebaut wird, wo die Versorgung durch bestehende Geschäfte nicht mehr gewährleistet wird. Dadurch könnten kleinere Läden überleben.