Gut gemeint ist manchmal nicht gut gemacht. Das muss man leider ein wenig als Überschrift der Informationsveranstaltung zum Thema Dorfladen bzw. Bürgerladen im Schweinfurter Stadtteil Oberndorf sehen. Es ist zu befürchten, dass der Abend die Skeptiker bestärkte und das Projekt Dorfladen schon vor dem Aus steht, bevor es überhaupt angefangen hat.
Und das wäre wirklich eine verpasste Chance für den Stadtteil, der sich nicht völlig zu Unrecht seit Jahren ein wenig als Stiefkind der von Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) zu verantwortenden Kommunalpolitik sieht. Eines ist völlig klar in Sachen Dorfladen: Weder vom OB, noch von der Koalition aus CSU und Grünen, der Stadtverwaltung oder der Wirtschaftsförderung dürfen sich die Oberndorfer Hilfe erwarten. Denn die Weichen sind gestellt in Richtung Einkaufszentrum auf der grünen Wiese kurz vor der Autobahn 70.
Dass dieses völlig überdimensioniert ist, nichts mit Nachhaltigkeit und Klimaschutz zu tun, sondern rein dem von europaweit agierenden Lebensmittelkonzernen gesteuerten finanziellen Interesse dient, spielt in diesem Fall sogar nur eine Nebenrolle. Denn jetzt kommt es auf die Oberndorferinnen und Oberndorfer an. Wollen sie Leben in ihrem Stadtteil? Wollen sie Nahversorgung, die diesen Namen verdient? Wollen sie einen Treffpunkt, der gerne genutzt wird? Wenn ja, dann müssen sie jetzt anpacken.
Es wäre besser gewesen, man hätte die Informationsveranstaltung genutzt, um den Bürgerinnen und Bürgern gleich konkrete Ziele zu erklären, eine Immobilie zu präsentieren, ein mögliches Finanzierungskonzept, unter Umständen auch fachlich versierte Mitstreiterinnen und Mitstreiter, die den Laden führen könnten. Dass ausgerechnet die größte Fürsprecherin des Stadtteils, SPD-Stadträtin Marianne Prowald, voller Skepsis in Sachen Dorfladen ist, ist kein gutes Zeichen.
Vielleicht sollte man auch mal darüber nachdenken, sich Hilfe von außen zu holen: Das Konzept myEnso zum Beispiel, mit einem Laden, der immer geöffnet hat, wäre durchaus vielversprechend. Wenn sich die Bürgerinnen und Bürger den letzten Satz der Präsentation am Informationsabend zu Herzen nehmen, wird's vielleicht doch noch was mit dem Dorfladen. Er lautete: "Ob eine Sache gelingt, erfährst du nicht, wenn du darüber nachdenkst, sondern wenn du es ausprobierst."
Die Dorfladen-Befürworter wollen es ja im alten Norma haben. Einen Betreiber hätten sie auch schon, aber die geschätzten 2-300.000 Euro Renovierungskosten kann oder will der nicht tragen. Das sagt doch schon alles.
Kaum kommt ein Investor ums Eck und die Weichen werden gestellt, kommt plötzlich das Konzept mit dem Dorfladen auf dem Tisch! Das hat meiner Meinung nach mehr als ein "Geschmäckle".
Wenn die Dorfladenbetreiber so überzeugt sind von ihrem Konzept und meinen die Bevölkerung hinter sich zu haben dann müsste dieser Dorfladen auch gegen einen Supermarkt im Außenbereich bestehen können. Warum baut man ihn dann nicht einfach?
Warum gibt es denn nicht nur in Oberndorf sondern auch im ländlichen Raum keine Metzgereien, Bäckereien, Geschäfte mehr?
Das liegt doch daran, dass die meisten offensichtlich doch lieber beim Discounter/Supermarkt in der Stadt einkaufen.
Da kann man dann noch soviel jammern: Es sind die Endkunden mit ihrem Kaufverhalten, die lokalen Geschäften durch fehlendem Umsatz die Geschäftsgrundlage entziehen.
Solange diese kognitive Dissonanz da ist, wird sich auch kein anderes Konzept durchsetzen.