Die aktuellen Bauernproteste gegen die geplanten Agrarkürzungen werden nicht von allen Landwirten unterstützt. Statt für vergünstigten Dieselkraftstoff zu demonstrieren, fordern einige Berufskollegen aus dem Landkreis Schweinfurt, genauso vehement die Abschaffung aller klimaschädlichen Subventionen einzufordern. Oder auch alternative Antriebe zuzulassen oder das gesamte System infrage zu stellen und über einen besseren Preis den Produkten mehr Wertschätzung entgegenzubringen.
Betroffen von einer geplanten Abschaffung der Dieselvergünstigung wäre auch Bio-Landwirt Udo Rumpel aus dem Wernecker Gemeindeteil Mühlhausen. "Aber existenzbedrohend ist das nicht", meint er. Etwa 25 Euro pro Hektar mache das bei ihm aus, bei seinen 55 Hektar wären das rund 1300 Euro im Jahr. "Wenn das einem das Genick bricht, dann hat schon vorher was nicht gestimmt."
Rumpel hat sich nicht an den Protesten und Straßenblockaden beteiligt, auch wenn er Verständnis für den Frust seiner Kollegen hat. "Da ist vieles zusammengekommen, und jetzt hat die geplante Streichung der Steuervergütung das Fass zum Überlaufen gebracht."
Dennoch ist er der Meinung, dass die Bauern den aktuellen Kompromiss der Bundesregierung annehmen sollten. Zumal es bei der Befreiung der landwirtschaftlichen Maschinen von der Kfz-Steuer bleiben – "das wäre auch für Zoll und TÜV ein extremer Aufwand geworden" – und die Agrardieselvergünstigung nur schrittweise gekürzt werden soll.
Bio-Landwirt Rumpel: "Wir sollten lieber die Abschaffung aller klimaschädlichen Subventionen einfordern"
"Wir sollten lieber die Abschaffung aller klimaschädlichen Subventionen innerhalb der nächsten drei Jahre mit aller Kraft einfordern", ist Rumpels Vorstellung. "Dann hätten wir wirklich was erreicht. Denn wir Landwirte sind doch am stärksten von der Klimakatastrophe betroffen, die in Form von Wetterextremen ja schon real ist."
Rumpel beruft sich bei seiner Forderung auf eine Liste des Umweltbundesamtes von 2018, in der umweltschädliche Subventionen in Höhe von 65 Milliarden Euro aufgeführt sind. Wasser, Boden, Luft würden durch die ökologisch schädlichen Förderungen belastet.
Auf den Verkehrsbereich entfallen demnach dabei 47 Prozent der Subventionen, wie etwa das Dienstwagenprivileg, das mit 3,1 Milliarden Euro unterstützt wird, die Energiesteuervergünstigung für Dieselkraftstoff mit 8,2 Milliarden oder die Energiesteuerbefreiung des Kerosins mit 8,3 Milliarden Euro. Steuerermäßigungen im Bereich der Energiebereitstellung machen weitere 39 Prozent der schädlichen Subventionen aus. Auf die Land- und Forstwirtschaft entfallen neun Prozent, beispielsweise auch die Mehrwertsteuerermäßigung für tierische Produkte, wie für Fleisch, die mit mindestens 5,2 Milliarden Euro zu Buche schlägt.
"Solche Vorschläge wurden schon von der Borchert-Kommission erarbeitet, aber nie umgesetzt", weiß Rumpel. Auch eine von der früheren Bundesregierung initiierte "Zukunftskommission Landwirtschaft", die alle Gruppen an einen Tisch geholt hatte, hatte konkrete Vorschläge gemacht, "aber die Ergebnisse sind in der Schublade verschwunden und die Kommission wurde aufgelöst".
Für Frust sorgt auch die Überwachungs-App zum Agrarförderantrag
Dass solche Vorgänge für miese Stimmung bei den Bauern sorgen, verwundert nicht. Ebensowenig, wenn bei ständig neuen EU-Verordnungen weder das Landwirtschaftsamt noch das -ministerium wissen, wie diese umzusetzen sind.
Für Frust sorgt auch die seit 2023 verbindliche Überwachungs-App zum Agrarförderantrag. Die Landwirte müssen mithilfe von Foto-Apps dokumentieren, was auf ihren Schlägen wächst und gedeiht. Denn die mit Künstlicher Intelligenz (KI) versorgten Satellitenbilder erkennen nicht immer, was tatsächlich dort steht. "Zum Teil widersprechen sich auch Bundesprogramme und Landesprogramme, etwa das Kulap (Kulturlandschaftsprogramm)", ergänzt Rumpel. "Das nervt."
Etwas skeptisch ist er über die aktuellen Solidarisierungen von anderen Gruppen wie Handwerkern oder Speditionen mit den Bauernprotesten. "Wenn's darauf ankommt, kaufen sie trotzdem nicht direkt und in der Region. Da fehlt einfach die Wertschätzung der heimischen Lebensmittel."
Öko-Landwirt Benedikt Böhm: Der Verbraucher entscheidet an der Kasse
"Und gerade die Speditionen transportieren billige Lebensmittel aus dem Ausland", wundert sich auch Direktvermarkter Benedikt Böhm vom Siebenäckerhof in Niederwerrn. "Unsere wirtschaftliche Lage ist unsicher. Der Verbraucher entscheidet an der Kasse."
Als Öko-Landwirt im Nebenerwerb hat er ebenfalls negative Erfahrungen mit der Bürokratisierung gemacht. "Ich wollte eine Fläche für Insekten schonendes Mähen anmelden, aber die neue Kontroll-App kommuniziert nicht mit dem Datenverarbeitungsprogramm der Länder." So erhielt er nicht nur kein Geld, sondern musste die Maßnahme zurücknehmen, sonst hätte eine Strafe gedroht. "Das war ein enormer Kosten- und Zeitaufwand; die Kollegen haben mich nur ausgelacht."
Grundsätzlich ist Böhm beim aktuellen Agrardieselstreit der Meinung, dass der Dieselverbrauch weniger werden muss, dass mehr E-Mobilität nötig ist, aber auch neue Techniken zugelassen werden müssten. Etwa Traktoren, die mit flüssigem Biogas angetrieben werden. "Das wird aber nicht genehmigt, Biogas wird nur verstromt." Falsch findet er auch die Besteuerung der Pflanzenöle für Traktoren. "Das wurde mal von einem Wirtschaftsminister aus Unterfranken verantwortet."
Statt Demonstrationen oder Blockaden befürwortet Böhm das direkte Gespräch mit verantwortlichen Politikern. "Die Landwirtschaft bräuchte Planungssicherheit, aber das hat keine Regierung der letzten 15 Jahre geschafft", sagt er.
Wolfgang Peter: Die Bewirtschaftungsformen müssen sich ändern
Dass sich an einer bisherigen Diesel-Rückvergütung etwas ändern muss, um CO₂ einzusparen, ist auch Meinung des Schwebheimer Landwirts Wolfgang Peter. "Man muss Anreize schaffen", sagt er. "Wenn immer alles beim Alten bleibt, ändert sich nichts." Längerfristig müssten sich die Bewirtschaftungsformen ändern, beispielsweise die Bodenbearbeitung. Die Forderung des Bauernverbands, den Agrardiesel zu halten, sei zwar verständlich, "aber nicht zielführend" angesichts des Klimawandels.
Bei den "viel zu niedrigen Verkaufspreisen für die Produkte müsste man ansetzen", meint der Öko-Landwirt zu den aktuellen Protesten. An diesen will er sich nicht beteiligen. "Die Art, das Blockieren von Straßen, finde ich nicht gut."
Ob der Diesel nun 1,65€/l kostet, oder effektiv 1,44 nachdem 21 cent der zu Unrecht gezahlten Energiesteuer rückerstattet wurden. Beides ist viel Geld. Es wird also schon eingespart so gut es irgend geht. Deutschlands konventionelle Landwirtschaft ist so energieeffizient wie kaum eine andere.
Ist bei Bio Kollegen halt nicht angekommen. Die drehen den Boden lieber dreimal mit massivem Dieseleinsatz um, als ie Struktur zu schonen und gezielt nur die Unkräuter auszuschalten.
Dabei erntet man in Bio dann pro Hektar nur ca die Hälfte. Also "steckt" in einer Tonne Erzeugnis (z.B- Weizen) somit mehr als doppelt so viel Diesel, wie in Konvi.
Da man dem Kunden mehr Geld abknöpft und ein Vielfaches an Subvention erhält, geht die Bio Rechnung auf.
Quelle:
https://www.bauerwilli.com/ein-nuechterner-vergleich/#:~:text=An%20Pflanzenschutz%20kommt%20einmal%20Herbizid,Hektar%20rund%2049%20l%20Diesel.
ich empfehle ihnen mal die prof. HÜLSBERGEN-studie zu lesen, nicht nur von bauer willi.
Agrardiesel zu verteuern, bringt dem Klima gar nix.
Alternativen kommen dadurch nicht in den Bereich, wo es sich lohnen würde.
Die einzige Alternative, die ginge und wir seit Ewigkeiten fordern, ist Biodiesel bzw. Pflanzenöl.
Wir werden aber nicht noch einmal so blöd sein, unsere Fahrzeuge teuer umzurüsten und dann auf einmal hinnehmen, dass der gierige Staat mit einer "Kompensationssteuer" alles wieder abwürgt. Wir haben genug Geld versenkt.
Einzig denkbare "Lenkungswirkung": Überall, wo die Nahrungserzeugung eh schon grade so noch wirtschaftlich ist (kleinere Äcker, schlechtere Böden, suboptimale Jahresniederschläge...) wird die Produktion eingestellt.
Die aber dennoch nötige Nahrung wird dann WO ANDERS erzeugt. Wo Regenwald gerodet wird, mit dem gleichen Diesel (oder Heizöl) und dann mit Frachtern hergefahren, die ironischerweise steuerfreien Schiffsdiesel oder Schweröl tanken.
Nachdenken:
Schützt das das Klima?
was den import von lebensmitteln angeht, deutschland exportiert ja ebenfalls kräftig,und ja, der import überwiegt was wohl aber daran liegt das solche waren wie südfrüchte, kaffee, kakao und auch futtermittel ins land kommen, was davon "nötig" ist kann jeder selbst entscheiden.
Klar wird man nie 100% bei Kiwis erreichen.
Aber im Ernstfall kann man z.B. mit einem Überhang an Kartoffeln die Unterversorgung an Hartweizen (Nudeln) substituieren.
Und man sollte bestrebt sein, das mindestens ausgewogen zu haben. Denn es gibt keine Garantie, dass Importe immer laufen. Lieferkrisen durch Handelsstreit, Krieg, Unwetter, Naturkatastrophen, verstopfte Kanäle, Reaktorunglücke uvm führen sonst schnell zu Verteilungskämpfen und Hunger.
Überhaupt, wenn sich jedes Land/viele Länder den Luxus leisten, zu wenig zu erzeugen und den Fehlbedarf zu importieren, löst das bei den Ärmeren Hunger, Leid und Elend aus.
Das sollte man nicht auch noch anschieben.
allerdings wäre es dafür erforderlich, den Leuten das dafür nötige Geld an die Hand zu geben.
Schlecht wenn immer mehr "Großkopferte" der Meinung sind, das bräuchten aber sie, um Buchgeldvermehrung damit zu betreiben, und der "Rest" der Menschheit soll sehen wo er bleibt.
Dabei gibt es schon jetzt weit mehr Buchgeld auf der Welt als man Gegenwert dafür kaufen könnte.
Hm. Kann es sein, dass eine Menge Probleme auf dieser Welt ihren Ursprung darin haben, dass einige eher wenige Personen ihren Rachen (eher sinnfrei) nicht voll genug bekommen? Vielleicht sollte man doch endlich weltweit eine "Tobin-Steuer" in sinnvoller Höhe einführen.
Die Erzeugerpreise müssen steigen und die Subventionen für den Dieselkraftstoff insgesamt sinken.
Und bevor alle aufschreien:
Ja die Lebensmittelpreise werden steigen.
Das sollte man auch der Union und den Politikern mitteilen, die mit dumpfen Parolen gegen das "Bürgergeld" wettern und wider besseres Wissen (!) - auch auf "Bauernkundgebungen" -behaupten es gäbe jede Menge Menschen, die praktisch grundlos "nicht arbeiten". Es scheint da Politik-Verantwortliche zu geben, die von "Aufstockern", Kinderarmut oder psychischen Erkrankungen noch nie gehört zu haben scheinen....
Dieser sich ständig - auch im Ergebnis - widersprechende rein auf Emotionen setzende Politpopanz muss benannt und entlarvt werden.
Natürlich gibt es sehr viele Antragsteller, die zu recht aufgrund verschiedenster Erkrankungen oder sonstigen Gründen in den Genuß dieser wahren Wohltat kommen. Für solche Fälle ist das ja auch gedacht und dafür haben wir unseren Sozialstaat, den es nicht so oft auf dieser Erdkugel gibt.
Das muß auch Ansporn sein, alles zu tun, um diese Errungenschaften zu erhalten. Hierzu gehört auch Wachsamkeit, die die zuständigen Ämter benötigen, um den Mißbrauch sozialer Leistungen zu verhindern.
Die Ampel stellte das "Fordern" jedoch ein, was die ganze Welt anlockt.
Erst durch die letzten LT Wahlen und den durch die Opposition erzeugten Druck tönt nun Herr Heil und bläst zur Attacke in Sachen Mißbrauch!!
Und siehe da, die mit weitem Abstand größte Gruppe der Empfänger ist die Gruppe der "Arbeitslosen ErwerbsFÄHIGEN Leistungsempfänger".
Ja so ein Zufall aber auch...
Da wirkt eine Sozialpolitik genau so wie sie offenbar soll. ..Sie animiert Leute, zuhause zu bleiben...
Quelle:
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/666880/umfrage/verteilung-der-leistungsempfaenger-von-arbeitslosengeld-ii-in-deutschland-nach-gruppen/
arbeitsverweigerer hat es auch unter hartz IV und davor gegeben, und es wird sie immer geben, und das existenzminimum kann nicht gestrichen werden, dazu gibt es ja ein urteil des bvg.
es wäre einmal an der zeit nicht nur "ganz unten" zu sparen sondern ganz oben.
unser sozialstaat finanziert ja auch so etwas wie einen "ehrensold" für ehemalige bupräs, büro personal und fahrbereitschaft für ehemalige kanzler, üppige pensionen für ehemalige "spitzenbeamte", das pensionswesen im allgemeinen, usw.
da könnte man etliches einsparen.
Solange durchschnittlich ein Drittel unserer Lebensmittel sorglos weggeschmissen wird geht es uns noch zu gut.
Die Landwirte sollen besser vor den Lebensmitteldiscountern demonstrieren.
https://www.agrarheute.com/energie/synthetische-kraftstoffe-e-fuels-kraftstoffe-zukunft-605695
Bis dahin ist und bleibt Diesel der Treibstoff der Landwirtschaft . Ich denke persönlich, dass es erst in 10 Jahren brauchbare Alternativen zu Dieselfahrzeugen in der Landwirtschaft geben wird.
E-Fuels sind vom Wirkungsgrad energetischer Blödsinn und wären auch viel zu teuer.