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Schraudenbach
Platterbsen: Bio-Landwirt will die "fränkische Kichererbse" wieder in die Küche bringen
Der Anbau ist nicht ganz einfach. Doch Bio-Landwirt Udo Rumpel traut sich und baut Platterbsen als Lebensmittel an. Welche Vorteile die Hülsenfrucht hat.
Die weiße Platterbse hat eckige weiße Samen, hier im Gemisch mit Haferkörnern. Dieses Getreide wurde als Stützfrucht für die Platterbse mitangebaut.
Foto: Silvia Eidel | Die weiße Platterbse hat eckige weiße Samen, hier im Gemisch mit Haferkörnern. Dieses Getreide wurde als Stützfrucht für die Platterbse mitangebaut.
Silvia Eidel
 |  aktualisiert: 10.10.2022 02:33 Uhr

Sie könnte Karriere machen als "fränkische Kichererbse": die Platterbse. Diese Hülsenfrucht, auch Leguminose genannt, trotzt im Anbau Hitze und Nässe, ist gut für den Boden wegen ihrer tiefen Wurzel und dazu noch Stickstoffsammler. Beim Verzehr punktet sie als Proteinquelle mit hohem Eiweißgehalt. Außerdem ist sie ein preiswertes Lebensmittel. Viele Argumente für einen Anbau in unseren Breiten, an den sich Bio-Landwirt Udo Rumpel in Schraudenbach bereits erfolgreich traut.

Es ist wieder einmal eine Herausforderung für den Naturland-Bauern, der seit über 30 Jahren nach den Richtlinien des ökologischen Anbaus wirtschaftet und schon vieles ausprobiert hat. "Ursprünglich war die Platterbse in den meisten Mischungen für Gründüngung enthalten, also eine Zwischenfrucht", blickt er auf seine Anfangsjahre zurück. Weil die oberirdische Blattmasse nur wenige Zentimeter misst, die Wurzel aber 20 Zentimeter in den Boden ragt, und gut an Wasser gelangt, wird sie geschätzt. Sie verbessert die Bodenstruktur, und über ihre Wurzelknöllchen beziehungsweise die Knöllchenbakterien sammelt sie noch dazu Stickstoff.

Bio-Landwirt Udo Rumpel baut als einziger weit und breit die Platterbse an und ist von der Hülsenfrucht sowohl für den Anbau, als auch für den Verzehr überzeugt.
Foto: Silvia Eidel | Bio-Landwirt Udo Rumpel baut als einziger weit und breit die Platterbse an und ist von der Hülsenfrucht sowohl für den Anbau, als auch für den Verzehr überzeugt.

Aber dann war die Platterbse für den ökologischen Anbau nicht mehr erhältlich, weshalb Udo Rumpel sie seit sechs Jahren selbst vermehrt, im Gemenge mit fünf bis zehn anderen Zwischenfrüchten. Seine bunt blühende Sorte brachte in den Schoten kleine, kantige Samen, die Erbsen, hervor, die wie farbige Kieselsteinchen aussehen.

Eiweißlieferant vor der Haustür

Ausprobieren, wie sie schmecken und welche Gerichte man daraus zaubern könnte, wollte Rumpel natürlich auch. Denn er weiß, dass die Platterbse im Mittelalter auch in Deutschland eine große Rolle in der menschlichen Ernährung spielte. Später war sie allerdings als "Arme-Leute-Essen" verschrien, verschwand vom Speisezettel. Heute wird sie vor allem in Indien, aber auch in Mittelmeerländern angebaut.

Koch Christoph Kruppa bereitet im neuen vegetarisch-veganen Bistro der 'Weltkind'-Genossenschaft im Feige-Haus Werneck Gerichte aus Platterbsen zu.
Foto: Silvia Eidel | Koch Christoph Kruppa bereitet im neuen vegetarisch-veganen Bistro der "Weltkind"-Genossenschaft im Feige-Haus Werneck Gerichte aus Platterbsen zu.

Über die Weltkind-Genossenschaft, in deren Vorstand Rumpel sitzt und die in Werneck neben dem Bio-Unverpackt-Laden auch ein vegetarisch-veganes Bistro betreibt, kam der Bio-Landwirt in Kontakt mit Koch Christoph Kruppa. Der ersetzte in etlichen Gerichten die bekannte, aber nicht heimische Kichererbse durch die Platterbse.

"Sie ist ein guter Eiweißlieferant und sie wächst hier in der Region, vor unserer Haustür. Sie zu essen, ist nachhaltig", meint der erfahrene Koch. Weil der Geschmack der Platterbse, ähnlich wie der Kichererbse, nicht besonders ausgeprägt und maximal leicht nussig gilt, dient sie ihm als Basis für allerlei Gerichte, kombiniert mit Gewürzen und weiteren Zutaten. Als Brotaufstrich, als Rohstoff für Hummus oder Curry, aber auch für Falafel ist sie tauglich.

Die bunte Platterbse bringt farbige Samen hervor, die kleinen Kieselsteinchen ähneln. Bio-Landwirt Udo Rumpel baute sie bisher als Gründüngung an.
Foto: Pixabay | Die bunte Platterbse bringt farbige Samen hervor, die kleinen Kieselsteinchen ähneln. Bio-Landwirt Udo Rumpel baute sie bisher als Gründüngung an.

Einziges Problem dabei: Wenn die eckigen und unterschiedlich farbigen Platterbsen-Samen verarbeitet werden, könnten sie mit kleinen Steinchen verwechselt werden. Was tatsächlich schon vorkam. Deshalb besorgte sich Landwirt Rumpel Öko-Saatgut von weißen Platterbsen und baute sie in diesem Jahr gezielt für den menschlichen Verzehr an, als Ersatz für seine Kichererbsen. Denn diese kommen in der Regel zwar mit Hitze, aber nicht mit Feuchtigkeit zurecht, im Gegensatz zur Platterbse. Die reagiert wie heimisches Getreide, wie Gerste, Weizen oder Dinkel, sagt Rumpel. "Da gibt es aber keinen Totalausfall."

Drei Tonnen Platterbsen geerntet

Trotz der extremen Trockenheit dieses Sommers war der Ertrag seiner Platterbse recht ordentlich. Mit Hafer als Stützfrucht baute Rumpel sie an, getrennt und gereinigt wird das gedroschene Körner-Gemisch in der Getreideaufbereitungsanlage am Schlossgut Obbach.

Etwa drei Tonnen Erbsen und zwei Tonnen Hafer hat er von seinem 1,4 Hektar großen Feld geerntet. "Die ersten Bestellungen sind schon da", freut sich der Bio-Bauer. Auch die Vermarktungsgesellschaft seines Anbauverbands Naturland hat bereits Kontakt zu Verarbeitern von eiweißreichen Hülsenfrüchten, auch Leguminosen genannt, aufgenommen.

Im Gegensatz zu Ackerbohnen, Linsen oder normalen Erbsen hat die Platterbse auch kein Problem mit Samenkäfern, die mittlerweile in der Region verbreitet sind und Schäden anrichten, berichtet Rumpel. Auch im Hinblick auf den Klimawandel und immer trockenere Jahre ist er sich sicher: "Aus meiner Sicht braucht es die Kichererbse bei uns nicht." Die Platterbse werde unterschätzt, sie sei ein günstiges Lebensmittel, aus dem leckeres, eiweißreiches Essen gekocht werden könne. "Ich will die Welt aber nicht missionieren", sagt Rumpel. "Die Leute müssen selbst entscheiden."

Rezept für Platterbsen-Aufstrich mit gerösteten Zwiebeln

Zutaten: 250 g gekochte Platterbsen, 2 Zwiebel, 4 EL Rapsöl, 1 Knoblauchzehe zerdrückt, 1 EL Zitronensaft, Salz und Pfeffer, aufgefangenes Kochwasser, ca. 5 g Schnittlauch, fein geschnitten Zubereitung: Die Platterbsen sollten über Nacht eingeweicht und das Wasser ein- bis zweimal gewechselt werden. Für eine Verarbeitung sollten sie eine Stunde in Gemüsebrühe gekocht werden. Die Zwiebel schälen und in 0,5 cm dicke Streifen schneiden. Eine Pfanne bei mittlerer Temperatur erhitzen. 1 EL Rapsöl hineingeben und die Zwiebelstreifen darin ca. 15 Minuten braten bis sie goldbraun sind. Vom Herd nehmen und beiseite stellen. Im Mixer (oder mit Pürierstab) die Platterbsen mit Knoblauch, Zitronensaft, 2 EL Rapsöl, etwas Salz und Pfeffer pürieren bis die Masse fast glatt ist. Gegebenenfalls Kochwasser löffelweise hinzufügen. In eine Schüssel umfüllen und die Hälfte der gerösteten Zwiebeln und die Hälfte des Schnittlauchs unterziehen. Mit den restlichen Röstzwiebeln und Schnittlauch garnieren. Mit etwas Rapsöl beträufeln.
Quelle: Cecilia Antoni/www.beanbeat.de
 
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