Sie könnte Karriere machen als "fränkische Kichererbse": die Platterbse. Diese Hülsenfrucht, auch Leguminose genannt, trotzt im Anbau Hitze und Nässe, ist gut für den Boden wegen ihrer tiefen Wurzel und dazu noch Stickstoffsammler. Beim Verzehr punktet sie als Proteinquelle mit hohem Eiweißgehalt. Außerdem ist sie ein preiswertes Lebensmittel. Viele Argumente für einen Anbau in unseren Breiten, an den sich Bio-Landwirt Udo Rumpel in Schraudenbach bereits erfolgreich traut.
Es ist wieder einmal eine Herausforderung für den Naturland-Bauern, der seit über 30 Jahren nach den Richtlinien des ökologischen Anbaus wirtschaftet und schon vieles ausprobiert hat. "Ursprünglich war die Platterbse in den meisten Mischungen für Gründüngung enthalten, also eine Zwischenfrucht", blickt er auf seine Anfangsjahre zurück. Weil die oberirdische Blattmasse nur wenige Zentimeter misst, die Wurzel aber 20 Zentimeter in den Boden ragt, und gut an Wasser gelangt, wird sie geschätzt. Sie verbessert die Bodenstruktur, und über ihre Wurzelknöllchen beziehungsweise die Knöllchenbakterien sammelt sie noch dazu Stickstoff.
Aber dann war die Platterbse für den ökologischen Anbau nicht mehr erhältlich, weshalb Udo Rumpel sie seit sechs Jahren selbst vermehrt, im Gemenge mit fünf bis zehn anderen Zwischenfrüchten. Seine bunt blühende Sorte brachte in den Schoten kleine, kantige Samen, die Erbsen, hervor, die wie farbige Kieselsteinchen aussehen.
Eiweißlieferant vor der Haustür
Ausprobieren, wie sie schmecken und welche Gerichte man daraus zaubern könnte, wollte Rumpel natürlich auch. Denn er weiß, dass die Platterbse im Mittelalter auch in Deutschland eine große Rolle in der menschlichen Ernährung spielte. Später war sie allerdings als "Arme-Leute-Essen" verschrien, verschwand vom Speisezettel. Heute wird sie vor allem in Indien, aber auch in Mittelmeerländern angebaut.
Über die Weltkind-Genossenschaft, in deren Vorstand Rumpel sitzt und die in Werneck neben dem Bio-Unverpackt-Laden auch ein vegetarisch-veganes Bistro betreibt, kam der Bio-Landwirt in Kontakt mit Koch Christoph Kruppa. Der ersetzte in etlichen Gerichten die bekannte, aber nicht heimische Kichererbse durch die Platterbse.
"Sie ist ein guter Eiweißlieferant und sie wächst hier in der Region, vor unserer Haustür. Sie zu essen, ist nachhaltig", meint der erfahrene Koch. Weil der Geschmack der Platterbse, ähnlich wie der Kichererbse, nicht besonders ausgeprägt und maximal leicht nussig gilt, dient sie ihm als Basis für allerlei Gerichte, kombiniert mit Gewürzen und weiteren Zutaten. Als Brotaufstrich, als Rohstoff für Hummus oder Curry, aber auch für Falafel ist sie tauglich.
Einziges Problem dabei: Wenn die eckigen und unterschiedlich farbigen Platterbsen-Samen verarbeitet werden, könnten sie mit kleinen Steinchen verwechselt werden. Was tatsächlich schon vorkam. Deshalb besorgte sich Landwirt Rumpel Öko-Saatgut von weißen Platterbsen und baute sie in diesem Jahr gezielt für den menschlichen Verzehr an, als Ersatz für seine Kichererbsen. Denn diese kommen in der Regel zwar mit Hitze, aber nicht mit Feuchtigkeit zurecht, im Gegensatz zur Platterbse. Die reagiert wie heimisches Getreide, wie Gerste, Weizen oder Dinkel, sagt Rumpel. "Da gibt es aber keinen Totalausfall."
Drei Tonnen Platterbsen geerntet
Trotz der extremen Trockenheit dieses Sommers war der Ertrag seiner Platterbse recht ordentlich. Mit Hafer als Stützfrucht baute Rumpel sie an, getrennt und gereinigt wird das gedroschene Körner-Gemisch in der Getreideaufbereitungsanlage am Schlossgut Obbach.
Etwa drei Tonnen Erbsen und zwei Tonnen Hafer hat er von seinem 1,4 Hektar großen Feld geerntet. "Die ersten Bestellungen sind schon da", freut sich der Bio-Bauer. Auch die Vermarktungsgesellschaft seines Anbauverbands Naturland hat bereits Kontakt zu Verarbeitern von eiweißreichen Hülsenfrüchten, auch Leguminosen genannt, aufgenommen.
Im Gegensatz zu Ackerbohnen, Linsen oder normalen Erbsen hat die Platterbse auch kein Problem mit Samenkäfern, die mittlerweile in der Region verbreitet sind und Schäden anrichten, berichtet Rumpel. Auch im Hinblick auf den Klimawandel und immer trockenere Jahre ist er sich sicher: "Aus meiner Sicht braucht es die Kichererbse bei uns nicht." Die Platterbse werde unterschätzt, sie sei ein günstiges Lebensmittel, aus dem leckeres, eiweißreiches Essen gekocht werden könne. "Ich will die Welt aber nicht missionieren", sagt Rumpel. "Die Leute müssen selbst entscheiden."