Immer wieder nehmen Landwirte andere Pflanzenarten in ihre Auswahl mit auf. So kehrten Dinkel, Triticale und Hafer zurück, die lange Zeit vernachlässigt waren. Doch es gibt auch andere Neuzugänge. Solche, die dem Klimawandel und der zunehmenden Trockenheit trotzen können.
So findet man ab und zu ein Hirsefeld. Biolandwirt Wolfgang Peter in Schwebheim baut Hirse als Nahrungsmittel für Mensch und Tier an. Im konventionellen Landbau wird Hirse zu Silage für Biogasanlagen, wenn die Trockenheit die Ernteerträge beim Mais stark reduziert, wie in diesem Jahr. Rund 20 Hektar Hirse stehen momentan noch auf Feldern des südlichen Landkreises. Vorteil der Hirse: Sie braucht zum Wachsen deutlich weniger Wasser als der Mais.
Ebenfalls relativ neu ist der Anbau von Hanf in unserer Region, obwohl Hanf eigentlich eine uralte Nutzpflanze ist. Ein Grund: Bestimmte Sorten des Hanf (Cannabis) fallen unter das Betäubungsmittelgesetz, sobald ihr Gehalt an THC (Delta-9-Tetrahydrocannabiol) in der Trockenmasse höher liegt als ein Prozent. Ob es sich um eine klassische landwirtschaftliche Kultur handelt oder ob die Pflanze unter das Betäubungsmittelgesetz fällt, hängt vom Anbau und vor allem von den verwendeten Sorten ab.
Hanf ist anspruchslos und robust. Er kann wegen seiner Fasern, seinen Samen oder den Blütenständen (mit einem hohen Wirkstoffgehalt an CBD, Cannabidiol) angebaut werden. Außerdem ist er im Biolandbau ideal zur Erweiterung des Fruchtwechsels. Die Terpene, organische Verbindungen, erzeugen einen charakteristischen Geruch und sollen entzündungshemmend, antibakteriell und antiviral wirken, weshalb auch Mediziner Interesse bekunden.
Im zweiten Jahr wächst der Hanf schon einen halben Meter hoch
Martin Eltschka, Pächter des Gutes Deutschhof in Grettstadt, baut das 2. Jahr Hanfsorten an, die keine betäubende Wirkung entfalten. War es im Vorjahr eine niedrigwachsende Sorte, so ragen seine diesjährigen Hanfpflanzen einen halben Meter hoch. Man könnte daraus zwar auch Hanffasern gewinnen, doch dann wird die Ernte zum Glücksspiel, da sich die Fasern sehr schnell beim Abmähen um die Spindel des Mähdreschers wickeln und nur schwer zu entfernen sind. Deshalb lehnen die meisten Lohnunternehmen solche Mähaufträge ab.
Der Hanf, den Martin Eltschka anbaut, wird zu Öl und Knabberhanf verarbeitet. Man konzentriert sich also beim Ernten wie bei den Sonnenblumen auf den oberen Pflanzenteil, der Rest wird gehäckselt und wieder in den Boden eingearbeitet.
Hanföl ist nicht nur vielseitig einsetzbar, sondern auch gesund
Zur Produktion von Hanföl werden die Samen geerntet und ausgepresst. Das Öl ist reich an Proteinen sowie Omega 3 - und Omega 6-Fettsäuren. Es kann zur Ernährung aber auch zu verschiedenen anderen Zwecken verwendet werden, zum Beispiel als Brennstoff, als Rohstoff in Farben und Lacken sowie im kosmetischen Bereich.
Warum bei Soja die Ernte 2022 ein Totalausfall war
Ein weiteres Produkt, das vom Deutschhof auf einer größeren Fläche angebaut wird, ist die Sojabohne, wobei die diesjährige Ernte einem Totalausfall gleichkommt. Der Grund: Soja braucht Niederschläge. Fehlen diese, verringert sich der Ertrag drastisch. Auch die Ernte ist anspruchsvoll: Nur wenige Zentimeter Spielraum hat der Mäher zwischen Boden und Pflanze. Vermarktet werden die Sojabohnen über Bioland Unterfranken in einem gemeinsamen Anbauprojekt von mehreren Bioland-Landwirten der Region mit der Firma Fresh fruits GmbH Emstek.
Der Anbau von Luffagurken ist noch in der Erprobungsphase
Einen anderen "Neuling" baut Landwirtsmeister Simon Schech auf einer kleinen Versuchsfläche an: die Luffagurke. Diese ist, ähnlich wie die Schlangengurke, eine Kletterpflanze, kann aber auch flachwachsend kultiviert werden. Die Ausläufer können mehrere Meter lang werden.
Die Luffagurke (auch Schwammkürbis oder Schwammgurke) zählt zu den Kürbisgewächsen und wird normalerweise überwiegend in den Tropen (Korea, Guatemala, Kolumbien, Paraguay), Ägypten und China angebaut. Im unreifen Zustand kann man die Früchte ähnlich wie Zucchini oder Esskürbisse verarbeiten und essen.
Wartet man dagegen ab, bis die Luffagurke reif, ihre Schale gelb und brüchig ist, so muss man das restliche Fruchtfleisch mit den Kernen aus der Gurke entfernen. Danach lassen sich die Früchte zu Scheuerschwämmen verarbeiten, was Produkte aus Kunststoff ersetzen kann.
Für Simon Schech ist es das zweite Versuchsjahr. Begünstigt durch die intensive Sonnenbestrahlung und trotz der extremen Trockenheit zeigen die Luffapflanzen eine große Anzahl an Gurken, die sicherlich in den nächsten Wochen noch zur vollen Reife gelangen. Der Junglandwirt sucht Vermarktungspartner im Bio-Bereich.