Für Western-Atmosphäre ist gesorgt, am westlichen Ortsrand von Niederwerrn. Der Hitzesommer hat das weite Land im Werntal verdorrt, der Klimawandel ist im staubigen Boden greifbar. Ein vergilbter Büffelschädel wacht allerdings schon seit Urzeiten über die Felder, hoch oben auf einem Pfahl. Dort hat Bio-Landwirt Benedikt Böhm erst im letzten Jahr seine naturnahe kleine Hühnerfarm eröffnet.
Mittlerweile parkt ein mobiler Stall auf der Weide. Anton, der Australian Shepherd, fühlt sich jedenfalls wohl, beim heutigen Ferienspaß-Programm, zu dem der Ortsverband der Niederwerrner Grünen eingeladen hat. Der Hütehund versucht, seine gefiederte Herde zusammenzutreiben, was den stolzen Gockeln gar nicht gefällt. Gestern hat der große weiße Hahn aufgemuckt, Böhm vermutet, dass Anton die gackernde Meute disziplinieren und sein Können zeigen möchte. Die begeisterten Kinder dürfen drinnen im Wagen frisch gelegte Eier sammeln.
Dürre hin oder her: Den Tieren geht es, mit viel Auslauf rund um die Wassernäpfe, um Welten besser als ihren vom Leben gerupften Artgenossen in der Massentierhaltung. Das Schreddern von "Eintagshähnen", das seit diesem Jahr verboten ist, war der letzte Anstoß für den alteingesessenen Niederwerrner, sich auf das Feld der Bio-Landwirtschaft zu wagen.
Ein Hof im Nebenerwerb, Unverpackt-Laden inklusive
Zusammen mit Partnerin Eva Schmidt hat er im Nebenerwerb das junge Projekt Siebenäckerhof gestartet, Unverpackt-Hofladen inklusive. Der hat jetzt außer Samstag, von 10 bis 12 und von 14 bis 17 Uhr, auch mittwochs geöffnet, von 16 bis 18 Uhr. Eine Erweiterung der Öffnungszeiten ist angedacht. Statt 90 Hühnern und Hähnen gackern bereits 130 Hühner auf der Flur neben der Hellmuthstraße 19. In der großen Scheune tschiepen wenige Wochen alte, flaumige Küken. In der Kautzenstraße 18 soll ein Eierautomat aufgestellt.
Wie sich der Ukrainekrieg für den Bio-Landwirt auswirkt
Soweit, so gut. Doch mit Beginn des Ukrainekriegs sei der Absatz spürbar zurückgegangen, sagt der Hühnerhof-Besitzer. Immerhin: "Mittlerweile geht es wieder aufwärts." Das Kundenverhalten sei oft Psychologie: "Viele glauben, beim Biobauern wäre ebenfalls alles teurer geworden." Das stimme gar nicht. Zumindest nicht in dem Ausmaß. Zuletzt haben die Preise beim Biohühnerfutter angezogen, entsprechend verlange er für die Eier ein paar Cent mehr.
Und dann gab es noch ein zweites Problem. Nach einem annehmbarem Frühlingswetter kam die tropische Hitze, wie zuletzt in den 1970er Jahren. Der Zaun fürs Freigehege sei kaum noch einzurammen, sagt Benedikt Böhm, dessen Großvater schon Landwirt war. Mit einer Dürresaison werde die Natur fertig. Aber 2018 oder 2019 habe man auch schon extreme Trockenheit erlebt
Die Gedanken gehen hin zu neuen Anbausorten, vielleicht auch Erdnüsse
Neue Sorten, die seien vielleicht auch eine Lösung. "Ihr werdet euch an Hirse gewöhnen müssen", erzählt Benedikt Böhm den Kindern, wann immer sie seinen Hof besuchen. Ein unterirdischer Wasserspeicher ist schon geplant. Im nächsten Jahr soll sich zu den Hühnern, Ackerpflanzen und Apfelbäumen noch mehr wärmeliebendes Obst gesellen. Auch Erdnüsse könnten einen Versuch wert sein, die gelten nun wirklich als hart in Sachen Trockenstress. "Es wird spannend" – das steht für Benedikt Böhm fest.
Bayerische Bioerlebnistage: Der Siebenäckerhof lädt zur Apfellese ein
Spannend wird es auch am 8. Oktober, dann lädt der Siebenäckerhof zur Apfellese ein. Im Rahmen der bayerischen Bioerlebnistage wird Mus und Marmelade hergestellt. Den Kindern ökologische Zusammenhänge begreiflich zu machen: Darum geht es auch der befreundeten Imkerin Katrin Wörner, die ihre Bienenvölker gleich in der Nachbarschaft aufgestellt hat, wo die Immen im Sommer fleißig das Obst und Getreide bestäuben. Ins Gras hat sich, neben unzähligen echten Wespen, eine schwarz-gelbe Wespenspinne verirrt, eigentlich eine prachtvolle Südeuropäerin. Die war früher selten, breitet sich aber immer mehr aus, wohl auch in Folge des Klimawandels. Schwarz-gelb bleibt ein Warnzeichen der Natur.