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Unterspiesheim
Gibt es eine Zukunft für ein neues Schulhaus in Unterspiesheim? Bündnis Bildung hofft auf Stimmungsumschwung
Daniel Friedrich und Sebastian Weikert veranstalteten eine Informationsveranstaltung nach dem vorläufigen Planungsstopp. Neben Zahlen gab es auch Verwunderung.
Hoffen nach dem Planungsstopp doch noch auf eine Realisierung des neuen Schulgebäudes in Unterspiesheim: Die Familienväter Daniel Friedrich (links) und Sebastian Weikert hatten am Dienstag zu einer Informationsveranstaltung unter dem Titel 'Container Kinder – Wie könnte die Grundschule Kolitzheim in Zukunft aussehen?' eingeladen.
Foto: Stefan Pfister | Hoffen nach dem Planungsstopp doch noch auf eine Realisierung des neuen Schulgebäudes in Unterspiesheim: Die Familienväter Daniel Friedrich (links) und Sebastian Weikert hatten am Dienstag zu ...
Stefan Pfister
 |  aktualisiert: 29.07.2024 02:37 Uhr

Die Ankündigung eines vorläufigen Planungsstopps für den Schulhausneubau in Unterspiesheim hat für Verunsicherung gesorgt. Und offenbar viele Fragen in der Bevölkerung aufgeworfen, insbesondere im Hinblick darauf, warum man sich das neue Zentralgebäude nicht mehr leisten kann und wie es mit der Grundschule, die auf drei Standorte aufgeteilt ist, weitergehen soll. 

Mitte Mai war bekannt geworden, dass die Kosten auf angeblich bis zu 26 Millionen Euro gestiegen sind. Weil die Kommune nur Kredite bis maximal zehn Millionen Euro aufnehmen könne, sei dies aufgrund der aktuellen Finanzkraft nicht darstellbar, sagte Bürgermeister Horst Herbert in der Juni-Sitzung des Gemeinderates. Daraufhin wurden die Mittel aus dem Haushalt gestrichen. Zeitnah, so lautete der Tenor damals, will man sich um eine Lösung bemühen.

Gut besuchte Informationsveranstaltung

Eine Privatinitiative mit dem Namen "Bündnis Bildung" hat jetzt versucht, einige Antworten zu finden. Der Diskussionsabend am Dienstag im Sportheim mit dem Titel "Container Kinder: Wie könnte die Grundschule Kolitzheim in Zukunft aussehen?" stieß auf großes Interesse: Rund 50 Bürgerinnen und Bürger wollten mehr von den Initiatoren Daniel Friedrich (Oberspiesheim) und Sebastian Weikert (Unterspiesheim) erfahren.

Die Familienväter hatten im Vorfeld eine Vielzahl von Informationen und Zahlen gesammelt und dafür stundenlang öffentlich zugängliche Quellen ausgewertet, darunter Sitzungsprotokolle des Gemeinderates. Wichtig war ihnen ein Aspekt: "Wir wollen sachlich und faktenbasiert informieren, nur mit offiziellen Zahlen", betonte Weikert. 

Dass die Veranstaltung zeitgleich mit einer Ratssitzung stattfand, bedauerten sie. Man hatte den Bürgermeister eingeladen und versucht, einen gemeinsamen Termin vor den Sommerferien zu finden. Da dies nicht möglich gewesen ist, schickten sie ihm einen Fragenkatalog zu. Dessen Antworten berücksichtigten sie bei ihren Informationen. Für die pädagogische Expertise sorgten Grundschulrektorin Michaela Kirchner und Schulentwicklungsmoderator Engelbert Schmid.

2016 wurde der Bedarf festgestellt

Zuvor gab es einen Rückblick auf die Pläne zum Neubau, die bis 2016 zurückreichen, als der Bedarf für ein zentrales Schulhaus festgestellt wurde. Nach Genehmigung des Baus und einem Bürgerentscheid folgte im Mai 2024 der vorläufige Planungsstopp. Verwundert zeigten sich die Bündnis-Bildung-Initiatoren darüber, auch über den Zeitpunkt.

Während im September 2023 die damals genannten 19,5 Millionen Euro "kein Kostenproblem" darstellten, so Weikert, führte im darauffolgenden Mai die im Ratsprotokoll aufgeführte Teuerung auf 22,4 Millionen Euro zum Stopp. Abzüglich der gefundenen Einsparmöglichkeiten von 3,4 Millionen Euro, lag die Investitionssumme dann sogar nur bei 19 Millionen Euro.

Nach Abzug der staatlichen Förderung von rund sechs Millionen Euro sowie einer maximal zulässigen Kreditaufnahme von zehn Millionen Euro fehlte laut Weikert im September ein Betrag von 3,5 Millionen Euro, im Mai 2024 aber nur von 3,0 Millionen Euro. Er fragte sich deshalb, warum der Stopp nicht schon im September verhängt wurde. "Für mich ist das nicht nachvollziehbar."

Ergänzend dazu stellte er fest, dass zur Summe von 25 bis 26 Millionen Euro, die im Mai und Juni im Rat genannt wurde und die auch diese Redaktion geschrieben hatte, keine Belege in Protokollen zu finden waren.

Hat sich die Finanzkraft der Gemeinde wirklich verschlechtert?

Dass sich die Finanzkraft verschlechtert habe, wurde nicht nur von Weikert bezweifelt, der auf aktuelle Rücklagen von über zehn Millionen Euro hinwies. Schulentwicklungsmoderator Engelbert Schmid, der den Schulhauskonzept-Prozess begleitet, sah vielmehr einen kontinuierlichen Rückgang der Pro-Kopf-Verschuldung seit 2015 von 364 Euro auf 130 Euro (2022), die er beim Statistischen Landesamt recherchiert hat. "Aus meiner Sicht ist die Gemeinde fast schuldenfrei", meinte Schmid und stellte sich die Frage: "Was kann man sich leisten und was will man sich leisten?"

Bei der gut besuchten Informationsveranstaltung sprachen neben den beiden Initiatoren Daniel Friedrich und Sebastian Weikert (hinten, stehend) auch Schulrektorin Michaela Kirchner (sitzend, Bildmitte) und Schulentwicklungsmoderator Engelbert Schmid (rechts).
Foto: Stefan Pfister | Bei der gut besuchten Informationsveranstaltung sprachen neben den beiden Initiatoren Daniel Friedrich und Sebastian Weikert (hinten, stehend) auch Schulrektorin Michaela Kirchner (sitzend, Bildmitte) und ...

Einblicke in den Schulalltag an den drei Standorten Herlheim, Stammheim und Zeilitzheim gab Rektorin Michaela Kirchner. Ihr zufolge sind derzeit alle Räume belegt und im neuen Schuljahr muss eine weitere Klasse untergebracht werden. Erschwert werden die Planungen durch den gesperrten, einzigen Werkraum in Herlheim, nachdem bei einer Brandschutzbegehung der fehlende Fluchtweg bemängelt wurde. Die Gemeinde, so Kirchner, hat aber schnelle Hilfe zugesagt, sie hofft deshalb auf eine wieder mögliche Nutzung des Werkraums ab September.

Problematisch ist aus ihrer Sicht der "Bustourismus" der Kinder zwischen den Standorten. Nicht nur im Fach Werken, bei dem normalerweise alle Klassen nach Herlheim gefahren werden müssen, was ein "Horror" sei, so Kirchner. In Religion würden manche Eltern ihre Kinder mittlerweile für jenen Religionsunterricht anmelden, der gerade im Schulhaus vor Ort stattfindet.

Als schwierig bezeichnete die Rektorin zudem ihre Personalplanung. Mal schnell in ein anderes Schulhaus fahren, wenn eine Lehrkraft ausfalle, sei nicht so einfach. Die Arbeitsbedingungen seien "hart". Ein Teilnehmer konstatierte dazu, dass eine vernünftige Schule unter diesen Bedingungen offenbar nicht möglich sei. "Aber es wäre in einem neuen, zentralen Schulhaus möglich", meint Kirchner.

Das 2020 gemeinsam mit vielen Experten und Stellen ausgearbeitete Konzept für ein neues Schulgebäude hält sie an den drei Standorten für nicht umsetzbar. Unter den Gegebenheiten könne auch der Wunsch nach mehr Gemeinsamkeit in der Grundschule nicht erfüllt werden. "Wir haben ja nicht einmal eine Aula", so Kirchner. 

Ein neues Schulhaus wäre für sie ein geeigneter "Lern- und Lebensraum", gerade wenn ab 2026 der Rechtsanspruch auf die Ganztagsbetreuung besteht. Sie hoffe immer noch, dass der Planungsstopp aufgehoben werde.

Auf einen Stimmungsumschwung im Rat, der über das weitere Vorgehen entscheidet, hoffen auch die Initiatoren Daniel Friedrich und Sebastian Weikert, die sich mit der Resonanz zufrieden zeigten. Vielleicht, so meinten sie, könnten weitere Einsparungen gefunden werden. Beide wünschen sich auch eine Informationsveranstaltung der Gemeinde. 

 
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  • Andreas Graf
    "bildung ist das, was übrig bleibt, wenn man alles vergessen hat, was man gelernt hat"
    sagte schon werner heisenberg.

    inwieweit ein modernes schulgebäude einen positiven einfluss auf die pisa-studie hat kann ich nicht beurteilen, es kann ein kleiner faktor sein, aber sicher nicht der entscheidende.

    zur situation in röthlein kann ich nichts sagen, und in geo ist noch nichts in trockenen tüchern, da hat man neben der grund und mittelschule noch andere projekte auf der agenda die bezahlt werden sollen.

    bürgermeister herbert könnte es sich ja einfach machen und das projekt durchziehen, spätestens am 1.mai 2026 ist er raus aus der nummer, nach mir die sintflut...

    ich finde ja, das bei solchen projekten mehr vom freistaat gefördert werden müsste.
    in allen wahlkampf und sonntagsreden wird darauf hingewiesen wie wichtig bildung ist, und dennoch wird bei der förderung geknausert, denn es wird ja nicht das gesamte gebäude bezuschusst.
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  • Karl Weikert
    @Andreas Graf: scheint dass wir doch noch Gemeinsamkeiten finden ;-).

    Die Förderungshöhe ist tatsächlich ein Witz, wobei die 6 Mio. € ja auch eine konservative Annahme sind.
    Es werden i.d.R. zwischen 20-50% gefördert.
    Röthlein z.B. erweitert die bestehende Schule für geplant 16,5 Mio.€, publiziert aber einen Eigenanteil von ca. 7,5 Mio.€, d.h. Förderung liegt bei 54%.

    Bei den Kosten Kolitzheim waren es unter Berücksichtigung der laut Architekten möglichen Einsparmaßnahmen 19 Mio.€ mit 6 Mio Förderung, also „nur“ 31%.

    Nichts genaues weiß man nicht, die 6 Mio.€ könnten am Ende also auch 8 Mio€ werden, oder wenn es das Niveau von Röthlein erreichen würde sogar 10,2 Mio.€ Förderung.
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  • Andreas Graf
    ich frage mich, wie groß das bemühen um einen gemeinsamen termin mit dem bürgermeister wirklich war.
    wenn ich schon keinen termin vor den sommerferien finde, warum verschiebe ich diese veranstaltung nicht in richtung september wenn es vielleicht auch dem bürgermeister möglich wäre daran teilzunehmen.
    bedauerlicherweise legt man den termin auch noch so, das er sich mit der gemeinderatssitzung überschneidet.
    diesen termin hatte man wohl bei der planung "übersehen", und so konnten auch keine mitglieder des gemeinderats an dieser info teilnehmen, die an stelle des bürgermeisters auf offene fragen hätten eingehen können.
    die hoffnung auf einen stimmungsumschwung bezahlt jedenfalls einen neubau der grundschule nicht, und auch nicht die künftigen investitionen die in der gemeinde zu tätigen sind.

    vielleicht sollte man bis zur nächsten wahl 2026 warten, dann können sich die richtig kompetenten leute zur wahl stellen, als bgm und gemeinderat und das ganze verantworten.
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  • Karl Weikert
    Fragen heißt nicht wissen.

    Glücklicherweise haben wir uns Präsentatoren ausschließlich an belegbare Fakten aus GR Protokollen, Ausschusssitzungen, etc. gehalten.

    Die einzige verbliebene Frage, die offen bleibt ist, warum überhaupt ein finanzielles Problem vorliegt.
    Insbesondere bei stetig fallender Verschuldung der Gemeinde (in 2022 nur 1 Mio.€, bzw. 130€ pro Kopf, Durchschnitt in Bayern >800€/Kopf) sowie Rücklagen von 10 Mio.€.

    Vor allem aber, dass am 26.09.2023 ein Eigenanteil von 14 Mio nur zu Schulterzucken im GR führte, am 14.05.2024 dann aber ein Eigenanteil >10 Mio.€ zu einem Planungsstop führt.
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  • Karl Weikert
    Sehr geehrter Leser,
    bitte geben Sie einen Kommentar in das Kommentarfeld ein und verzichten Sie auf eine Grußformel.
    Mit freundlichen Grüßen
    MP-Digitalredaktion
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  • Karl Weikert
    Sehr geehrter Leser,
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    MP-Digitalredaktion
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  • Andreas Graf
    die zahlen und fakten habe ich auch nicht angezweifelt.
    aber man hätte ja auch bei den örtlichen gemeinderäten nachfragen können warum sie beim schulterzucken mitgezuckt haben.

    fakt ist aber auch, das die gemeinde noch andere ausgaben zu stemmen hat, das blendet man wohl bewusst aus.

    mal angenommen die gemeinde baut die schule, kann danach aber notwendige investitionen nicht mehr tätigen da rücklagen futsch, pro-kopf-verschuldung bei 1300€ +x.
    wer trägt dann die verantwortung?
    mit sicherheit nicht die initiatoren des bildungsbündnisses.
    da geht die a-karte wohl an den gemeinderat und den bürgermeister.
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  • Karl Weikert
    Investition in die Bildung bringt noch immer die besten Zinsen, das hat schon Benjamin Franklin gesagt.

    Sollte man sich bei unseren PISA Ergebnisse zu Eigen machen.

    Andere Gemeinden mit ähnlicher Größe, und teilweise höherer Verschuldung stemmen es ja auch (Röthlein baut an für 16,5 Mio., Gerolzhofen mit 1000€ pro Kopf Verschuldung plant ebenfalls mehrere zehn Mio in den Haushalt ein).

    Aber Kolitzheim kann (oder will) nicht.

    Getreu dem Motto der Aussage unseres BGM in der Bürgerversammlung Untetspiesheim Anfang 2024 „… Das Spiel ist noch nicht vorbei“

    Beste Grüße
    Sebastian Weikert
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  • Karl Weikert
    Sehr geehrter Leser,
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    Mit freundlichen Grüßen
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