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Grafenrheinfeld
Atommüll aus Würgassen kommt nach Grafenrheinfeld
Politisch ist der Plan umstritten, aber Kraftwerksbetreiber Preussen-Elektra hat eine Genehmigung. Warum Atommüll aus Würgassen nach Grafenrheinfeld kommen soll.
3000 Fässer mit schwach- und mittelradioaktivem Müll lagern im Gebäude des ehemaligen AKW Würgassen. Vier von ihnen sollen jetzt nach Grafenrheinfeld gebracht werden.
Foto: Preussen-Elektra | 3000 Fässer mit schwach- und mittelradioaktivem Müll lagern im Gebäude des ehemaligen AKW Würgassen. Vier von ihnen sollen jetzt nach Grafenrheinfeld gebracht werden.
Josef Schäfer
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:21 Uhr

Atommüll aus dem stillgelegten Atomkraftwerk Würgassen in Nordrhein-Westfalen wird nun doch in Grafenrheinfeld (Lkr. Schweinfurt) zwischengelagert. Entsprechende Pläne hat der Kraftwerksbetreiber Preussen-Elektra am Dienstag konkretisiert. Vier Behälter mit schwach radioaktivem Abfall, der aus dem Rückbau des Atommeilers in Würgassen stammt, sollen nach Unterfranken gebracht werden. Einen Zeitpunkt nannte Preussen-Elektra nicht. Weitere Container könnten später dazukommen.

Bereits beim Bau des zweiten Zwischenlagers in Grafenrheinfeld, den Preussen-Elektra veranlasst hat und das strahlende Abfälle aus dem laufenden Rückbau des AKW Grafenrheinfeld aufnehmen soll, hatte sich Preussen-Elektra genehmigen lassen, bis zu 20 Prozent der Lagerkapazitäten auch für Hinterlassenschaften aus anderen AKW im Eigentum von Preussen-Elektra nutzen zu dürfen. Hintergrund ist, dass das zentrale Endlager für derartige Abfälle in Schacht Konrad bei Salzgitter frühestens im Jahr 2027 zur Verfügung steht. Dorthin sollen dann auch diejenigen Fässer gebracht werden, die nun in Grafenrheinfeld geparkt werden sollen.

20 Prozent Platz für externen Müll

In Grafenrheinfeld gibt es zwei Zwischenlager: Das BZR, in dem die hochradioaktiven Brennstäbe lagern. In 54 Castoren. Material von außerhalb darf dorthin nicht gebracht werden, obwohl in der Halle noch Platz wäre. Die Genehmigung läuft bis 2046, dürfte aber verlängert werden, weil die Standortsuche nach einem Endlager in Deutschland bislang ergebnislos andauert.

Das zweite Lager trägt die Bezeichnung AZR und ist für schwach- und mittelradioaktiven Müll aus dem Abbau des AKW Grafenrheinfeld gedacht. Darin sollen auch die Behälter aus Würgassen untergebracht werden. Beide Lager betreibt inzwischen die bundeseigene Gesellschaft für Zwischenlagerung BGZ.

Im Zwischenlager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle in Grafenrheinfeld sollen Container mit Müll aus dem ehemaligen AKW Würgassen geparkt werden.
Foto: Thomas Obermeier | Im Zwischenlager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle in Grafenrheinfeld sollen Container mit Müll aus dem ehemaligen AKW Würgassen geparkt werden.

Nach Mitteilung von Preussen-Elektra prüfe die BGZ derzeit die Unterlagen für die Zwischenlagerung aus Würgassen. Es ist zu erwarten, dass die Prüfung positiv ausfallen wird, da Preussen-Elektra für den Bau eine Genehmigung für externen Müll bewirkt hatte. Als Grund für den Transport nach Unterfranken gibt der Kraftwerksbetreiber, eine Tochter des Eon-Konzerns, an, den weiteren Rückbau des ehemaligen AKW Würgassen vorzubereiten. Dort sind nur noch die Gebäudehüllen übrig geblieben. Allerdings lagern aus Platzgründen in einigen Räumen Behälter mit radioaktivem Müll. Bevor die Gebäude abgerissen oder anderweitig genutzt werden können, müssen laut Preussen-Elektra diese Rückstände entfernt werden.

Logistikzentrum für Atommüll geplant

In einem gewissen Zusammenhang mit den Transportplänen könnte auch das Vorhaben der BGZ stehen, auf dem Gelände in Würgassen ein zentrales Logistikzentrum für schwach- und mittelradioaktiven Müll zu bauen. Denn aus den deutschen AKW-Standorten kann später das Material nicht direkt nach Schacht Konrad gebracht werden, sondern soll in Würgassen zentral gesammelt, spezifiziert und sortiert werden, um es dann nach einem genauen Ablauf- und Zeitplan in das Endlager zu liefern.

Im ehemaligen AKW Würgassen in Nordrhein-Westfallen sind nur noch die Betonhüllen der Gebäude übrig. Mit Ausnahme von Atommüllfässern, von denen die ersten nach Grafenrheinfeld transportiert werden sollen.
Foto: Josef Lamber | Im ehemaligen AKW Würgassen in Nordrhein-Westfallen sind nur noch die Betonhüllen der Gebäude übrig. Mit Ausnahme von Atommüllfässern, von denen die ersten nach Grafenrheinfeld transportiert werden sollen.

Kritik des Grünen-Abgeordneten Knoblach

Die Pläne von Preussen-Elektra, Atommülltransporte nach Grafenrheinfeld vorzubereiten, hatte nach deren Bekanntwerden 2021 für politischen Wirbel in der Region um Schweinfurt gesorgt. Vor allem der Landtagsabgeordnete Paul Knoblach (Grüne), der in unmittelbarer Nachbarschaft zum AKW Grafenrheinfeld wohnt, hatte sie vehement kritisiert. In Anbetracht der Tatsache, dass in Grafenrheinfeld bereits eine Menge Atommüll lagere, solle kein weiterer dazukommen. Ebenso mahnte er Transportrisiken an. Am Dienstag bestätigte Knoblach gegenüber dieser Redaktion seine kritische Haltung in vollem Umfang.

Die Risiken, die bei Transport und Einlagerung entstehen würden, kritisiert auch der Bund Naturschutz. Der Schweinfurter Kreisvorsitzende Edo Günther weist darauf hin, dass die politische Aufmerksamkeit bereits im Genehmigungsprozess hätte höher ausfallen müssen, als jetzt den Zustand anzuprangern. Zudem kritisiert er, dass beim Lager für schwachradioaktive Stoffe eine dreifach höhere Strahlenemission nach außen erlaubt worden sei als beim BZR für hochradioaktive Brennstoffe.

 
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  • m.schmitt.stadtlauringen@gmail.com
    Die Problematik ist eher die, dass zu befürchten ist, dass das Zeug noch in 100 Jahren oberirdisch in Grafenrheinfeld liegt. Sicher spielt auch die Angst mit, dass hier noch mehr Zeug anlanden könnte weil "man hat ja hier schon ein Lager, da macht eine weitere Halle etc. auch nichts mehr aus".

    Die Poltik hat sich schon in den vergangenen Jahrzehnten blamiert langfristige Endlager zu finden. Hier ist niemanden mehr zu trauen! Zumal es einen massiven Protest geben dürfte, sollte eines Tages ein Ort als Endlagerstelle auserkoren werden.

    Da gibt man sich lieber keine Mühe und verschiebt das Problem in die nächste bzw. übernächste Generation. An dieser Sache macht sich kein aktiver Poltiker die Finger schmutzig.

    Ich kann mit der Art und Weise wie Herr Knoblach agiert auch nicht immer was anfangen, aber man darf nicht Gefahr laufen, dass hier zukünftig weiterer Müll abgeladen wird bzw. Genehmigungen erweitert werden. Die Müllproblematik muss immer wieder aktiv angesprochen werden.
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  • robert.erhard@gmx.de
    Was gibt es da zu lamentieren? Die Genehmigung besteht.
    Knoblauch will wieder nur Aufmerksamkeit!
    Mal einen raushauen und Gefahr simulieren!
    Welche Risiken bestehen? Ross und Reiter zu nennen ist nicht seine Stärke! Es handelst sich schließlich nicht um einen Händer Zuckerrüben wo mal eine runterfallen könnte!

    Und Günther... die Zeitung braucht halt immer einen Gegner! man wirft nicht mit Zahlen um sich ohne Quelle oder sachliche Richtigkeit!
    "dass beim Lager für schwachradioaktive Stoffe eine dreifach höhere Strahlenemission nach außen erlaubt worden sei..."
    Was ist die Basis von 3-fach? Wie hoch ist das Verhältnis zur natürlichen Radioaktivität? Was sind die Grenzwerte?

    Meine Kommentare werden gesperrt wenn ich das so schreiben würde!
    Liebe MP: bitte belegen oder die Polemik raus!
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  • hans-martin.hoffmann@t-online.de
    Na dann bin ich mal gespannt

    ob dagegen genauso ein Widerstand entbrennt wie gegen die fiesen Stromleitungen, mit denen der "erneuerbare Strom" nach Süden geleitet werden soll, um so den Multis ihre Gewinne zu sichern bzw. die Bürger/innen richtig abzuzocken...
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