
Die Pressemitteilung war gespickt mit Attacken: Von "offensichtlicher Hilf- und Planlosigkeit" der Atomkraftwerksbetreiber sprach darin am Donnerstag der Grünen-Landtagsabgeordnete Paul Knoblach. Dabei kritisierte er vermeintliche Pläne von Preussen-Elektra, auf dem Gelände des ehemaligen Atommeilers Würgassen in Nordrhein-Westfalen ein Zwischenlager für mittel- und schwachradioaktive Stoffe aus Grohnde in Niedersachsen zu bauen. Diese Information fand sich in einem Bericht des Westfalenblatts im Zusammenhang mit dem AKW Grohnde. Die Anlage in Grohnde wird zum Jahresende abgeschaltet und soll zurückgebaut werden.
Was ist mit Transporten nach Grafenrheinfeld?
Hintergrund für Knoblachs erboste Schelte: Im ehemaligen Kraftwerk Würgassen stehen noch Fässer mit Müll aus dem dortigen Kraftwerksrückbau, die Preussen-Elektra auslagern möchte. Dafür kommt auch das neugebaute Zwischenlager in Grafenrheinfeld in Betracht. Ein Neubau in Würgassen und dennoch Transporte nach Unterfranken? Ein offensichtlicher Widerspruch. Begründet hatte Preussen-Elektra die Auslagerung mit dem Plan, das Gebäude möglichst schnell abreißen zu können. Gleichzeitig seien die bisherigen Lagerkapazitäten in Würgassen erschöpft. Mit seinem Bezug auf die vermeintlichen Neubau-Informationen nannte Knoblach die Argumentation von Preussen-Elektra über Platzmangel daher ein "Sommer-Märchen".
Ausgangspunkt Falschinformation
Das wäre es möglicherweise, wenn die Information des Westfalenblatts gestimmt hätte, dass in Würgassen ein Zwischenlager für Grohnde gebaut würde. Hat sie offensichtlich nicht. Auf Nachfrage bei der Pressestelle von Preussen-Elektra hieß es, dass es sich um eine Falschmeldung handle, die das Medienhaus korrigieren wolle. Eine Sprecherin bekräftigte: "Die Transportbereitstellungshalle für die Abfälle aus dem Rückbau Grohnde wird auch dort am Standort errichtet, so wie in Grafenrheinfeld auch." Im Umkehrschluss bedeutet das: Die Möglichkeit, Atommüll aus Würgassen nach Grafenrheinfeld zu bringen, steht unverändert im Raum.
Pläne für Logistikzentrum
Unabhängig von der Verwirrung um die Abfälle aus Grohnde gibt es bereits andere Neubaupläne in Würgassen. Die bundeseigene BGZ, die auch die Zwischenläger in Grafenrheinfeld betreibt, will dort ein so genanntes "Logistikzentrum" für schwach- und mittelradioaktive Abfälle bauen. Aus allen deutschen Standorten sollen die Behälter dort gesammelt und portions- und bedarfsgerecht an das Endlager in Schacht Konrad abgegeben werden, das 2027 eröffnet werden soll.
UPDATE:
MdL Knoblach hat seine Pressemitteilung kurz nach 16 Uhr zurückgenommen. Sein persönlicher Mitarbeiter Johannes Weiß schreibt: "Nach Kontaktaufnahme durch die Pressesprecherin der PreussenElektra GmbH Frau Almut Zyweck möchten wir die Pressemitteilung von heute morgen widerrufen. Wörtliches Zitat Frau Zyweck: 'der Bau einer Halle in Würgassen ist eine Falschmeldung. Diese Information wurde unserem Anlagenleiter vom Westfalen-Blatt fälschlicherweise in den Mund gelegt. Das Westfalen-Blatt hat zugesagt, dies im Rahmen der morgigen Berichterstattung richtigzustellen.'"