Während der Corona-Pandemie verzeichnete die Gastronomie immense Umsatzeinbußen. Viele Gastgewerbe mussten daraufhin ihre Türen für immer schließen. Um zu helfen, senkte die Bundesregierung unter anderem den Mehrwertsteuersatz für Speisen, die vor Ort gegessen werden, von 19 Prozent auf sieben Prozent. Diese Regelung wurde bereits einige Male verlängert, das letzte Mal bis Ende 2023, um die gestiegenen Energiekosten abzufangen.
Ab kommenden Jahr will die Bundesregierung zum alten Mehrwertsteuersatz zurückkehren. Dagegen hat der DEHOGA Bundesverband die Petition "Keine Steuererhöhung: 7% Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie müssen bleiben" gestartet. Aber was denken Gastronominnen und Gastronomen aus Schweinfurt und Gerolzhofen darüber? Und was würden sie sich von der Politik wünschen?
Einige gehen davon aus, dass weitere Gastronomiebetriebe schließen werden
Die Senkung der Mehrwertsteuer habe der Gastronomie gut getan, sagt Chefkoch Max Matreux. Er ist der Leiter des Gourmetrestaurants "Kugelmühle" in Schweinfurt und stellvertretender Kreisvorsitzender des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA). "Wenn die Regierung die Mehrwertsteuer anhebt, wäre das eine Katastrophe." Denn aufgrund der erhöhten Lebensmittelpreise und der Inflation sei die Kostenstruktur der Gastronomie mittlerweile komplett aus dem Ruder gelaufen. Hinzu komme das Problem des Personalmangels.
Deshalb ist er der Meinung, dass die Politik die verringerte Mehrwertsteuer mindestens noch bis Ende 2024 beibehalten sollte. Außerdem würde er sich einen Austausch zwischen der Politik und der Gastronomieszene wünschen, um gemeinsam eine Lösung zu finden.
Aktuell gehe er davon aus, dass der Finanzminister eine Steuererhöhung im November bestätigen wird – nach den Landtagswahlen in Bayern und Hessen. In diesem Fall stünden Gastronominnen und Gastronomen vor der Entscheidung, entweder weniger Gewinn zu erwirtschaften oder die Preise zu erhöhen und dadurch das Risiko einzugehen, Kunden zu verlieren. "Das wird vielen Einrichtungen das Genick brechen."
Der "Hirschkeller" in Schweinfurt beispielsweise werde die Erhöhung der Mehrwertsteuer eins zu eins an seine Kundinnen und Kunden weitergeben müssen, erzählt der Betriebsleiter Johannes Günther. "Denn wir haben unsere Preise bereits sehr knapp kalkuliert, um unseren Gästen ein erschwingliches und gutes Essen ermöglichen zu können." Andernfalls würde das Restaurant enorme Verluste machen. "Wir hoffen, dass die Erhöhung nicht kommt, rechnen aber aktuell mit dem Schlimmsten", sagt er.
Mittlerweile laufe der Betrieb zwar wieder wie vor der Corona-Pandemie, jedoch haben auch sie mit höheren Energie- und Lebensmittelpreisen zu kämpfen. Günther glaubt, dass viele Betriebe schließen werden, wenn die Mehrwertsteuer angehoben wird. Von der Politik erhofft er sich mehr Verständnis für die Gastronomie und eine ordentliche Regelung der Mehrwertsteuersätze.
Gastronomin wünscht sich mehr Wertschätzung und Bürgernähe
Auch dem Hotel-Gasthof "Tor zum Steigerwald" in Gerolzhofen sei es bisher gelungen, mit der gesenkten Mehrwertsteuer die Inflationsrate etwas auszugleichen, erzählt die Leiterin Ruth Döpfner. "Die Steuererhöhung werden wir aber eins zu eins an unsere Gäste weitergeben müssen, wobei es zu einer enormen Kostensteigerung kommen wird."
Denn auch sie habe noch mit den Einbußen aufgrund der Corona-Pandemie zu kämpfen, während der sie dennoch aber niemanden entlassen habe. Hinzu kämen der Personalmangel und die gestiegenen Energiekosten. Außerdem fehle es in Gerolzhofen mangels öffentlicher Verkehrsmittel an Passantenverkehr. "Wir sind hier auf uns alleine gestellt."
Deshalb wünscht sich Döpfner von der Politik viel weniger Bürokratie und mehr Bürgernähe, speziell in den ländlichen Regionen. "Mit der dauerhaften Geltung von sieben Prozent würde der Branche zudem die Wertschätzung gezeigt, die sie in den meisten EU-Ländern schon genießt", sagt sie. Denn in 23 EU-Staaten gelte bereits der reduzierte Mehrwertsteuersatz auf Speisen in der Gastronomie.
Jürgen Brehm hingegen geht nicht davon aus, dass die Mehrwertsteuer wieder angehoben wird. "Ich glaube nicht, dass die Politik riskiert, dass dadurch noch mehr Gastronomiebetriebe verschwinden", erklärt der Eigentümer des "Gasthaus Brehm" in Wiebelsberg in vierter Generation.
Sollte eine Erhöhung dennoch kommen, werde er seine Preise nicht erhöhen. "Denn ganz ehrlich: Welcher Gastronom hat nach der Steuersenkung die Preise nach unten angepasst?" Von der Politik wünscht er sich Steuererleichterungen, sodass die Gastronomielandschaft nicht noch dünner wird.